Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Landschaft, Naturschutz, Raumordnung Handelskammer Oberösterreich verwirklicht langfristiges Umweltschutz konzept Norbert Handel Daß Umweltschutz — wenn man darunter die Beseitigung schon entstandener Schäden und das Vermeiden neuer ver steht — nur ein Teilaspekt einer umfas senden Umweltpolitik sein kann, muß spä testens seit der Energiekrise auch dem größten Optimisten klargeworden sein. Die in einer Studie des Clubs von Rom niedergelegten Gesetzmäßigkeiten, wo nach Bevölkerungswachstum Industrie wachstum nach sich ziehe, dieses über die forcierte Bautätigkeit zu Land- und damit Nahrungsmittelverknappung führe und im Anschluß daran eine immer grö ßere Rohstoffverknappung entstehe, wer den heute von keinem Vernünftigen mehr geleugnet. Daß vor etwa zwei Jahren, als diese Untersuchung bekannt wurde, zahlreiche Kritiker die Ansicht vertraten, die Über legungen des Clubs seien unrealistisch, zu pessimistisch und berücksichtigen nicht, daß der Mensch die Fähigkeit habe. Neues zu erfinden, hilft den meisten Staaten bei der Bewältigung ihrer ganzen spezifischen Krisenerscheinungen wenig. Faktum ist, daß auch die Erde nur ein gewisses Angebot an Rohstoffen zur Verfügung hat und menschliches Flandeln sich darauf einzurichten haben wird. Kann man den Leitsatz, daß eine Maxime menschlichen Lebens die ist, ein relativ dauerndes Fortbestehen unserer Rasse auf diesem Planeten zu sichern, einmal als unbestritten gelten lassen, so ergibt sich daraus, daß ein gravierendes Um denken in allen Lebensbereichen die Folge sein muß. Jeder einzelne und die ihn im weitesten Sinne vertretenden Gruppierungen, wie Interessenvertretungen, Staaten, letztlich die Vereinten Nationen werden daher ganz neue Wertmaßstäbe als Grundlage ihres politischen Handelns setzen müs sen. Auch für die wirtschaftliche Interessen vertretung ergibt sich unter Berücksich tigung dieser Aspekte ein neues und in seiner Ausdehnung noch nicht abseh bares Betätigungsfeld. Die Handelskammer Oberösterreich hat seit etwa eineinhalb Jahren diesen Er kenntnissen folgend ein eigenes Referat für Umweltschutz und Wasserwirtschaft eingerichtet. Die Tätigkeit der Handels kammer auf diesem Gebiet läuft nach einem langfristigen Konzept ab. Im Vor dergrund hat dabei zu stehen, daß, wie in allen anderen Gebieten, die wirt schaftliche Interessenvertretung dem Unternehmer gerade auch bei der Be wältigung dieser bisher, wenn schon nicht unbekannten, so doch vielfach nicht ernst genommenen Probleme, hilfreich zur Seite stehen muß. Wie sieht dies nun in der Praxis aus? Jeder hochindustrialisierte Staat hat heute mit dem Problem der Abfallbe seitigung zu kämpfen. Während auf der einen Seite die Abfallberge wachsen, werden auf der anderen Seite die für die funktionierende Wirtschaft notwendigen Rohstoffe immer teurer und wie sich bei der Mineralölkrise zeigt, in einzelnen Fällen überhaupt bedenklich knapp. Diese Überlegung, hier Abfallberg, dort Rohstoffknappheit, hat die oö. Kammer dazu bewegen, mit Beginn des Jahres 1973 neue Wege zu beschreiten und an eine großzügige Organisation des Ab fallmarktes zu gehen. Erstmals wurde daran gegangen, in Form einer soge nannten ,,Abfallbörse" eine Gegenüber stellung des Abfallangebotes und der Abfallnachfrage zu erreichen. Vielfach fallen bei Betrieben Abfälle an, die oft kostenungünstig und umweltbe lastend deponiert oder vernichtet werden müssen. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmungen, die ohne weiteres Ab fälle anderer Betriebe für ihre Produktion verwenden könnten und die sich dadurch den Einkauf teurer Rohstoffe ersparen würden. Um dieses Problem zu lösen, bedarf es aber einer Informationstausch zentrale. Die Abfallbörse der Handels kammer Oberösterreich, die wöchentlich in den Kammer-Nachrichten, die allen Mitgliedsbetrieben automatisch und kostenlos zugehen, veröffentlicht wird, schließt diese Lücke. Jeder Interessent kann, getrennt nach den Stoffgruppen: Altöl und Fette, Eisen und Metalle, Holz, Papier, Pappe und Karton, Textilien, Wolle und Leder, Alt reifen und Altgummi, Chemikalien, Glas, Kunststoffe und Diverses, die bei ihm anfallenden Abfälle kostenlos anbieten bzw. gewünschte Positionen nachfragen. Damit ist gewährleistet, daß ein einheit liches Informationsorgan besteht, wel ches eine Information über die Bewegun gen am Abfallmarkt und über die Chan cen und Möglichkeiten die darin liegen, gewährt. Und nun das erfreuliche Ergebnis: Bereits nach den ersten Erfahrungen dürfen ca. 20 Prozent der Interessenten damit rechnen, daß ihre Abfälle Abneh mer finden. Dies beweist, daß der erste Versuch, den Abfallmarkt zu bewältigen, gelungen ist. Die Gestion der Abfallbörse

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