Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Gefährdete Umweltidylle: Überleben In verschmutzter Umwelt. Foto: P. Baum Aktion im Rahmen der Ausstellung „Live"1970 im Museum des 20.Jahrhunderts in Wien. Foto: P. Baum Wie bei einer Glühbirne die Drähte von der Biechfassung her in den Mittelpunkt des Giasbalions geführt werden und sich dort verteilen, ist es beim Pneumakosm das Eingangsrohr mit dem sogenannten Möbeibaum, das ins innere des Wohn baiions führt. Am Möbefbaum können nach Wahl bestimmte Möbeltypen ange bracht werden, die insgesamt den ide alen Lebensbereich der jeweiligen Pneumakosmbewohner ergeben. Die Zeile ist für eine Lebensgemeinschaft oder Gruppe von 7 bis 10 Menschen ge plant. Die Anordnung von kleinen abge schlossenen Bereichen verschiedener Funktion im Großraum des Pneumakosmbaiions gewährleistet sowohl das Zusam menleben der Gruppe und gibt zugleich die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Das Möbel verliert seine frühere Bedeutung, es wird zum Bereich, den man aulbläst und in die Kugeisohie wirft, oder den man in die Kupplungsvorrichtung des Möbeibaumes steckt. Das Lesezimmer wird zu einem aufblasbaren Polster aus Poiyäthyienloiie, der die Bücher birgt, an dem man eine Leuchte anzündet und sich daraullegt. Es wird zum persönlichen Requisit der Bewohner,das jeden Tag an einer anderen Steile sein kann, weiches man suchen muß, um es zu benützen. Die Bewohner erforschen ihren Pneumakosmos jeden Tag aufs Neue". Ausstellungen und Aktionen wechselten einander in rascher Reihenfolge ab. 1968 präsentierte man das zu ihren bekann testen Objekten zählende „Gelbe Herz" in einer Baugrube am Wiener Schotten ring. Dieser „pulsierende Raum für zwei Personen" besteht als pneumatische Konstruktion aus einer fix aufblasbaren Schleuse (zum Hineinkriechen) und der Raumhülle. In letztere sind sogenannte „Plus-Minus-Zellen" eingebaut, kleine blasenförmige Gebilde, die untereinan der in Verbindung stehen und ihre Di mension ständig verändern. Ballon und Zellen werden durch ein Gebläse ständig mit Druckluft versorgt. Den tragenden Teil des attraktiven, zusammenlegbaren, zur Mitnahme im Gombi geeigneten Wo chenendhauses, bildet ein Stahlrohrge stänge, an dem eine pneumatische Platt form im Inneren des Ballons befestigt ist. Dem Gebläse ist ein Steuermechanismus mit zwei Phasen der Druckluftführung vorgeschaltet. In der ersten Phase saugt das Gebläse Luft von außen an und füllt die Plus-Minus-Zellen der Raumhülle. Diese vergrößerten sich und wachsen ins Innere des Raumes, dessen Volumen da durch verringert wird. In der zweiten Phase wird die Luft aus den P-M-Zellen herausgesaugt und durch das Gebläse ins Innere des Gelben Herzens gedrückt. Die P-M-Zellen verflachen, die Raum hülle erweitert sich, das Volumen des Raumes wird größer. In der nun wie der folgenden Phase 1 entweicht die überschüssige Luft aus dem Innenraum über ein Ventil. Durch ständige Auf einanderfolge von Phase 1 und Phase 2 entsteht eine rhythmische Bewegung des Apparates, die depi Schlagen des Herzens gleicht. ,,Das Gelbe Herz gibt die Möglichkeit, die reale Umwelt für bestimmte Zeitabschnitte zu verlassen, einen Raum aufzusuchen, der einen star ken Gegensatz zur natürlichen Umge bung darstellt. Die Zeit, die man im Gel ben Herz verbringt, hat ihren eigenen Rhythmus, dem man sich anpassen muß. Die optischen und akustischen Eindrücke verhelfen den Benützern zu einer neuen Art der Entspannung". Gleichfalls 1968 verzeichnet die Biogra phie zwei Ausstellungsbeteiligungen in New York (Museum of Contemporary Crafts) und Wien (,,Neue Objekte" im Museum des 20. Jahrhunderts). 1969 prä sentierte man in einem Wiener Gymna sium den „Playroom für Erika Pluhar und Andre Miriflor". In der März-Galerie in Linz skizzierte man ,,Vanilla Zukunft", am Kölner Kunstmarkt sorgte man für Aufsehen und Absatz. (Letzteres vorwie gend dank des guten Geschäftes mit dem in Serie hergestellten Leuchtobjekt ,,Rommscraper".) Den längst fälligen Durchbruch mit Brei tenwirkung erreichten die Haus-Rucker freilich erst 1970 mit ihrer von mehr als 18.000 Personen besuchten Ausstellung ,,Live" im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien. Im Mittelpunkt der Aktion stand das ,,Riesenbillard", eine 15 mal 15 Meter große Sprungmatte mit Ballons im Durch messer von 3 Metern. Als Lockerungsthe rapie für jedermann gelang den HausRuckern damit eine — gerade durch ihre Einfachheit — bestechende Initialzün dung. Noch im selben Jahr veranstalteten sie eine ähnliche Aktion — diesmal aller dings auf der Straße — in New York. Man hatte sie ins dortige Museum of Contem porary Crafts zu einer großen Einzelaus stellung eingeladen. In New York und Düsseldorf wurden Studios errichtet und verschiedentlich neue Mitarbeiter hinzu gewonnen. Mit ihrer,,Gehschule", errichtet am 4. De zember 1971 als publikumsaktivierende Umweltattraktion für die zukünftige Fuß gängerpassage am Wiener Graben,

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