Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Landeskunde Bildhauer, Draufgänger, Patriot Bonaventura Schwanthaler und der bayerische Aufstand Rudolf Walter LItschel Innerhalb der Großausstellung „Die Blldhauerfamllle Sch\wanthaler 1633 bis 1848", die das Land Oberösterreich vom 3. Mai bis 13. Oktober 1974 im Augusti nerchorherrenstift Reichersberg am Inn veranstaltet, werden auch Beispiele für das Werk eines Mannes vorgestellt, der vom Künstlerischen und von seinem Lebensweg her Beachtung verdient. Er wurde als erster Sohn aus der Ehe des berühmten Barockplastikers Thomas Schwanthaler und dessen zweiter Gattin Maria Katharina am 14. Juli 1678 in Ried im Innkreis geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Bonaventura. Bonaventura Schwanthaler erlernte bei seinem Vater das Biidhauerhandwerk und lieferte in den Jahren 1701/02 eigen ständige Arbeiten — durch Kirchenrech nungen fixierbar — für die Gotteshäuser von Geiersberg und Geboltskirchen; so lautet zum Beispiel die Eintragung in Geiersberg: ,,Bonaventura Schwanthailer Pilthauer in Riedt ist wegen verferttigter 3 Pildter alß Unßer lieb. Frau mit dem Kind, St. Leonhard und St. Antoni bezalt worden 35 fl". Die Plastiken haben sich bis heute erhalten und weisen Bonaven tura Schwanthaler als einen tüchtigen Meister aus, der sich um Originalität be mühte. Leider wurde er in seiner künstlerischen Entwicklung entscheidend gehemmt, denn der Spanische Erbfolgekrieg — aus gelöst durch den Tod Karls II., des letz ten spanischen Habsburgers, der im No vember 1700 kinderlos starb — ließ auch das Land am Inn keineswegs ungescho ren. Anfang März 1703 entwickelten sich die ersten Gefechte zwischen den Kai serlichen und den Bayern im Raum von Schärding, und von nun an wogte der Kampf über ein Jahr lang unentschieden hin und her. Ried — mit dem Sitz der Schwanthaler-Werkstatt — blieb dabei nicht ausgeklammert: Immer wieder tauchten die Österreicher auf, versorgten sich mit Geld und Lebensmitteln und machten den Bürgern das Leben schwer. Am 30. Juni 1703 rückte das kaiserliche „Corpo volante" unter Feldmarschalleutnant Graf Schlick in Ried ein — aller dings nur für ganz kurze Zeit -, und am 16. und 17. April 1704 wurde Ried zum Schauplatz eines heftigen Treffens, bei dem die eigentlichen Verlierer die Rieder waren: die vorwiegend aus dem Hausruckviertel formierte oberösterrei chische Landmiliz plünderte nahezu sämtliche Häuser und beging zahllose Grausamkeiten. Es ist deshalb verständlich, daß man al lerorts aufatmete, als die Nachricht von dem triumphalen Sieg des Prinzen Eu gen bei Höchstätt am 13. August 1704 eintraf, womit der Spanische Erbfolge krieg für Oberösterreich und Bayern praktisch beendet war. Doch dieses Auf atmen währte für den Menschen im Land am Inn und westlich davon gleichsam nur einen Atemzug lang, denn nun bestimmte die kaiserliche Besatzungsmacht den All tag, und er kannte alsbald nichts ande res als die Sorge um das nackte Leben, Knechtschaft und Unterdrückung. Dazu ist allerdings zu vermerken, daß die meisten Berichte aus jener Zeit sicher lich übertrieben sind, aber es gibt etliche Fakten, die nicht geleugnet werden kön nen und den Österreichern ein schlech tes Zeugnis ausstellen. So nützten Be amte — auch in den hohen Rängen — ihre Macht schamlos aus und waren nur darauf bedacht, sich zu bereichern. Das gleiche gilt für die öffiziere, die von ih ren unfreiwilligen Quartiergebern heraus preßten, was herauszupressen war, und die Mannschaft machte es ebenso. Dazu kamen eine horrende Steuerlast, unter der vor allem die Bauernschaft schwer litt, und die Zwangsrekrutierung von 16.000. jungen bayerischen Männern, die die kaiserlichen Armeen in Italien und in Ungarn komplettieren sollten. Schließlich begann man die bayerischen Festungen zu schleifen und jedermann zu verfol gen, der mit dem geflohenen Kurfürsten Max Emanuel und seiner Familie noch sympathisierte — und das taten viele, sehr viele Bayern sogar. Kurzum: die österreichische Besatzungsmacht erwies sich wahrhaftig als eine Landplage, und es ist deshalb kein Wunder, daß sich schon wenige Wochen nach Höchstätt in Nieder- und in Oberbayern und im heu tigen Innviertei Männer fanden, die nicht bereit waren, diese ungeheuren Bela stungen weiterhin zu ertragen. Zu diesen Männern gehörte in erster Li nie Johann Georg Meindl, geboren 1682 als Sohn des Besitzers der Taverne zu Weng bei Altheim. Johann Georg Meindl erhielt — sein Vater konnte es sich lei sten — eine vorzügliche humanistische Bildung: er besuchte das Burghausener Gymnasium und studierte anschließend in Salzburg Philosophie, doch er war ein unsteter Geist, ein ,,Erzbaiger", der sich mit jedem stritt, der nicht seine Meinung teilte. Die revolutionären Strömungen im Land am Inn und in Bayern im Herbst 1705 gegen die österreichische Besat zungsmacht entsprachen ihm deshalb

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