Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Pfarrhof Ritten mit Bück in die „Buckiige Welt", historische Ansicht. *■Ä-V V. Typus des einschiffigen Langhauses mit Ostapsis in vornehm klarer Architektur und gediegener Steinmauerung, so stellt sich Scheiblingkirchen als völliger Rund bau mit einfacher Außengliederung durch Lisenen und Gesims dar. Trotz mancher Umbauten ist der romanische Adel noch vorhanden. Der Großteil der Kirchen der Waldmark gehört aber der Gotik des 14. und besonders des 15. Jhdts. an. Die letzteren stehen stark unter dem Ein fluß der Wr. Neustädter Bauhütte, die sich unter Förderung Kaiser Friedrichs III. (1439-1493), der gerne in Wr. Neu stadt residierte, bedeutend entwickelte. Fast alle sind als Wehrkirchen angelegt, mit kraftvollem Turm, Schießscharten, Pechnase und hoher Umfassungsmauer, in die meist auch der Pfarrhof einbezo gen war. In der stets gefährdeten Grenz lage sollten sie Fliehburg und Festung sein. Ein großer Teil von ihnen wurde im zwei ten Weltkrieg, als die Waldmark Kampf gebiet geworden war, schwer beschädigt und durch Erneuerung stark verändert. Eine Ahnung ihres alten Aussehens gibt z. B. Edlitz. Wie nötig sie waren, beweist die Zeit vom späten 15. bis ins 18. Jhdt., als die Grenzlandsituation der Waldmark zu Ungarn und den Türken in aller Schärfe wieder hervortrat. Es begann mit dem Vormarsch des ungarischen Königs Matthias Gorvinus 1477 gegen Kaiser Friedrich III., wobei die Waldmark stärkstens heimgesucht wurde. Nach kurzem Frieden flammte der Krieg 1482 erneut auf, in dessen Verlauf Matthias Gorvi nus das östliche Niederösterreich er oberte und auch Wien besetzte. Fitten und Wr. Neustadt hatten sich jahrelang zäh verteidigt. Wie die früheren Landes herren so übernahm nun der ungarische König 1488 die Vogtei über die Pfarren Bromberg, Fitten und Edlitz. 1490 starb Matthias Gorvinus, Maximilian I., der 1493 seinem Vater Friedrich III. als Kaiser folgte, zog mit Truppen über den Semmering und drängte bald die Ungarn in ihr Land zurück. Im folgenden Frieden von 1491 erholte sich die Waldmark durch intensive Aufbauarbeit rasch. Aber es war nur ein Atemholen vor den unbe schreiblichen wirtschaftlichen und physi schen Belastungen, die die bald ausbre chenden Türkenkriege und die ungari schen Vorstöße als Widerstand gegen die kaiserliche Politik für die Waldmark brachten, die immer im Angriffsfeld lag. Gesteigert wurden diese Leiden im 16. und bis zur Mitte des 17. Jhdts. noch durch die Heftigkeit, mit der hier Refor mation und Gegenreformation aufeinan derstießen. Die wirtschaftlichen Bedrängnisse wur den eingeleitet, als Ferdinand I., der Enkel Maximilians I., und nach dessen Tod neuer Landesherr, 1521 die Türken steuer auferlegte und die Schanzarbei ten vorschrieb, um die Grenzburgen ab wehrbereit zu machen. 1526 verlor der junge ungarische König Ludwig II. bei

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