Während sich der Rückgang auf Bundes ebene auch 1967 und 1968 noch fortsetzte — 1967 — 4,7 Prozent, davon Gewerbe — 4,4 Prozent; 1968 — 0,4 Prozent, davon Gewerbe — 0,8 Prozent —, konnte er in Oberösterreich bereits 1967 gestoppt wer den. Unser Land verzeichnete 1967 wieder um einen Zuwachs von 1 Prozent, das Gewerbe sogar von 2,1 Prozent, und 1968 einen Zuwachs von 2,1 Prozent, das Ge werbe einen solchen von 0,2 Prozent. Durch diese wesentlich frühere Aufwärtsentwick lung konnte der Anteil Oberösterreichs am Gesamtlehrlingsstand von 16,2 Prozent im Jahre 1965 auf 17,5 Prozent im Jahre 1968 erhöht werden. Das Jahr 1969 brachte dann einen großen Aufschwung in den Lehrlingszahlen, wo durch die vorhergegangenen Verluste aller dings nicht ausgeglichen werden konnten. In Österreich stieg die Zahl der Lehrlinge auf 128.651 oder um 17,9 Prozent, im Ge werbe auf 74.374, was 14,9 Prozent ergibt. Durch diese wesentlich geringere Aufwärts bewegung im Gewerbe verringerte sich des sen Anteil von 59,4 Prozent im Jahre 1965 auf 57,8 Prozent im Jahre 1969. Der rela tive Rückgang im Gewerbe hielt also wei terhin an und setzte sich auch in den fol genden Jahren fort. In Oberösterreich gab es im Jahre 1969 noch größere Zuwachs1. Kraftfahrzeugmechaniker 2. Elektroinstallateur 3. Tischler 4. Friseur 5. Maurer 6. Schlosser 7. Landmaschinenbauer 8. Damenkleidermacher 9. Bäcker 10. Gas- und Wasserleitungsinstallateur In den genannten 10 Lehrberufen ergibt sich was 62,9 Prozent der Lehrlinge im heimi schen Gewerbe ausmacht. Eine noch größere Konzentration auf ein zelne Lehrberufe ist bei den weiblichen Lehrlingen festzustellen. Im oberösterrei chischen Gewerbe gab es 1972 insgesamt 2436 weibliche Lehrlinge, was einem An teil von 17,2 Prozent entspricht. Von diesen 2436 waren 1610 oder 66 Prozent in nur 3 Lehrberufen beschäftigt, und zwar 821 als Friseure, 434 als Damenkleidermacher und 355 als Herrenkleidermacher. Dies zeigt weiters, daß in den genannten drei Lehrberufen praktisch nur weibliche Lehr linge ausgebildet werden. Das Gros der Lehrlinge konzentriert sich also auf wenige Lehrberufe. Insgesamt wurden im Jahre 1972 im oberösterreichi schen Gewerbe Lehrlinge in 125 Lehrbe rufen ausgebildet. Die Diskussion Obwohl mit dem Berufsausbildungsgesetz nach langjährigen Bemühungen eine neue Rechtsgrundlage der Lehrlingsausbildung raten, und zwar 20,6 Prozent auf 23.060 und im Gewerbe 17,1 Prozent auf 13.038. Auch hier ging der Anteil des Gewerbes wesentlich zurück, und zwar von 59,4 auf 56,5 Prozent. Die Jahre 1970 und 1971 brachten einen weiteren Zuwachs von 6,8 Prozent(Oö.7,5 Prozent) und 3,5 Prozent(Oö.3,8 Prozent), so daß sich zum 31. 12. 1971 folgender Stand ergab: Lehrlinge insgesamt 142.284, davon im Ge werbe 79.289 oder 55,7 Prozent; in Ober österreich 25.735 (= 18,1 Prozent der österreichischen Lehrlinge), davon im Ge werbe 13.825 oder 53,7 Prozent. Der Stand für das Jahr 1972 betrug in unserem Land 26.975, davon im Gewerbe 14.084 oder 52,2 Prozent. Diesen Lehrlingszahlen standen in Ober österreich im Jahre 1972 insgesamt 8807 Lehrbetriebe, davon 5757 im Gewerbe, ge genüber. Bei der Vielzahl der Lehrberufe (303 ins gesamt) ist die Aufteilung der Lehrlings zahlen bzw. die Feststellung der beliebte sten Lehrberufe von Interesse. Folgende 10 Lehrberufe standen im ober österreichischen Gewerbe im Jahr 1972 an der Spitze: 2076 Lehrlinge 1498 Lehrlinge 1228 Lehrlinge 858 Lehrlinge 778 Lehrlinge 604 Lehrlinge 598 Lehrlinge 434 Lehrlinge 394 Lehrlinge 391 Lehrlinge eine Gesamtzahl von 8859 Lehrlingen, geschaffen wurde, die bis heute noch nicht vollendet werden konnte, und trotz der steigenden Lehrlingszahlen wird die der zeitige Form der dualen Berufsausbildung in den letzten Jahren vor allem seitens der Dienstnehmervertretungen immer heftiger kritisiert. Erklärtes Ziel dieser Kritik ist das Abgehen vom dualen System, die Aus schaltung der Betriebe von der Lehrlings ausbildung, hin zur Ausbildung in über betrieblichen Lehrwerkstätten und zur weitestgehenden Verschulung der Berufsaus bildung. Dieses Ziel zu erreichen, greift diese Kritik regelmäßig negative Einzel fälle heraus, um diese dann zu generalisie ren und als typische Fälle hinzustellen. Vor läufiger Höhepunkt dieser Kampagne war die „Aktion Stop" der Gewerkschaftsju gend. Es handelte sich dabei um eine Frage bogenaktion, die nach den Worten der Ur heber die Zustände der Lehrlingsausbildung objektiv erheben sollte, der aber, wie durch entsprechende wissenschaftliche Gutachten bewiesen wurde, auf Grund der tendenziö sen und suggestiven Fragestellung jede Ob jektivität abgesprochen werden muß. Die Ergebnisse dieser „Aktion Stop" wurden dann auch durch eine im Auftrag der Bun deskammer der gewerblichen Wirtschaft vom Fessl-Institut durchgeführte objektive Meinungsumfrage unter Lehrlingen wider legt. Welches sind nun die wichtigsten Argumente dieser Kritik: Der Hauptstoß richtet sich gegen die Klein- und Mittelbe triebe, denen überhaupt die Fähigkeit, Lehrlinge ordnungsgemäß auszubilden, ab gesprochen wird. Den objektiven Beweis für eine derartig schwerwiegende Behaup tung sind die Kritiker bislang allerdings schuldig geblieben. Da die Lehrzeit in der Regel mit der Lehrabschlußprüfung abge schlossen wird, wären die Ergebnisse die ser Prüfungen das einzig mögliche objektive Beweismittel. Diese Prüfungsergebnisse wi derlegen jedoch eindeutig die Behauptung, lediglich in Großbetrieben mit eigenen Lehrwerkstätten oder Lehrecken sei die Ausbildung in Ordnung; sie zeigen viel mehr die volle Konkurrenzfähigkeit der Mittel- und Kleinbetriebe hinsichtlich der Güte der Ausbildung. Es handelt sich hier also um eine generalisierende Behauptung, die durch einzelne Fälle unzureichender Ausbildung belegt werden soll und die ganz einfach unrichtig ist. Gerade in Kleinund Mittelbetrieben kommt der Lehrling unmittelbar mit der Praxis in Berührung, die sich ihm stellenden Aufgaben sind ab wechslungsreich und die notwendige An passung an Kundenwünsche fördert seine berufliche und geistige Beweglichkeit. Da das derzeitige Berufsausbildungsrecht dar über hinaus sehr klar die notwendigen Er fordernisse, die ein Betrieb erfüllen muß, um Lehrlinge ausbilden zu können, festge legt hat, ist die Ausbildung auch in Kleinund Mittelbetrieben auf jeden Fall voll ge währleistet. Der zweite verallgemeinernde Vorwurf betrifft die behauptete Ausbeutung der Lehrlinge. Darunter wird vor allem die Ver wendung von Lehrlingen zu sogenannten berufsfremden Arbeiten verstanden. Auch hier werden Einzelfälle generalisiert. Dar über hinaus muß bedacht werden, daß der Begriff der berufsfremden Arbeit nicht im mer klar ist und die Unterscheidung, ob noch eine zulässige Hilfstätigkeit vorliegt, vor allem von den Lehrlingen in der Regel nicht getroffen werden kann. Jedenfalls ist der allgemeine Vorwurf der berufsfrem den Vewendung ungerechtfertigt und un berechtigt. Der Vorwurf der Ausbeutung läßt auch geflissentlich die Kostenseite der Lehrlingsausbildung außer Betracht. Be rücksichtigt man nämlich die Zeit, die dem Lehrling vom Lehrherrn oder einem Aus bildner gewidmet wird, die uneinbringli chen Schäden, die Lehrlinge sehr häufig verursachen, die großen Soziallasten und die immer höher werdenden Lehrlingsent schädigungen, so ergeben sich ganz erheb liche Kosten für den Lehrbetrieb, die zu-
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