Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 3/4, 1973

Alfred J.Waldbau er WIFI: Bildungsturnen auf der Karriereleiter Sämtliche Fotos; Lang - -MW Ein Journalist aus der Steiermark bezeich nete kürzlich die Oberösterreicher als die Texaner Österreichs. Der Grund für diese Bemerkung? Für das Land zwischen Inn und Enns, hieß es da, könne man ähnliche Verhältnismaßstäbe im Vergleich mit dem übrigen Bundesgebiet feststellen wie etwa für die wirtschaftliche Stellung von Texas im Gesamtverband der USA. Hier wie dort spreche man gern von den Superlativen im eigenen Land. So in Oberösterreich von der größten Stahlschmiede der Republik, der höchsten Exportquote aller Bundesländer, der größten Skifabrik der Welt. Und fer ner auch von jenen Produzenten, die mit einem hochspezialisierten Maschinenange bot auf den Weltmärkten praktisch eine Monopolstellung haben. Man kann nun zu dieser — bestimmt auch ein wenig ironisch gemeinten — Umschrei bung der wirtschaftlichen Bedeutung Ober österreichs stehen, wie man will, wobei sicherlich die zugleich konstatierte, angeb liche Großspurigkeit der Landesbewohner als unzutreffend und in Wirklichkeit we sensfremd zurückzuweisen ist. Auf jeden Fall weist die Superlativenliste aber eine wesentliche Lücke auf. Unbedingt müßte nämlich darauf auch das Wirtschaftsförderungsinstitut der Handelskammer Ober österreichs aufscheinen. Das WIFI — so lau tet die gebräuchlichste Kurzform — ist nicht nur in baulicher Hinsicht mit seiner Zen trale an der Wiener Straße in Linz, sondern auch mit seinem ständig wachsenden Ver anstaltungsbereich die größte Einrichtung der beruflichen Weiterbildung in Öster reich. Sogar noch mehr: Es gibt weder im europäischen Raum noch in Übersee eine vergleichbare Institution dieser Größe. Oft wird vor allem von ausländischen Be suchern, die alljährlich in offizieller Mis sion und großer Zahl den auch architekto nisch beeindruckenden Gebäudekomplex in der oberösterreichischen Landeshauptstadt besichtigen, die Frage gestellt, weshalb ge rade Oberösterreich den Mut zu diesem ■Ulli Großprojekt hatte, das noch dazu ohne jede staatliche Hilfe auskommt. Es gibt keine auf Anhieb alles erklärende Standard-Ant wort auf diese Frage. Am ehesten plausibel ist der Hinweis, daß das WIFI erfolgreicher Ausdruck von zweckbetonter Großzügigkeit und kalkulierter Bildungsbereitschaft in der Wirtschaft sei. Und ohne Übertreibung ist dem noch hinzuzufügen, daß mit dem 1966 eröffneten Neubau die in vielem erwiesene Pioniertätigkeit der Handelskammer auf dem Weiterbildungssektor einen sichtbaren Höhepunkt erreicht hatte. üm die Bedeutung dieser beruflichen Bil dungsstätte in der heutigen Zeit voll er messen zu können, bedarf es eines kur zen Rückblickes auf ihre Entstehungsge schichte. Hervorgegangen ist das WIFI eigentlich aus dem in den Jahren 1907/1908 entstandenen Gewerbeförderungsinstitut. Schon damals war eines der wichtigsten Aufgabengebiete wirtschaftliche Bildung und Information, dazu kamen noch die För derung der Erwerbsgenossenschaften und als drittes wesentliches Element die Akti vitäten auf dem Ausstellungssektor. 1922 wurde das Institut aus dem staatlichen Trä gerverband herausgelöst und der damaligen Kammer für Handel, Gewerbe und Indu strie angegliedert. Damit war auch eine Verbreiterung seiner Tätigkeitsgrundlagen verbunden, denn die Bildungsfunktion er faßte nun auch die industrielle Wirtschaft und ebenso den Handel. Seine heutige — wenn man so will — univer selle Informationsfunktion für die Wirt schaft erhielt das Institut im Zuge der Wie dererrichtung der Handelskammerorganisa tion im Jahre 1946. Unter neuem Namen, der den großen Aufgabenkreis bereits an deutete, wurde das Wirtschaftsförderungsinstitut Weiterbildungszentrum für alle in der gesetzlichen Interessenvertretung der Wirtschaft zusammengefaßten Sektoren und Branchen. Gewerbe, Industrie und Handel, Geld-, Kredit- und Versicherungswesen, Verkehr und Fremdenverkehr erhielten eine gemeinsame Informations- und Beratungs stätte. Obwohl Erfolg und Auswirkung von Bil dungsinvestitionen, noch dazu auf so brei ter Basis wie im WIFI, kaum in absoluten Zahlen meßbar sind, wird aber dennoch die Annahme nicht zu widerlegen sein, daß die Kurse, Vorträge und Lehrgänge des WIFI ein entscheidender Beitrag für den wirt-

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