Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Damit endete jedoch der Triumphzug der Bauern, denn was nach der Einnahme von Schärding geschah, bedeutete nur noch einen Abgesang. Als entscheidend dafür erwiesen sich zunächst Verhand lungen zwischen Vertretern der bayeri schen Regierung und der kaiserlichen Besatzungsmacht im Schloß Anzing bei München, die als Ergebnis einen Waf fenstillstand von neun Tagen zeitigten. Meindl war sofort dagegen, denn er ver mutete — und das mit Recht —, daß die Österreicher diese Frist lediglich dazu benützen wollten, neue Truppen nach Bayern zu verlegen. Was aber schwerer wog und der Sache der Aufständischen wesentlich mehr schadete, waren die auf flammenden Zwistigkelten unter den Bauernführern. Sie verhinderten koordi nierte Aktionen, schufen Unruhe und Un zufriedenheit und trugen schließlich die Schuld an den schweren Niederlagen des Bauernheeres von Sendling und Aidenbach. Tatsächlich waren — und das darf man nicht zu gering einschätzen - mittler weile bewährte kaiserliche Regimenter in Bayern eingetroffen wie das Regiment d'Arnant(später k. u. k. Infanterieregiment Nr. 12, Ergänzungsbezirk Komorn), das Kürassierregiment Heissier (später k. u. k. Dragonerregiment Nr. 11) und die Husa ren des Obristen Lehoczky (später k. u. k. Husarenregiment Nr. 3). Dazu kamen noch die Hohenzollern-Kürassiere und das Regiment d'Albon (beide Regimenter wurden später aufgelöst). Diese Einheiten entschieden nun vorwie gend die Treffen von Sendling und Aidenbach. Sendling - seit 1877 zur Stadt München gehörig - war damals eine kleine Landgemeinde, In der sich die Bauernscharen aus Nieder- und Ober bayern sammeln sollten, um gemeinsam einen vernichtenden Schlag gegen die Kaiserlichen zu führen. Aber die Uneinig keit machte den an sich guten Plan zu nichte: Die „Oberländer" — bei denen der durch Defreggers Gemälde berühmt gewordene Schmied von Kochel den Ton bestimmte - kamen zu früh In Sendling an und gerieten am Abend des 25. De zember 1705 in einen Hinterhalt der Österreicher, wobei sich die LehoczkyHusaren besonders hervortaten: sie sä belten jeden bayerischen Aufrührer, der sich ihnen In den Weg stellte, rücksichts los nieder, und durch sie entstand die — übrigens wahre — Legende von der ,,Sendiinger Mordweihnacht": Tausende von Bauern, vorwiegend aus dem Raum Miesbach und Tölz, bedeckten die Wal statt. Aber auch mit den ,,Unterländern" meinte es das Schicksal nicht gut: sie versuch ten bei Aidenbach in Niederbayern am Morgen des 8. Jänner 1706 die Kaiser lichen zu bezwingen, und es gab Augen blicke in diesem Treffen - das wehr historisch interessant ist -, in denen der Sieg an einem Faden hing, doch als die Heissier- und die Hohenzollern-Küras siere attackierten - alien voran Obristleutnant Philipp Michael Freiherr von Hartleben, ein tüchtiger Reiteroffizier, der die Anerkennung des Prinzen Eugen er rang -,schwand den Aufständischen der Mut, und Aidenbach wurde zu einem ,,Saustechen, an das sich niemand — auch die Sieger- gern erinnerte". So kündete das Gefecht bei Aidenbach - manche Historiker sprechen von einer Schlacht, und angesichts der Opfer stimmt's — das Ende des Bayernaufstan des von 1705/06 an. Johann Georg Meindi konnte zwar noch Mitte Jänner 1706 nächst Wasserburg am Inn eine kai serliche Marschkolonne überfallen und aufreiben, aber das war bedeutungslos: Wenige Tage später wandten sich die Bayern an den Erzbischof von Saizburg und baten ihn, Verhandiungen mit dem habsburgischen Hof einzuleiten. Erzbi schof Johann Ernst Graf Thun tat das auch, und in Wien zeigte man sich ge neigt, mit den Bayern zu sprechen und ihnen zu vergeben: nur die Kommandie renden sollten schwer bestraft werden, darunter vor allem Johann Georg Meindl, Sebastian Plinganser und auch Bonaven tura Schwanthaler. Es kam nicht soweit: die Betroffenen tauchten vorerst unter und machten dann sogar Karriere: Meindl brachte es zum Leutnant der Karablnleri am Hof des Salzburger Erzblschofs, und Plinganser erlangte die Würde eines Kanzlers und ersten Rates des Reichsstiftes St. Ulrich in Augsburg. Bonaventura Schwanthaler war freilich solches nicht beschieden: er scheint zunächst im Untergrund geblieben zu sein und lebte anschließend vielleicht wirklich In Gmunden, wie es Chronisten der Traunseestadt behaupten. Es könnte jedoch auch sein, daß er wieder in Ried gearbeitet hat, worauf der handschrift liche Vermerk ,,Bonaventura Schwandahler Ried" auf der Rückseite jener Alaba sterreliefs hindeutet, die ein Selbstpor trät Bonaventuras und das Porträt sei ner vermutlich ersten Gattin Josefa dar stellen und die das Oberösterreichische Landesmuseum verwahrt. Da Bonaven tura 1710 noch nicht verheiratet war, müssen die Reliefs nach diesem Zeit punkt entstanden sein. Tatsachen begegnet man erst ab dem Jahr 1721, in dem Bonaventura Schwanthaier mit seiner zweiten Frau Eva in Enzenkirchen (Bezirk Schärding) urkund lich aufscheint und von Rupert Ruttmann nachgewiesen werden konnte. In diesem Ort verblieb Bonaventura als Bildhauer — vor allem aber als Schulmeister — bis zu seinem Tode am 17. Mai 1744. Von den Kindern Bonaventuras begründete Anton Schwanthaler — geboren zu En zenkirchen 1727 - eine Schneider- und Tischlermeistergeneration, die über Jahr hunderte fortwirkte. Literaturhinweise Auffanger Aloys, ,,Heimatbuch des Bezirkes Braunau", Linz 1974 Bauböck Max, ,,Stammbaum der Schwantha ler" im 92. Jahresbericht 1963/64 des Bundes gymnasiums Ried im Innkreis Hacker Friedrich, „Burghausen", ein Heimat buch, Burghausen o. J. Leeb Alois, ,,Bonaventura Schwanthaler — Bildhauer und Bauernführer" in ,,Die Heimat", heimatkundliche Beiiage der „Rieder Volks zeitung", Nr. 62, Februar 1965 Litschel Rudolf Walter, „Lanze, Schwert und Helm", Beiträge zur oberösterreichischen Wehrgeschichte, Linz 1968 Litschel Rudolf Walter, „Land am Inn in Bayern und Oberösterreich", Linz 1968 Martin Franz, ,,Johann Georg Meindi, der An führer im bayerischen Aufstand 1705/06" In „Unterhaltungsbeilage der Linzer Tagespost", Nr. 25, Jahrgang 1906 Meindl Konrad, „Geschichte der Stadt Ried", München 1899 Sepp J., ,,Der bayerische Bauernkrieg mit den Schlachten von Sendling und Aidenbach", München 1884 Wrede Alphons Freiherr von, ,,Geschichte der k.u.k. Wehrmacht", Wien 1898 Für ergänzende Hinweise bin ich Herrn Doktor Benno Ulm, Linz, dankbar verbunden

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