E-Lok-Ausbesserung Linz, Halle mit 54 Lok ständen. — Foto: Generaldirektion der ÖBB, Lichtbildstelle Im Mai 1938 wurden die Bundesbahnen von der Deutschen Reichsbahn „übernom men". Die Deutsche Heeresleitung legte der Reichsbahn nahe, Bahnelektrifizierun gen wegen ihrer großen Anfälligkeit im Kriegsfalle zu unterlassen. Proben darauf konnte man 1944 und 1945 wahrnehmen, als die amerikanische Luftwaffe Vorherr schaft gewann und Tiefflieger auf der Strecke Attnang — Salzburg E-Loks der Reihe 1029 und 1018 abknallten, die Trafos Feuer fingen und die Loks ausbrannten. Die Bombenangriffe am Kriegsende trafen die Bundesbahnen im Raum Oberöster reich besonders schwer, 248 Sprengbomben zerschmetterten die Linzer Bahnanlagen, im weiteren Bereich der Bundesbahndirektion Linz gab es 424 Bombentreffer, 67 Loko motiven, 1100 Waggons und eine Million Kubikmeter Betriebsraum wurden total zer stört. Trotz dieser kaum faßbaren Verwüstung der oberösterreichischen Bahnanlagen be schloß die Staatsregierung mit 20. Mai 1946, gleichlaufend mit den Wiederaufbau arbeiten die Strecke Attnang-Puchheim — Linz zu elektrifizieren. Am 15. Mai 1949 traf der erste elektrisch geführte Zug aus Salzburg in Linz ein. Am 3. Oktober 1949 wurden der wiederaufgebaute Linzer Bahn hof und der 50.000 Quadratmeter große Bahnhofvorplatz dem Verkehr übergeben, Linz feierte in Anwesenheit von vier Hoch kommissaren der Besatzungsmächte das Wiedererstehen seiner ausgedehnten Bahn anlagen. 1951 konnte der elektrische Be trieb bis Amstetten aufgenommen werden und am 19. Dezember 1952 erreichte die Elektrifizierung ihr großes Ziel — Wien. Auch in Oberösterreich ging der Ausbau unentwegt weiter, mit 22. Mai 1955 endete die elektrische Traktion im Bahnhof Passau. Im gleichen Jahre wurde auch die Linie Vöcklabruck — Kammer-Schörfling mit dem kommerziell wichtigen Bahnhof Lenzing elektrisch befahrbar. Angereiht an dieses Programm konnte der Ausbau der elektri schen Traktion Kleinreifling — Amstetten, Kleinreifling — Selzthal, Selzthal — Stainach-Irdning — Bischofshofen durchgeführt werden,so daß ein rund geschlossenes Netz geschaffen wurde. Langwieriger Vorberei tungen bedurfte die Elektrifizierung des Bosrucktunnels und der Strecke Selzthal — Spital am Pyhrn. Nun ist die Inangriff nahme der elektrischen Ausrüstung Spital am Pyhrn — Linz in greifbare Nähe gerückt. Im System der zu elektrifizierenden Bun desbahnlinien in Oberösterreich fehlt noch die Strecke Linz — Summerau. Für alle übrigen Bundesbahnstrecken in Oberöster reich ist eine Zugförderung mit Diesel triebfahrzeugen vorgesehen. Die Einführung des elektrischen Betriebes im oberösterreichisch-steirischen Raum und darüber hinaus nach Wien und die be deutende Verkehrssteigerung hatten einen sprunghaften Mehrverbrauch an Bahnstrom zur Folge. Während im Jahre 1960 der Bundesbahn-Stromverbrauch noch 700 Mil lionen Kilowattstunden betrug, verschlang 1970 der Bahnbetrieb bereits 1100 Millio nen. So mußten die ausbaufähigen Kraft werke der Bundesbahn raschest erweitert werden. Dies erfolgt derzeit durch eine ge waltige Vergrößerung des Tauernmoosspeichers von 21 auf 55 Millionen Kubikmeter Wasserinhalt und den Bau einer 1100 m langen und 53 Meter hohen Betongewichts mauer. Diese neue Sperrmauer wird im Abstand von 20 Metern vor der alten Sperre errichtet und bis 1974 fertiggestellt. Zu sätzlich wird durch „Beileitungen" das Ein zugsgebiet des Tauernmoosspeichers um 14 Quadratkilometer erweitert. Durch so groß zügige Maßnahmen wird das Arbeitsver mögen der Stubachgruppe um 60 Millionen Kilowattstunden vergrößert. In Oberöster reich konnten durch Verträge mit den Ennskraftwerken durch Einbau je einer Bahn strommaschine in den Stromkraftwerken St.Pantaleon und Weyer zusätzliche Strom mengen sichergestellt werden. Für Pflege und Ausbesserung von Elektro lokomotiven stehen den Bundesbahnen in Oberösterreich ausreichende und moderne Werkstätten zur Verfügung, die Betriebs werkstätten — früher Heizhäuser genannt — in Attnang-Puchheim, Wels-Verschiebebahnhof und Linz. Die speziell für E-LokAusbesserungen und für Hauptreparaturen umgebaute Hauptwerkstätte Linz ist mit 1200 Mann Belegschaft und den dazu gehörigen Einrichtungen imstande, jährlich bis 200 Planausbesserungen allein durch zuführen. Die E-Lok-Halle dieser Werk stätte ist 185 Meter lang, 60 Meter breit, besitzt 54 E-Lok-Stände, eine 150 Meter lange Schiebebühne und einen 120-TonnenLaufkran. Diese Anlage kostete ebensoviel wie das Linzer Bahnhofsgebäude. Hatten für die Herstellung geeigneter Lo komotivtypen vom Beginn der Elektrifi zierung an Studien und Beschaffungsstel len gesorgt, so nahm der Ruf nach mecha nischer Verbesserung, Leistungssteigerung und besserer Stromauswertung der Loko motiven nun Formen an, die nur auf län derweiter Ebene und in den Forschungs stätten der Industrie ausgetragen werden konnten. Die älteren Fahrzeuge besaßen Stangenantrieb und einen allzu anfälligen Mechanismus. Derzeit stehen im Haupt einsatz Lokomotiven mit motorgetriebenen Achsen, 2 Drehgestellen und einem Achs druck von 21 Tonnen: die Lokreihe 1018 — Leistung 4500 PS, Gewicht 110 Tonnen, Reihe 1010 — Leistung 5400 PS, Gewicht 115 Tonnen, Reihe 1042 — als Allzweck lokomotive — Leistung 5000 PS, Höchst geschwindigkeit 150 km/h und die Reihe 1043 — Leistung 4900 PS, Motordauerlei stung 3600 kW, Gewicht 82 Tonnen, Höchstgeschwindigkeit 135 km/h. Dies ist die aus Schweden stammende „Thyristor lokomotive" mit stufenloser, elekronischer Steuerung, sie kann als eine der modern sten Elektrolokomotiven Europas bezeichnet werden. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß durch den dauernden Einsatz von welt weiten Großbetrieben, etwa der Union Elektrizitäts A. G., Siemens-Schuckert, Brown-Boveri, AEG Union, Elin Union und
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