Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

i 15. Februar 1872 die alte Pferdebahn Budweis—Linz ihr Ende. 1873 wurde der Bahnbau Braunau—Steindorf beendet, 1877 erfolgte die Inbetriebnahme der wichtigen Linie Schärding—Attnang-Puchheim—Steinach-Irdning. 1881 wurde die Kremstalbahn, 1882 die Strecke Vöcklabruck—KammerSchörfling und 1888 die Mühlkreisbahn er öffnet. Das Festmahl anläßlich der Betriebs aufnahme der Mühlkreisbahn am 17.Okto ber 1888 in Aigen durchlief eine Speise folge von zehn Gängen und währte vier Stunden. 1889 kam die Steyrtalbahn in Betrieb. Ihr folgte in großem Abstand 1906 die Pyhrnbahn, bei deren Bau im Bosrucktunnel durch Wassereinbrüche große Schwierigkeiten aufgetreten waren, 1909 war die Donauuferbahn Mauthausen— Grein—Krems fertig. Zusammen mit den von der Unternehmung „Stern & Hafferl A. G. Gmunden" errichteten Bahnen und Kleinstrecken verfügte Oberösterreich seit 1913 über ein geschlossenes und aufein ander abgestimmtes Bahnnetz, das auch hinsichtlich einer flüssigen Betriebsführung nichts zu wünschen übrig ließ. Durch die unvorstellbare Inanspruchnahme der Bah nen während des ersten Weltkrieges und die durch lange Jahre unterlassenen Er haltungsarbeiten entstanden der ersten österreichischen Republik gewaltige Sor gen. Nur durch systematische Einplanung der Wiederherstellungsarbeiten im Staats haushalt konnte hier Wandel geschaffen werden. Im Jahre 1924 wurde in Wien, mit deut licher Blickrichtung Linz, die Jahrhundert feier der Gründung der „Ersten öster reichischen Eisenbahngesellschaft" began gen und eine Ausstellung veranstaltet. Der damalige Minister für Handel und Verkehr, Dr. Hanns Schürf, regte bei dieser Gelegen heit an, man möge in öberösterreich nach weiteren Relikten und Andenken der ersten Bahnen suchen und bei entsprechendem Erfolg in Linz ein lokales Bahnmuseum einrichten. Geld für geeignete Ankäufe stünde aber nur zur Verfügung, wenn hie für vorher Genehmigungen eingeholt wür den. Diese Vorschreibung vereitelte von vornherein alle Möglichkeiten. Dem da maligen Linzer Bundesbahndirektor Ing. Hohenbühel gelang es, jene Sammel stücke zu gewinnen, die der 1921 in den Ruhestand getretene Eisenbahnforscher Josef Sames und sein Freundeskreis zusam mengetragen hatten. Hinzu kam das Er gebnis einer „bahnamtlichen Durch suchung" aller Stationen, zusammen ge nommen füllten diese Gegenstände einen Raum. Wirksamer als Sammler auf diesem Gebiet war der Verfasser dieser Zeilen, der in Eigeninitiative Erinnerungsstücke zu er werben suchte, die effektvoll waren und eine sichere Zeitaussage in sich trugen. Es bedurfte dazu der Errichtung eines Suchdienstes und Ankäufe kamen meist nur über Umwege zustande. Viele Besitzer hatten ihre Erinnerungsgegenstände nach 1918 bei Liquidierung von „K. K. Bahn ärargut" behalten und in manchen Fällen sogar schon vererbt. Ein Arzt z. B. besaß durch diesen Vorgang die Hofsalongarnitur der Kaiserin Elisabeth und seine Patienten bedienten sich der vornehmen Sitzgelegen heit. Der Besitzer war einsichtsvoll und zugänglich, verlangte aber entsprechende Ablöse. Ältere Leute forderten für begehrte Stücke Lebensmittel, Rauchfleisch, Zucker, Schokolade. Suchen, finden, kaufen glich einem Geduldspiel; hinzu kam, daß sich die Gegenstände oft in desolatem Zustand befanden und fachgemäß instandgesetzt werden mußten. Diese private und mit

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2