Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

gung, und zwar vorerst mit der Errichtung eines kleinen Dampfkraftwerkes zur Ver sorgung der Beleuchtungsanlagen in Sankt Wolfgang und für das Schafberghotel. Die Salzkammergut-Lokalbahn von Bad Ischl nach Salzburg wurde leider eingestellt. Es gibt immer noch viele Leute, die diese Einstellung als einen großen verkehrs politischen Fehler betrachten; die Be gründungen hiefür sind allerdings verschie denartig: viele sahen in der kleinen Bahn eine Kuriosität, die erhalten hätte werden müssen, die anderen wieder betrachteten sie als eine von der Straße unabhängige Verkehrsverbindung durch das Salzkam mergut. Gerade in der zweiten Begrün dung liegt aber die Problematik dieser Schmalspurbahn. Sie war nämlich — wie das im alten Österreich aus militärischen Gründen vorgeschrieben war — mit einer Spurweite von 760 mm errichtet worden, damit der Fuhrpark im Kriegsfall auf den schmalspurigen Bahnen Bosniens verwen det werden könnte — was auch im ersten Weltkrieg so geschah. Diese Bauausführung war dann die eigentliche Todesursache der Ischler Bahn, denn die enorm kleine Spur weite und die davon abhängigen engen Radien der Trasse erschwerten eine echte Anpassung an den technischen Fortschritt. Dadurch bekam die Bahn einen musealen Charakter, was zwar den Außenstehenden sehr attraktiv erscheint, für die ständigen Benützer aber — vor allem im Vergleich mit dem Komfort anderer Straßenverkehrsmit tel — allmählich unerträglich wurde. Leider schlug die Todesstunde dieser Bahn gerade zu einem Zeitpunkt, als die technische Entwicklung den Bau komfortabler elektri scher Triebfahrzeuge ermöglicht hätte. Die Bedeutung der Ischler Bahn für die Entwicklung des Fremdenverkehrs ist jedoch auch nach ihrer Einstellung nicht hoch genug einzuschätzen. Sie allein er möglichte die Erschließung der Orte — etwa St. Wolfgang oder St. Gilgen — für den internationalen Fremdenverkehr bereits in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Die Bahn gestattete es all diesen kleinen Orten, organisch in ihre neue Aufgabe — eben den Fremdenverkehr — hineinzu wachsen, während sich jetzt schon die Schäden abzeichnen, die aus der allzu hektischen Entwicklung des Fremdenver kehrs durch die allgemeine Motorisierung entstehen. Solange sie bestand, hatte diese Bahn für den Güterverkehr keine sonder liche Bedeutung, da es außer einigen Sägewerken keine Industrie in diesem Gebiet gab (und im Interesse des Fremden verkehrs auch nicht geben sollte). Der nächste Lokalbahn-Bau der Firma Stern & Hafferl war die Errichtung der Straßenbahn in Gmunden. Es war dies Schiffahrt auf dem Attersee Schiffsausflüge und Rundfahrten! Stern & Hoffen Vermietung von Autobussen Reisebüros Betriebsführung von Lokal- und Straßenbahnen Omnibuslinien Hoch- und Tiefbau — Ingenieurbüro Direktion:Gmunden,Telefon 3341 die erste elektrische Bahn, die die Firma baute, sie war die erste in Oberösterreich und ist heute die älteste noch in Betrieb stehende Bahn dieser Art in Osterreich überhaupt. Mit fast 100 Promille Steigung ist sie eine der steilsten Adhäsionsbahnen. Auch diese Bahn wurde als Schmalspur bahn,jedoch mit der wesentlich günstigeren Spurweite von einem Meter gebaut, da man bei einer elektrischen Bahn nicht auf militärische Belange Rücksicht nehmen mußte. Anläßlich dieses Baues wurde das Zweig büro der Firma Stern & Hafferl von Sankt Wolfgang nach Gmunden verlegt. Als nach dem ersten Weltkrieg das Wiener Firmen büro aufgelassen wurde, blieb der Haupt sitz in Gmunden,wo er jetzt noch ist. Diese Lokalbahn in Gmunden wurde 1894 eröffnet und dient seither als Straßenbahn zur Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Stadt. Die Idee zum Bau dieser elektrischen Bahn war von zwei wesentlichen Erwägungen ausgegangen: einmal die Verkehrsaufgäbe als solche und zum anderen die Notwendig keit, eine wirtschaftliche Grundlage für den Ausbau des Stromversorgungsnetzes in Gmunden und Umgebung, der mit dem gleichzeitig errichteten Dampfkraftwerk Gmunden eingeleitet wurde,zu sichern. Da nun durch die Bahn von Anfang an ein für damalige Verhältnisse „Großverbraucher" vorhanden war, konnte der Beleuchtungs strom relativ günstig abgegeben werden. Im übrigen leistet diese kleine Bahn auch jetzt noch ihren Beitrag zur Verbesserung des Stadtverkehrs, indem sie jährlich ca. 500.000 Fahrgäste befördert und da durch wesentlich den PKW-Verkehr ent lastet. Ohne die kleine Straßenbahn wäre der alte Stadtkern in Gmunden wohl noch mehr verstopft und noch mehr von Ab gasen erfüllt. Mit der Gmundner Straßenbahn begann ein neues Konzept der Firma Stern & Hafferl: die Verbindung von Bahnbau- und -betrieb mit dem Ausbau der allgemeinen Elektrizitätsversorgung. Von diesem Zeit punkt, also etwa 1894 an, erbaute Stern & Hafferl nicht nur verschiedene Bahnen, sondern übernahm auch deren Betrieb und auf diese Weise ermöglichte die Firma den beschleunigten Ausbau des Stromnetzes in Oberösterreich. Dies geschah,indem in den Unterwerken der Bahnen Transformatoren für die allgemeine Stromversorgung unter gebracht wurden; so konnten die Bahntrassen gleichzeitig zur Errichtung von Hochspannungsleitungen mitverwendet werden. Da entsprechend der damaligen gesetzlichen Lage eine Grundenteignung lediglich für den Bahnbau, nicht jedoch für den Leitungsbau möglich war, erschien diese Doppelverwendung äußerst günstig. Auch heute noch sind Hochspannungslei tungen der OKA längs der Bahn geführt, nur die neueren Anlagen mit höheren

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