Abb. 7 Andreas Kölle, Katharina In Vent im Ötztal (1715). Foto: G.Amann, Innsbruck -■ Ar ■ fl. Schaffen der Altar in der Laurentius kirche in Stanz, der Heimat Jakob Prandtauers (1700/01), und eine Pietä in Ischgi berichten. Schließlich stand als letzter Meister aus diesem Kreis der aus Pendels gebürtige Andreas Kölle (1680 bis 1755) mit der Kunst Thamaschs in Verbindung. Er hatte bei Tschiderer in Donauwörth gelernt und fand in einem langen Leben den Übergang zum beruhigten Spätbarock. Seine Frühwerke stehen aber noch im Banne jener Kunst, die Thamasch ge schaffen hatte. Seine Heiligen Barbara und Katharina in Vent im hintersten Ötz tal (1715) zeigen starke Verwandtschaft mit den gleichen Heiligen Meinrad Guggenbichlers am Hochaltar in Lochen in Oberösterreich (1709). Hier tritt an die Stelle des monumentalen Pathos die Innigkeit des Ausdrucks und die Locke rung des Faltenwurfs, die zum Spät barock hinführen. Wir wissen nicht, ob Kölle in Oberösterreich war, aber mit ihm schließt sich der Kreis jener aus einer gemeinsamen volkstümlichen Kunst erwachsenen Beziehungen zwischen dem Tiroler Oberland und Oberösterreich, denn in Kölles erhaltenem Skizzenbuch befindet sich jene Serie von signierten Zeichnungen Thomas Schwanthalers, die In der Ausstellung zum ersten Male ge zeigt wird und sicher auf dem Weg über Andreas Thamasch zu Kölle ge kommen Ist. Mit Thomas Schwanthaler und Andreas Thamasch standen Ober österreich und Tirol in den entscheiden den Jahrzehnten vor 1700 bei der Grund legung der eigenständigen, aus dem Volkscharakter und nicht aus höfischen Antrieben entstandenen Barockkunst des Alpenlandes Seite an Seite. Thamasch war nicht nur ein Bildhauer des leidenschaftlichen Hochbarocks, er lebte auch in dieser erregten Welt. 1683 war er wieder in einen Raufhandel beim Heringsmahl in Stams verwickelt, im Schützenbüchl von Stams scheinen er und seine Gattin Maria Kluibenschädl als eifrige Schießstandbesucher auf. Sein früher Tod 1697 war ein schwerer Schlag für das Oberland, aber seine Kunst lebte in voller Kraft weiter. Sein Schüler Johann Paulln Tschiderer, In Plans geboren und schon 1683 als Lehr ling an der Rauferei seines Meisters be teiligt, war Thamaschs Vetter und lebte als Bildhauer in Donauwörth im Schatten des Klosters Kaisheim, wo er 1720 starb. Er setzt den hochbarocken Stil Tha maschs fort, nur sind seine Faltenzüge teigiger und weicher und seine Heiligen nicht mehr so heroisch und dramatisch. Ein anderer Oberländer aus dem Kreis um Thamasch, Jakob Auer von Grins (1671 bis 1706), taucht in Oberösterreich auf, wo er in Saisonarbeit für die Klöster In Lambach und Kremsmünster als Stein bildhauer und Elfenbeinschnitzer arbei tet. Das prachtvolle Portal in Lambach (1693) beweist, daß er die Übertragung des erregten Holzbildwerkes in Stein ver standen hat, indem er das Faltenwerk vereinfachte und weniger in den Raum greifen läßt. Im Winter kehrte er immer in seine Heimat zurück, wo von seinem Literatur: Ulrike Gauß, Andreas Thamasch, Weißen horn 1973 Erich Egg — Gert Ammann, Katalog der Aus stellung ,,Barock im Oberland", Innsbruck 1973 Heinrich Decker, Barockplastik in den Alpen ländern, Wien 1943 Gert Ammann, Zum Frühwerk des Bildschnit zers Andreas Kölle, Tiroler Heimatblätter, Innsbruck 1973, S. 67—73 J. Ringler, Die Marlahilfkapelle auf dem Bir kenberg bei Telfs, Festschrift Hermann Wopfner, Band II, Innsbruck 1948 H. Hammer, Der Stamser Stiftsbildhauer An dreas Thamasch, Wiener Jahrbuch für Kunst geschichte, Band XIII, Wien 1949
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