Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

beruflichen Ruhestand. Aber nur seine äußeren Pflichten waren damit ausge messen, nun erfüllten ihn zunehmend seine freiwillig übernommenen Aufgaben, eine immer tiefer lotende Forschungs tätigkeit und die intensive Arbeit im Innviertier Volkskundehaus. Bis 1930 hatte er als Kustos und später als Obmann die Betreuung der Samm lungen des Bieder Musealvereines über nommen. Gleich zu Beginn seiner Tätig keit ist es ihm dabei gelungen, die Stadtväter für die umfangreiche Prlvatsammiung des Pfarrers Johann Veichtlbauer in St. Pantaieon zu interessieren, der sich zu dieser Zeit um ein Domizil für die endgültige Aufstellung umsah. Die Bemühungen hatten Erfolg, das alte Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes wurde in einträchtigem Zusammenwirken in der heutigen Form adaptiert und im August 1933 konnte der junge Kustos mit Hilfe seiner ganzen Familie dieses wertvolle Sammelgut nach Ried über siedeln. Die frühe Beziehung zur Innviertier Künstlergilde führte auch zum Ausbau der ,,Innviertier Galerie", die ebenfalls dem Volkskundehaus angegliedert wer den konnte und der Bauböck durch zahl reiche Sonderausstellungen, ergänzt durch allmonatliche musikalisch-literari sche Vortragsabende, ständig neues Leben zuführte. Künstler und Kunst freunde waren dabei häufig auch bei ihm selber zu Gast, was sich auch in den Notzeiten der letzten Kriegsmonate niederschlug, als sich immer wieder not leidende Künstler einfanden, die im Hause Bauböck aufgenommen und ver pflegt wurden. Spätestens hier muß das hochherzige Verständnis gewürdigt wer den, mit dem Frau Lucia Bauböck die Bemühungen ihres Mannes unterstützte. Sie übernahm mit ihrer Schwester nach und nach auch die Betreuung der Stadt bücherei, um den vielbeschäftigten Gat ten zu entlasten. Auch diese Bücherei war ein Werk Bauböcks. Später kamen die Funktionen eines Stadtarchivars dazu, schließlich noch das allgemeine Kulturreferat in der Stadtgemeinde. Zusammen mit Freiherrn von Hammerstein war er auch maßgeb lich an der Wiedererrichtung der Innviertler Künstlergilde im Jahre 1946 be teiligt, in der er anfangs Schriftführer, später Vorsitzender und Ehrenvorsitzen der war. Unbegreiflich erscheint, daß ein Mann unter solcher Last noch Kraft und Zeit fand für wissenschaftliches Schaffen, das neben der Heimatforschung vor allem den Stelzhamerstudlen und nicht zuletzt der Schwanthalerforschung gegolten hat. Ein umfassender Überblick über das letztgenannte Thema ist im Sommerheft 1968 in dieser Zeitschrift unter dem Titel ,,Probleme und Situation der Schwan thalerforschung" aus seiner Feder er schienen. Dieses in mehrfacher Hinsicht beispielhafte Zeugnis wissenschaftlicher Sorgfalt läßt auch das glückliche Zusam mentreffen überaus günstiger Voraus setzungen in der Person Bauböcks gerade für diese Arbeiten erkennen. Seine gründliche Vorbildung als Ger manist, Historiker, Philologe und Kunst geschichtler ist in jeder Zeile spürbar. Eine Anzahl grundlegender Publikationen zum Thema Schwanthaler war vorange gangen; Von stärkster Nachwirkung auch in die bayerische Schwanthalerforschung hinein war eine geschlossene und aus führlich kommentierte Überschau über dieses schöpferische Bildhauerge schlecht, die unter dem Titel „Stamm baum der Schwanthaler" 1964 erschienen ist. Unmittelbar darauf folgten die Stu dien ,,Thomas Schwanthaler als Zeich ner" und ,,Rieder Altarbauverträge vor 300 Jahren" sowie die schon zitierte Arbeit über das Schwanthaler-Krippenwerk von Pram. Die geplante, in den Vorbereitungen bereits weit gediehene Schwanthaler-Monographie hat nicht mehr vollendet werden können. Sie hätte die Krönung seines Lebenswerkes be deutet, ebenso wie die große Schwanthaler-Ausstellung In Reichersberg, die er von langer Hand her angestrebt hatte und die er noch vorbereiten half. Der außerordentliche Wert seiner Grund lagenarbeit wird gerade bei dieser Ge legenheit deutlich werden. Aus der hohen Zahl seiner sonstigen wissenschaftlichen Arbeiten müssen ge nannt werden: die umfangreiche Haus arbeit zur historischen Lehramtsprüfung „Die Zunftverhältnisse in Oberösterreich" (1923) sowie die 1930 approbierte Dis sertation .,Die Innviertier Mundart in Franz Stelzhamers Schriften". Franz Stelzhamer war auch in späteren publi zistischen Arbeiten immer wieder eines der bevorzugten Themen. Als gründlicher Kenner des heimischen Dialektes über trug Bauböck diese Fürsorge auch auf den Mundartdichter Hans Schatzdorfer, den geistigen Nachfahren Stelzhamers. Die Bibliographie nennt darüber hinaus wesentliche Beiträge zur Stadt- und Handwerksgeschichte von Ried, ferner Untersuchungen über das örtliche Kunst leben und die Herausgabe des Bürger und Häuserbuches der Stadt Ried. Daneben war Bauböck auch Autor und Schriftleiter mehrerer Festschriften, redi gierte seit 1945 die Jahresberichte des Gymnasiums und seit 1964 auch das Jahrbuch der Künstlergilde. Gebührende Einschätzung ist angesichts einer solchen Lebenslelstung, über die nicht einmal eine bloße Aufzählung vollen Überblick verschaffen kann, nicht zu er reichen. Woher ihm die Kraft dafür zu kam, blieb in den Tiefen seiner gütigen, selbstlosen Persönlichkeit verborgen. Die mit ihm arbeiten durften, sind viel leicht einen Schritt weiter; Ob es nicht eines der wesentlichen Elemente dieses Mannes gewesen ist, daß ihm Resigna tion, der wir Jüngeren so leicht anheim fallen, zeitlebens fremd warl Er Meß sie auch in den Realitäten seiner Zeit nicht aufkommen, obwohl diese ihm, besehen von seinen heißen Bemühungen um die geistige Rettung der Heimat her. Schmerzliches genug aufzulösen gaben. Unverdrossen bestellte er sein Tage werk, das trotz seiner Emsigkeit immer mehr wuchs. Das Bleibende wollen heißt das Ver gängliche tun — so hat er beispielhaft gelebt.

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