Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 3/4, 1973

wurden (Karosseriebau), neue Werkstoffe (Kunststoffverarbeiter) und neue Arbeits techniken (Bodenbelagsverleger) angewen det werden, ein Zeichen dafür, daß das Gewerbe die neuen Erkenntnisse der Tech nik nicht nur kennt, sondern auch an wendet. Darüber hinaus darf nicht übersehen wer den, daß es auch gelungen ist, den Erzeug nissen des oberösterreichischen Gewerbes Anerkennung auf internationalen Märkten zu verschaffen. Nicht nur, daß bei inter nationalen Messen und Ausstellungen eine Jury davon überzeugt wurde — was in ungezählten Preisen und Auszeichnungs urkunden seinen Niederschlag findet —, sondern es zeigen die ständig steigenden Exportziffern vom Erfolg der oberöster reichischen Gewerbeexporte im Ausland. Allein im Vorjahr konnte eine Steigerung des Exporterlöses um fast 40 Prozent er reicht werden. Diese Erfolge sind eine be redte Antwort auf jene Stimmen, die dem Gewerbe nur noch lokale Versorgungs funktionen zubilligen wollen. Zusammenfassend kann aus heutiger Sicht berechtigt gesagt werden, daß es dem ober österreichischen Gewerbe gelungen ist, die permanente Umstellung und Anpassung zu bewältigen, und ferner, daß es seine Stel lung im Rahmen der Volkswirtschaft nicht nur behauptet,sondern ausgebaut hat. Sicher ist, daß dieser ständige Umwandlungs- und Anpassungsprozeß nicht ohne Schwierigkeiten zu bewältigen ist und sein wird. Aber die bisherigen Leistungen der Gewerbeinhaber und ihrer Mitarbeiter sind Gewähr dafür, daß es auch in Zukunft möglich sein wird, allen Anforderungen gerecht zu bleiben. Die Voraussetzungen hiefür sind gegeben. Ist doch gerade der Klein- und Mittelbetrieb in der Lage, auf Änderungen des Marktes bzw. der Kunden wünsche prompt zu reagieren, technische Neuheiten rasch und sinnvoll in seinem Betrieb einzubauen und neue Produkte un mittelbar auf den Markt zu bringen, weil unternehmerische Initiative unmittelbar in Betriebsergebnisse umgesetzt werden kann. Wie ist die Zukunft des Gewerbes zu sehen? Wenn man Expertenmeinungen Glauben schenken darf — und die An zeichen sind gegeben —, dann werden 1980—1985 von allen Produkten, die auf dem Markt sind, nur mehr zehn Prozent solche sein, die heute schon hergestellt werden. Daß für das Gewerbe in diesen 90 Prozent, die im Laufe der Zeit bis 1985 entstehen werden, Möglichkeiten und Chancen enthalten sind, ist unbestritten, aber sie müssen eben rechtzeitig erkannt und genutzt werden. Außerdem wird die Entwicklung des „Tertiären Sektors" be sonderes Augenmerk verdienen. Es hat sich Blick in eine Optikerwerkstatt gezeigt, daß mit zunehmender Reifung des „Primären" und „Sekundären Sektors" (Urproduktion bzw. Industrie und Erzeu gungsgewerbe) — hauptsächlich bedingt durch den technischen Fortschritt und Rationalisierung — eine immer größere Zahl von Arbeitskräften frei wird, die, wiederum bedingt durch den zunehmenden Bedarf, in den „Tertiären Sektor" abwan dert. Diese Entwicklung hat ihre Ursache in dem bereits erwähnten Reifungsprozeß, der die Produktion der beiden ersten Sek toren immer kostengünstiger und leistungs fähiger gestaltet. Dadurch vermehrt sich der „Reichtum der Gesellschaft" und führt zu steigendem Wohlstand des einzelnen. Durch diesen wachsenden Wohlstand wer den die Wünsche des einzelnen immer stärker differenziert. Gerade auf diesem tertiären Sektor hat Österreich und auch Oberösterreich einen „Nachholbedarf" zu verzeichnen, wenn man bedenkt, daß sein Anteil am Bruttonationalprodukt im Ver gleich mit anderen Ländern relativ gering ist (z. B. in den Niederlanden 50 Prozent, Norwegen 53 Prozent, dagegen in Öster reich nur 40 Prozent). In diesen differen zierten Wünschen liegt die Chance des Gewerbes bzw. der Klein- und Mittel betriebe. Außerdem haben Gewerbebetriebe durch Zu- und Unterlieferungen an die Großindustrie bereits den Beweis erbracht, daß sie bei der Erzeugung von Teilproduk ten durchaus mit der industriellen Fertigung konkurrieren können. Ganz allgemein kann gesagt werden, daß der Klein- und Mittelbetrieb Aufgaben im Wirtschaftsleben zu erfüllen hat und daher aus diesem nicht wegzudenken ist. Denn vordringlich, wenn auch nicht ausschließlich, wird der Bedarf an individuellen Leistungen durch den Gewerbebetrieb gedeckt, aber auch allgemein hängt die gesamtwirt schaftliche Elastizität und die bedarfsge rechte Versorgung der Märkte vom Be stand einer entsprechend großen Zahl von Gewerbebetrieben ab. Alle diese Aspekte erlauben die Aussage, daß das Gewerbe auch in Zukunft Bestand haben wird. Sicherlich wird sich die Gangart bei Um stellungsprozessen verschärfen. Dies wie derum bedingt, daß dem Gewerbe Hilfe stellungen angeboten werden, um den Be triebsinhaber in die Lage zu versetzen, eine sich anbahnende Entwicklung rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maß nahmen zeitgemäß zu ergreifen. Besonderes Augenmerk wird hier einem umfassenden Betriebsservice zu schenken sein. Dieses hat andeutungsweise zu umfassen: sr//

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