Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

Steyr und die Eisenstraße Bis zur Eröffnung der Bahnlinie St. Valen tin—Selzthal war für Steyr die durch das Ennstal zum steirischen Erzberg führende Straße zur Bewältigung des Eisentrans portes von größter Bedeutung. Natürlich spielten daneben auch die Floß- und Schiff fahrt auf der Enns und der Verkehrsweg durch das Steyrtal eine hervorragende Rolle. Auf der Eisenstraße aber verkehr ten auch die Postwagen nach Leoben und Graz, man gelangte auf diesem Wege zu den Hammerwerken in den Eisenwurzen. Schon in der Römerzeit soll die Anfangs strecke von Donawitz über Vordernberg bis zur Enns bestanden haben, doch ist es sehr ungewiß, ob von den Römern schon die in Oberösterreich durch das Gebiet der Grundherrschaften Kloster Garsten, Losen stein und Steyr führende Straße angelegt wurde. Sie dürfte sich im Mittelalter in einem schlechten Zustand befunden haben, da 1376 der Landesfürst die Instandset zung derselben anordnete. In der Folgezeit erlangte sie durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Steyr den Vorrang gegenüber der Pyhrnstraße. :".aiia4.L Erst Quellen aus dem 16. Jahrhundert ge ben über den nach der Enns verlaufenden „Landweg" eingehender Aufschluß. Bis um 1564 dürfte in erster Linie das „Innerberger Amt" für die Wegstrecke Eisenerz— Steyr zuständig gewesen sein, da es für die Instandhaltung ein Weggeld einhob. Die im genannten Jahre erfolgte Länder teilung in Österreich (Ober- und Nieder österreich), Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain) und Vorderösterreich (Tirol und Vorlande) wirkte sich auf das Eisenwesen nicht günstig aus. Die Eisen straße gehörte nun von Eisenerz bis zur Frenz, wo die Grenze zwischen Österreich und Innerösterreich verlief, zum Hoheits gebiet Erzherzog Karls, die weitere Strecke bis Steyr lag auf kaiserlichem Boden. Im Jahre 1567, als die von Regengüssen und Hochwasser arg beschädigte Straße an vie len Stellen ausgebessert werden mußte, übernahm Kaiser Maximilian II. nur die Herstellung derselben von Steyr bis zum „Kasten", während Erzherzog Karl auch das Wegstück bis zur steirischen Grenze zu erneuern hatte. JDas Kastengebäude iri Kastenreith, bereits 1373 erwähnt, unterlästand der Klosterherrschaft Garsten, es war fenkehrgasthof,Ladstätte und Mautstelle. • Im Jahre 1569 forderte Erzherzog Karl vom Kaiser die Übernahme des noch auf oberösterreichischem Boden verlaufenden Straßenstückes. Auch die Stadt Steyr, die ohnehin für den um 1560 angelegten Roßund Schiffweg aufzukommen hatte, wei gerte sich, die vier Meilen lange Strecke vom „Kasten" heraus zu übernehmen. Als nach der furchtbaren Hochwasser katastrophe im Juli 1572 kostspielige Stra ßenbauten erforderlich wurden, verlangte die Eisenstadt, daß auch die Hammer meister „Robot und Hilfe" leisten mögen. Da sie die Kosten für die Straßenerneue rung nicht aufzubringen vermochte, er laubte ihr 1573 der Kaiser die Einhebung eines Weggeldes, und zwar zwei Pfennig von jedem Zentner Eisen und Stahl, „so nach Steyr, Weyer, Waidhofen und Ybbsitz" geführt wurde. Die Stadt Waid hofen hatte 400 Gulden beizusteuern. Die von Steyr in den Jahren 1574 bis 1577 durchgeführte Instandsetzung der Land straße und des für die Ennsschiffahrt er forderlichen Roß- und Schiffweges kam auf 2467 Gulden zu stehen. In einem „Will- und Gabbrief" vom 1. Dezem ber 1577 gewährte daher Kaiser Rudolf II. der Stadt zu dem Weggeld auf „ewig" noch jährlich 100 Gulden aus den Gefällen des Rentamtes der Herrschaft Steyr, doch mußte sie sich verpflichten, auch den RoßSteyr und Schiffweg bis zum „Thonau Stromb" zu erhalten. Bei dringenden Straßenbauten hatten über Weisung des Steyrer Stadtrates manchmal bürgerliche Personen mitzuhelfen. So ver fügte 1578 die Stadtobrigkeit die Heran ziehung „junger müßiger Bürger" zum Bau der Brücke an der Mündung des Gaflenzbaches in die Enns. Wiederholt mußte die Straße im Rutschgelände der Frei sing bei St. Ulrich ausgebessert werden. Im Jahre 1625 übernahm die Innerberger Hauptgewerkschaft, der neben Rad- und Hammermeistern auch die Stadt Steyr an gehörte, die Instandhaltung der Eisen straße, die im 18. Jahrhundert an vielen Stellen verbreitert wurde. In der Zeit von 1851 bis 1856 besorgte die Eisenwerksdirektion in Eisenerz und anschließend die Alpine Montangesell schaft die Ausbesserung der Straße zwi schen Steyr und der steiermärkischen Landesgrenze. Um 1898 übernahm der Staat die Kosten der Straßenerhaltung. An den einstigen Fuhrwerksverkehr auf der Eisenstraße erinnern auf oberösterrei chischem Boden noch heute die alten Ein kehrtavernen in Ternberg, Losenstein, Großraming, Weyer und Kastenreith. Dr. Josef öfner

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2