Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

ENNSKRAFTWERKE AG STEYR Saubere Energie für eine saubere Umwelt Der wirtschaftliche und technische Fortschritt und der Wohlstand unserer heutigen Zeit be ruhen neben anderen Faktoren auf dem Ein satz riesiger Mengen von Energie, die in ver schiedenen Formen von Kohle bis zur Atom energie zur Verfügung steht. Immer mehr wird der elektrischen Energie der Vorzug ge geben. Diese Energieform hat neben ihrer leichten Wandelbarkeit — sie treibt Motoren, beleuchtet, heizt oder kühlt — so viele andere Vorteile, daß sie überall angewendet wird, wo dies möglich ist. Elektrischer Strom, aus Wasserkraft erzeugt, kann als die „sauberste Energie" bezeichnet werden, sowohl hinsicht lich der Erzeugung (keine Luft- und Wasser verschmutzung) als auch des Verbrauches (ohne Geruchsbelästigung und ohne jeden Ab fall). Um den stark ansteigenden Strom bedarf — der sich nach der derzeitigen Ent wicklung innerhalb eines Jahrzehntes verdop pelt — in den kommenden Jahren decken zu können, müssen neue Kraftwerke projektiert und gebaut werden. Die Enns, mit einer Länge von 254 km der größte zur Gänze in Österreich liegende Fluß, rückte schon in den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg in das Blickfeld der energiewirtschaftlichen Nutzung. Aber erst durch die wirtschaftlichen Erfordernisse des zweiten Weltkrieges begann eine großzügige Erschließung des Ennsunterlaufes. Maßgebend hiefür waren die reichliche Wasserführung, die günstigen Gefällsverhältnisse sowie die gute geographische Lage der Enns zu den wichtigsten Industrieräumen und Verbrauchs zentren von Oberösterreich, Steiermark und Ostösterreich. Die Ennskraftwerke AG, eine Sondergesell schaft des Verbundkonzerns, wurde 1947 im Zuge der Neuordnung der Elektrizitätswirt schaft Österreichs auf Grund des Zweiten Verstaatlichungsgesetzes gegründet. Als Sitz der Gesellschaft wurde Steyr gewählt, jene Stadt, in der bereits 1884 durch Zusammen arbeit der beiden Industriepioniere Werndl und Schuckert das erste Wasserkraftwerk der Welt für die öffentliche Stromversorgung er richtet und in Betrieb genommen wurde. Steyr war auch die erste Stadt Europas mit elektrischer Straßenbeleuchtung. In den ver gangenen 25 Jahren errichtete die Ennskraft werke AG auf dem 93 km langen Fluß abschnitt der Enns von der steiermärkischoberösterreichischen Landesgrenze bis zur Mündung in die Donau eine Kette von zehn Kraftwerken. Das Jahresarbeitsvermögen dieser geschlosse nen Kette von zehn Kraftwerken — der ersten in Osterreich — beträgt rund 1700 Millionen Kilowattstunden und entspricht etwa einem Drittel des Jahresstromverbrauches von Oberösterreich — dem Bundesland mit der größten Stromerzeugung und dem höchsten Verbrauch innerhalb Österreichs. Die beson dere Bedeutung der Kraftwerkskette an der Enns liegt neben der günstigen geographi schen Lage im Zentrum Österreichs in der Möglichkeit, die Kraftwerke im sogenannten „Schwellbetrieb" mit Durchlaufspeicherung einzusetzen: Dadurch kann die Stromerzeu gung von den verbrauchsschwachen Tageszei ten in die Stunden des erhöhten Strombedar fes verlagert werden. Mit je einem Maschinensatz erzeugen die Kraftwerke St. Pantaleon und Weyer Einpha senstrom für das Zugbetriebsnetz der Oster reichischen Bundesbahnen; damit liefert die Ennskraftwerke AG rund ein Viertel des ge samten Strombedarfes der Osterreichischen Bundesbahnen. In den zurückliegenden Jahrzehnten war das landschaftlich reizvolle Ennstal für den mo dernen Verkehr kaum erschlossen. Die Stra ßen entsprachen größtenteils nicht den Anfor derungen und dementsprechend war auch die wirtschaftliche Entwicklung der Ennstalgemeinden. Die umfangreichen technischen Maßnahmen des Kraftwerksbaues brachten keine negative Veränderung des Landschafts bildes, sie gaben aber die Möglichkeit, die wirtschaftliche Entwicklung des Ennstales kräf tig zu fördern. So wurden große Teile der veralteten Eisenbundesstraße neu angelegt und ausgebaut; über Kraftwerksanlagen und neue Ennsbrücken führen sechs zusätzliche Straßenverbindungen, die den immer stärker werdenden Verkehr wesentlich entlasten. Im Zuge der Umsiedlungen wurden Ortsverbauungspläne ausgearbeitet, nach denen neue Ortsteile wie z. B. Kleinreifling (im Rückstau von Weyer), Reichraming (im Stauraum des Ennskraftwerkes Losenstein) und der Ort schaftsteil Garsten-Sand (im Staugebiet des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich) organisch in die bestehenden Ortschaften eingegliedert wurden. Trinkwasseranlagen und Kanalisatio nen, den hygienischen Erfordernissen der Ge genwart entsprechend, wurden errichtet. Durch die Anlage der Stauräume mit ihren Uferverbauungen und notwendige Umsiedlungen konnte die Hochwassergefährdung für viele Bewohner weitgehend reduziert werden. An den neu geschaffenen Stauseen entstanden ne ben Bade- und Sportanlagen ausgedehnte Er holungsräume und die ruhigen großen Was serflächen der Stauseen bieten Gelegenheitfür Sport und Erholung. .f.'" Erholung am Stausee Die dynamische wirtschaftliche und technische Entwicklung des Bundeslandes Oberösterreich mit allen seinen Auswirkungen auf die Ener gie- und Wasserwirtschaft bildet zusammen mit den umfangreichen Maßnahmen der Landschaftsgestaltung eine wichtige Pla nungsgrundlage für die projektierte Pump speichergruppe Molin der Ennskraftwerke AG. Geographisch zwischen den Flüssen Enns und Steyr gelegen, kann Mölln als wasserwirt schaftliche Mehrzweckanlage neben seiner energiewirtschaftl'ichen Hauptaufgabe die Hochwassergefahr im Gebiet des Steyrtales und der Stadt Steyr selbst wesentlich vermin dern und darüber hinaus die Möglichkeit für eine weit vorausschauende Trink- und Nutz wasserversorgung des oberösterreichischen Zentralraumes und der Stadt Wien bieten. Die Errichtung der Pumpspeichergruppe Molin kann — entsprechend dem steigenden Strom bedarf der kommenden Jahre — in unabhän gigen Ausbauetappen erfolgen, die dann zu einer energiewirtschaftlich besonders günsti gen Einheit zusammengefaßt werden. Das Kraftwerk Klaus, die erste Ausbaustufe der Pumpspeichergruppe Mölln, ist in Bau. Unter Beiziehung international bekannter Fachleute wurde ein Landschaftspflegeplan er arbeitet, der dem Steyrtal in diesem Abschnitt eine gleichwertige Landschaft für Erholungs und Fremdenverkehrszwecke sichern soll. Das umfangreiche Projekt Mölln wird nicht nur durch die Maßnahmen der Landschafts gestaltung Wirtschaft und Fremdenverkehr beleben, sondern auch die wirtschaftliche Struktur dieses Gebietes vorteilhaft verän dern. Zusammen mit der Kraftwerkskette an der Enns wird die Pumpspeichergruppe Molin dazu beitragen, die für unser Land dringend benötigte elektrische Energie in den kommen den Jahren bereitzustellen.

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