Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 3/4, 1973

schaftlichen Aufstieg und die Spitzenstel lung Oberösterreichs im Vergleich zu den anderen Bundesländern waren und — ein Blick auf die Veranstaltungsprogramme läßt keinen Zweifel aufkommen — weiter hin sein werden. Die Handelskammer hat noch während der ersten Wiederaufbau phase der oberösterreichischen Wirtschaft damit begonnen,im Rahmen des WIFI den Grundstein für ein modernes berufliches Bildungs- und Informationswesen zu legen. Und von Anfang an wurde besonders dar auf geachtet, einen möglichst großen Kreis von Interessenten anzusprechen, Entfer nungsbarrieren zu überwinden und damit echte Chancen zur persönlichen Wissens erweiterung zu schaffen. erweitern konnten. Eine Besonderheit in dieser Hinsicht war das sogenannte „WIFI auf Rädern". Unter dieser Bezeichnung wurde 1957 ein mit Sonderausstattung aus gerüsteter Autobus in Betrieb genommen, der jahrelang als fahrbarer Kursraum durch alle Gebiete des Landes rollte. In diesem WIFI-Bus wurden auch zahlreiche im wahr sten Sinne des Wortes Wanderausstellun gen in ganz Oberösterreich präsentiert. Diese Art von Informationsverbreitung war für die damalige Zeit bahnbrechend, sie hatte in Oberösterreich Premiere und gab für eine Reihe von anderen Bundesländern den Anstoß zur Nachahmung. Jedenfalls zeigt diese kurze Reminiszenz, daß die WIFI-Verantwortlichen schon damals unÄilWSW« , 1 r.. ' Um den Mechanismus und die Funktions weise des WIFI auf den ersten Blick er fassen und die außerordentliche Breitenwir kung verstehen zu können, muß man wis sen, daß sich sein Bildungsangebot nicht etwa nur an Unternehmer richtet, also an die Mitglieder der Handelskammer. Die Zielgruppe ist wesentlich größer, denn sie umfaßt praktisch alle in der Wirtschaft Tä tigen — vom Lehrling bis zum Generaldirek tor, egal in welcher Sparte. Noch etwas ist charakteristisch: Von Anfang an hat die Handelskammer sich bemüht, die heute so häufig zitierte Chancengleichheit zu ver wirklichen. Dies geschah dadurch, daß in den meisten Außenstellen der Kammer, die in jedem oberösterreichischen Bezirk eine örtliche Vertretung hat, entweder adaptierte Räumlichkeiten für die WIFI-Kurse zur Verfügung gestellt oder bei der Errichtung von neuen Bezirksstellen Lehr- und Werk stättentrakte als wesentlicher Bestandteil in das Raumprogramm aufgenommen wurden. Damit war sichergestellt, daß Unternehmer, Arbeiter und Angestellte auch außerhalb der Wirtschaftszentren ihre Fachkenntnisse konventionell und mit neuen Ideen der be ruflichen Weiterbildung und ebenso der Präsentation von Leistungen der heimischen Wirtschaft auf dem Ausstellungssektor wichtige Impulse gaben. Neben der Hilfe für den einzelnen, der seine Kenntnisse vertiefen und eine höhere Qualifikation im Beruf erreichen will, er füllt das WIFI bis heute auch eine andere, gerade im früheren Agrarland Oberöster reich entscheidende Funktion. Der zum Teil stürmische Strukturwandel des Landes, das in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten zu einem gewerblich-industriellen Produk tionszentrum mit der höchsten Exportrate aller Bundesländer aufstieg, stellte vor allem auch an die Bildungsinstitutionen ex treme Anforderungen.Es ist daher verständ lich — weil dies der Struktur und der Au ßenhandelsverflechtung der oberösterreichi schen Wirtschaft entspricht —, daß im Pro gramm des Linzer WIFI neben kaufmänni schen vor allem die verschiedenen techni schen Fachdisziplinen als Schwerpunke in den Lehrprogrammen zu erkennen sind. Hier ist der Beweis für eine praxisnahe Bildungsplanung offenkundig, die von je nen Kräften am ehesten optimal bewerk stelligt werden kann, die die Wirklichkeit kennen und die Erfordernisse in ein ziel führendes Bildungsangebot umsetzen kön nen. Das ist in diesem Falle die Wirtschaft selbst bzw. ihre Interessensvertretung, denn das WIFI ist nichts anderes als eine Selbst hilfeeinrichtung der Wirtschaft für die Wirtschaft, die das Institut auch finanziert und jährlich viele Millionen dafür aufbringt. Wie lebendig es im neuen WIFI zugeht, in dem nicht weniger als 80 Werkstätten und Lehrsäle untergebracht sind, verdeutlichen einige Zahlen aus dem jüngsten Jahresbe richt des Instituts. So fanden 1972 insge samt 1322 Kurse, Lehrgänge und Vorträge statt — mit einer thematischen Bandbreite, die von Absatzwirtschaft bis Zollwesen, von Lohnverrechnung bis Netzplantechnik, vom Hartlöten bis zur Schweißerausbildung usw. reicht. Über 28.000 Besucher nahmen an den Veranstaltungen teil, die nach den Aufzeichnungen der Hausstatistiker eine Gesamtdauer von 47.000 Kursstunden auf wiesen. Ein zweifellos imponierendes Er gebnis und ein deutliches Zeichen dafür, daß die Menschen in Oberösterreich die Notwendigkeit der Weiterbildung erkannt haben und — auch danach handeln. Umge legt auf die „Hauptsaison" im WIFI sind die Daten noch besser zu verstehen: Zu dieser Zeit fanden allein in Linz pro Tag durchschnittlich 45 bis 50 Fachveranstal tungen statt, an denen — ebenfalls pro Tag — 1000 bis 1500 Angehörige der ver schiedensten Wirtschaftszweige teilnahmen. Anders ausgedrückt könnte man sagen, daß 1972 jeder Zehnte aller Beschäftigten in den oberösterreichischen Betrieben einen WIFIKurs besuchte. Daß auch die in den Bezirkszentren des Landes abgewickelten Kurse und Seminare, 286 an der Zahl, stark frequentiert wur den,zeigt die Teilnehmerzahl: Die fast 8000 Besucher bestätigen die Richtigkeit des Pro grammkonzeptes, das dem „WIFI-Kurs vor der Haustür" besondere Aufmerksamkeit schenkt, und das mit gutem Grund, wie sich aus dem offiziellen Jahresbericht entneh men läßt: „Wenn auch heute in der beruf lichen Aus- und Weiterbildung eine Kon zentrationstendenz zur ganztägigen und längerdauernden Veranstaltungsform fest zustellen ist, so wird mit dem dezentralen Veranstaltungsangebot des WIFI in den Bezirken den grundlegenden kaufmänni schen und technisch-handwerklichen Be rufsqualifikationen eine sehr ökonomische Bildungschance eröffnet. Diese Kurse mö gen gerade für die unqualifizierte Arbeits kraft der Ansporn sein, erstmals in ein berufliches Bildungssystem einzutreten", heißt es, womit die bereits angedeutete, wichtige Bildungsrolle des Institutes im weiter andauernden Strukturänderungspro zeß der Wirtschaft und damit vor allem der Berufstätigkeit der ländlichen Bevölkerung

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