Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 2, 1974

Abb. 1: H. Kohl: Das naturräumliche Fllesengefüge an der unteren Traun bei Hörsching Der Bildausschnitt zeigt im Bereich des unteren Trauntales drei natürliche Land schaftseinheiten mit jeweils verschiedenem Gefüge der einzelnen Landschaftsbestandteile (Fliesen). Im Norden ein kleiner Ausschnitt des Tertiärhügellandes, der Schwelle von Scharten, mit parallelen, flach abfallenden Rücken und breiten,teilweisefeuchten Mulden, In denen auch gnabenartlge Einschnitte auf treten. In der Mitte das untere Trauntal mit einer parallel zum Fluß verlaufenden streifenförmigen Anordnung der einzelnen ökologisch sehr unterschiedlichen Gefügeteile: Von der durch flache Mulden gegliederten, lößbedeckten Hochterrasse über die wasser verschluckenden Schotterfluren der Welser Heide bis zum Auland an der Traun. Im Süden ein kleiner Ausschnitt aus der alteiszeitlichen Traun-Enns-Platte mit Steilabfall, Plateauflächen und asymmetrischen Tälern, deren Flachhänge ähnlich gegliedert sind wie am Abhang im Norden. — Aus Atlas von Oberösterreich, 2. Lfg., Erläuterungsband S. 19. bensraum der Menschen auf der Erde. Die Begriffe Landschaft und Lebensraum decken sich also nicht, aber unser Le bensraum setzt sich aus Landschaften zusammen. Soweit z. B. in Gebirgen der Lebensraum auf kleinere isolierte Tal schaften und Becken eingeschränkt wird, stimmt er z. T. auch mit einzelnen Land schaftseinheiten überein. Die Landschaftsentwicklung Die geographischen Landschaften sind in langen erd- und kulturgeschichtlichen Prozessen zu dem geworden, was sie im Augenblick darstellen. In ständiger Entwicklung begriffen werden sie sich weiter verändern, und zwar nicht nur durch die menschliche Betätigung in ihnen, sondern auch durch stets wirk same Naturvorgänge. Wir können die Entwicklungsgeschichte einer Landschaft an ihren Merkmalen in großen Zügen rekonstruieren und dabei auch in Erfah rung bringen, wie die Natur sich zu der unterschiedlichen Tätigkeit der Menschen im Räume verhält und wie umgekehrt der Mensch bisher auf Naturvorgänge reagiert hat. Es gibt von menschlicher Kultur unbe rührte Räume; wir sprechen dann von Naturlandschaft (Abb. 2 und 3). Sie ist im wesentlichen auf die für menschliche Be siedlung und menschliches Wirtschaften bisher ungeeigneten, lebensfeindlichen Räume beschränkt. Bei uns gehören nur noch kleine Inseln des Hochgebirges in diese Gruppe. Alle anderen Landschafts räume sind bereits in irgendeiner Form von Menschen gestaltet und verändert worden, wobei diese Einflußnahme mit der Dichte der Besiedlung zunimmt und in den sogenannten Ballungsräumen der Erde am größten und mobilsten ist. Wir sprechen von Kulturlandschaft verschie dener Ausprägung und verschiedener Entwicklungsstufen (Abb. 4, 5, 6). Der Wandel von der Natur- zur Kultur landschaft setzte mit dem Seßhaftwerden der Menschen ein, als diese begannen, Siedlungen zu bauen, Wälder zu roden und die damit gewonnenden Flächen für sich zu nutzen, also etwa gegen Ende des Mesolithikums, vor ungefähr 5000 bis 6000 Jahren.Vorher war der Mensch als Samm ler und Jäger noch ein Bestandteil der Naturlandschaft. Wir wissen, daß die wei tere Entwicklung anfangs sehr langsam vor sich ging und nicht gleichmäßig er folgte. Im allgemeinen erfuhr dieser Ent wicklungsprozeß unserer Kulturlandschaft zur Gegenwart herauf eine zunehmende Beschleunigung, besonders in den letz ten 100 bis 150 Jahren. Dabei war die J V V V < ' * V »/ V V ^ ^V V V I i ^ ? mmhk H KOHL

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