Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Rechts: Halsschmuck aus Bronze und Eisen. Beigaben aus dem hallstättischen Gräberfeld Rutzing war wohl auch Aufforderung zum Ge brauch. Die frühe Bronzezeit brachte für die Welser Heide den Zuzug einiger weiterer Sied lergruppen. Kennen wir aus der BOOOjährigen Periode der Jungsteinzeit bisher etwa 30 Gräber, so sind es aus den ersten 600 Jahren der Bronzezeit mehr als 300. Die Mehrzahl der Siedlungsanlagen, die sicher unweit der größeren Begräbnisplätze bestanden, sind jedoch bisher noch unentdeckt geblieben. Im Gräberfeld von Haid, das noch nicht einmal vollständig erforscht ist, waren in 127 Grabstellen 168 Men schen bestattet, davon 41 in nur 15 Mehr fachgräbern. Eine Epidemie scheint zum Aufgeben der noch unbekannten Siedlung gezwungen zu haben, denn der Anteil der Kinder unter den 168 Individuen betrug 72! Alle Mehrfachgräber waren von Kin dern belegt, bis zu 9 gleichzeitig in einer Grabgrube bestattet. Tiefe Gefühle spiegeln sich nach beinahe 4000 Jahren in so mancher Grablage. Der Bruder hält die Hände des kleinen Mäd chens, die Mutter umklammert schützend das Köpfchen des Säuglings. — Die Aus stattung aller Gräber war von sichtbarer Sorgfalt und bezeugte, welche Wertschät zung die Verstorbenen bei ihren Angehö rigen genossen. Nicht die prächtigste Schmuckgarnitur war zu wertvoll und die Speisenbeigabe, meist in ein bis zwei schö nen Gefäßen, war obligat. Das Eisenschwert Das europäische Festland war von Handels wegen durchzogen, die von Küste zu Küste reichten. Regelmäßig schon waren die Händler gekommen und hatten Geräte, Waffen und bronzenen Schmuck angeboten, vielfältiger und prächtiger als in der frühen Zeit. Vielfältiger und drängender wurden wohl auch die Wünsche. Halsketten und Armbänder aus Muscheln und Schnecken des Mittelmeeres waren für die Siedler in der Welser Heide keine unübliche Zier. Der Verbrauch an Kupfer war stark gestiegen und der Rohstoff, der die neue Zeit zur Blüte gebracht hatte, begann knapper zu werden. Zum zv/eitenmal in seiner Geschichte zog es den Menschen gegen das Gebirge. Zum er stenmal war er zehntausend Jahre vorher dem zurückweichenden Eis und seiner Tier welt gefolgt. Nun trieb die Suche nach Erz manche Gruppe in unwirtliche Gegend. Die Umwelt wurde gezielt erkundet. Das Er gebnis brachte jedoch das Ende für die Kultur, die Rohstoff für ihr Fortbestehen suchte. Die Zeit des Eisens brach an. Zuerst nur seltenes Schmuckmetall, mußten ungezählte o ö o Versuche und Fehlschläge seinen Weg be gleiten, bis das „schwere Gestein" zum schmiedbaren Stahl werden konnte. Wieder stand der Metallarbeiter an der Wiege der neuen Zeit. Aus dem Bronze gießer wurde der von Mystik und düsteren Sagen umwobene Schmied. Tücke und Kraft brauchte er, um den neuen Stoff der Menschheit gefügig zu machen. Und es scheint fast, als hätte der urzeitliche Schmied eben diese Eigenschaften für alle Zeit hineingehämmert in das funkensprü hende Metall des Hephaistos, der daraus Lanze und Schild der Athene schlug. Der geachtete Beruf des Bergmannes war entstanden. Das Hallstätter Salz wurde ab gebaut und schaffte als begehrte Handels ware nicht nur eine lokale Metropole nie gekannten Wohlstandes, sondern war An laß für ein dichtverzweigtes Handelsnetz und sicher Gründungsfaktor für viele, zum Großteil wohl noch unentdeckte, voralpenländische Stationen und Ansiedlungen der frühen Eisenzeit. Die Reste zweier Sied lungen (bei Traun und bei Holzleithen) und das hallstattzeitliche Gräberfeld von Rutzing scheinen Glieder einer ganzen Kette kleinerer Siedlungsstationen entlang des Trauntales darzustellen. Diese hatten wohl bäuerlichen Charakter, standen aber sicher mit dem Salzhandel in unmittelbarem Zusammenhang.

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