Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 3/4, 1973

mit der Figur des hl. Florian, einen Rieder Marktbrand verhindernd (Abb. 4). Neben dieser bekannten Funktion hat der ober österreichische Diözesanpatron aber noch das Patronat über die Bierbrauer. Eine Handwerksordnung der Brauer — bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Ried 13 Brauhäuser — stammt vom Jahre 1623, doch heißt es in der Einleitung dazu, daß sich das Handwerk „des langen Alters her bis auf dato" damit „beholfen hätte". Seit 1540 — die letzte Eintragung erfolgte am 16. April 1831 — wurde ein „Einverlei bungsbuch des hochlöblichen Handwerks der Bierbrauer in Ried" geführt. Zu Be ginn des ersten und zweiten Teiles der Ver zeichnisse ist je ein ganzseitiges Bild, das den hl. Florian zeigt, unter dessen Schutz mantel Mitglieder dieser Bruderschaft knien. Auch die Schuhmacher hatten ihre eigene Kapelle, die heute vor allem durch die prachtvolle Figurengruppe des hl. Martin bekannt ist, die von Martin und Michael Zürn 1656 für Kapein bei Aspach ge schaffen und schließlich 1946 hier aufge stellt wurde. Vom alten Altar befinden sich im Aufsatz Figuren der beiden Schuster patrone Crispin und Crispinian. Der Le gende nach waren die beiden Brüder, die vor der diokletianischen Verfolgung nach Soissons geflohen waren; dort übten sie das Schusterhandwerk aus und wirkten für die Verbreitung des Christentums, weshalb sie nach grausamen Martern enthauptet wur den. Ihr Attribut, Schuhmachergeräte, weist sie allgemein als Patrone dieses Handwerks aus. Die Zunft der Schuhmacher besitzt die äl teste erhaltene Rieder Zunfturkunde, näm lich einen Kaufbrief vom 29. März 1392 („..unser Frauen zu Ried in der Schuster Zeche .."), die u.a. die frühe Anlage von Bruderschaftskapitalien beweist. Zwei Jahre später stiftete die Zunft zusammen mit der Bäcker- und Fleischerzeche eine Frühmesse und war damit Wegbereiter für die Verlegung des Pfarrsitzes von Mehrnbach nach Ried. 1424 wurde den Rieder Schustern eine Handwerksordnung verlie hen. Der Schuhmacherkapelle gegenüber liegt jene der Bäcker. Im Aufsatz des Altares ist der einzige Rest der ehemals gotischen Aus stattung erhalten, ein Hochrelief mit der Darstellung des Martyriums der hl. Ursula und ihrer Begleiterinnen. Wenngleich diese Heilige keine allgemeine Bäckerpatronin ist, war sie in Ried zumindest Mitpatron, da an ihrem Festtag die Bäcker noch 1793 einen Nebenjahrtag hielten. Die Bäcker müssen schon 1394 einen eigenen Altar in der Rie der Kirche gehabt haben, da es in der er wähnten täglichen Meßstiftung „UnserFrauen-Zeche" heißt, daß die Messe von Mittwoch bis Sonntag „in unser Frauen Ka pellen zu Ried auf unsern Altar" gehal ten werden soll, jedoch die „andern zwei Messen ..auf dem Bäcker Altar". Abb. 1 (links); Zunftzeichen der Tuchmacher am Gestühl in der Tuchmacherkapelle Abb. 2 (unten): Figur des hl. Petrus am Altar der Tuchmacher, Art des Thomas Schwanthaler

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