Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Andreas Thamasch, Hochaltar in Birkenberg bei Telfs (1693). Foto: Bundesdenkmalamt Innsbruck (H.-Hammer-Nachlaß) Abb. 6 Jakob Auer, Josef vom Altar der Laurentiuskirche In Stanz bei Landeck (1700/01). Foto: L. Neuhauser, Innsbruck in deren blutgetränkten, zerfetzten Lei bern und edlen Gesichtern die religiöse Inbrunst und ekstatische Hingabe der Zeit besonders stark zum Ausdruck kommen, die monumentale Madonna im Tiroler Landesmuseum, heroisch wie das Weib der Apokalypse, der mächtige Mag nus mit dem Drachen in Fließ (1696), die dem Schmerz hingegebene Pietä in Volders (1694) mit dem im Todeskampf verkrümmten Körper Christi, die Maria dolorosa in Prutz und die eigentlich un vollendete Madonna mit dem Kind im großartig gerankten Kranz der Akanthusblätter in der Stiftskirche Stams, die Tha masch in seinem Todesjahr 1697 als Vorsteher der Johannesbruderschaft schnitzte. Die Volkstümlichkeit dieser in höchster künstlerischer Vollendung ausgedrückten Kunst des Meisters vertritt die Prozes sionsgruppe der himmlischen und irdi schen Dreifaltigkeit in Strengen am Arlberg (um 1690 — Farbbild). Hier wird ein beliebtes Thema des Oberländer Ba rocks: von oben nach unten Gottvater, die Taube des Hl. Geistes und Christus (als Kind) und waagrecht Maria, das Je suskind und Josef, zu einer Einheit ver schmolzen, in der der Faltenwurf mit seinen nach außen schwingenden Rän dern die Personen wie ein Kranz um schließt und zur religiösen Idee der drei Personen in einer verschmilzt.

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