Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Es blieb dem Jahre 1972 — wir hätten heuer den 85. Geburtstag des Künstlers begehen können — vorbehalten, eine großangelegte Ehrenrettung in die Wege zu leiten. Aus stellungen in Salzburg und Wien holten Würdigungen nach, die diesem Künstler in Österreich längst gebührt hätten. Beide Un ternehmungen hatten ihre wissenschaftliche Grundlegung in einer Monographie, die Franz Fuhrmann, Ordinarius für österrei chische Kunstgeschichte an der Universität Salzburg, im Residenz-Verlag heraus brachte. Die Verlagsanstalt spricht selbst von einem „Versäumnis", das nachzuholen, womit Faistauer neben Oskar Kokoschka und Egon Schiele als „Bahnbrecher der mo dernen Malerei in Osterreich" darzustellen sei. Das Buch ist als Musterbeispiel kunstwis senschaftlicher Forschung und Darstellung anzuerkennen. Der Autor verwendet für das Thema die Akribie der Historie, aber auch die Aussage beredter Kunstbegeiste rung. Der Künstler wird nicht museal und historisch eingesargt, sondern als für die Gegenwart und die Zukunft wirksame Per sönlichkeit herausgestellt. Aus der Wahlver wandtschaft von Wissenschaft und Kunst entstand eine gültige Dokumentation. Franz Fuhrmann begnügte sich nicht mit einer trockenen, referierenden Biographie,er verzichtete aber auch auf eine ichbezogene kunstkritische Interpretation, sondern ver sucht mit dem ganzen Rüstzeug seiner Wis senschaft und der Begeisterung des Kunst betrachters eine zeit- und geistesgeschicht liche Einordnung. Das Leben des Künstlers wird aus den Werken und eigenen literari schen Zeugnissen, vor allem aus dem Nach laß von Hunderten seiner Briefe, zu pla stischer Wirkung gebracht. Ein exakt er stellter Werkkatalog mit 403 Nummern schafft eine sichere Basis für Beschreibung des Kunstschaffens und historische Würdi gung. Die wissenschaftliche Genauigkeit der Darstellung findet im Abbildungsteil Er gänzung und Fortsetzung. Dem Leser wird ermöglicht, das gesamte Oeuvre zu über schauen, wobei versucht wird, die wesent lichsten Werke in Farbtafeln und Groß abbildungen zu erfassen, in einem Anhang in Kleinabbildungen jedoch einen bildhaf ten Gesamtüberblick zu gewinnen. Ein Ver zeichnis der Bildthemen, ein Verzeichnis der Besitzer von Faistauerwerken und ein Literaturbericht ergänzen diesen wissen schaftlichen Apparat. Deutlich stellt der Autor die Doppelbega bung des Künstlers als Maler und Schrift steller heraus,Proben aus Faistauers Schrif ten überzeugen von der Notwendigkeit, sich vor allem mit den schriftlichen Arbeiten des Künstlers in naher Zukunft weiter zu beschäftigen. Der Maler Faistauer hat Aus sagen über die Kunst seiner Zeit hinter lassen, die unbedingte Beachtung verdienen. Besonderer Dank gilt Autor und Verlag, daß sie es unternommen haben, bei aller Wissenischaftlichkeit ein Kunstbuch zu schaffen, das vom Thema eine lebendige Vorstellung vermittelt. Nach Lektüre die ser Monographie wissen wir, welch geistige Potenz uns Anton Faistauer hinterlassen hat. Er wird als Beweger wie Paul Cezanne gewürdigt. Seine Werke werden zum be glückenden Erlebnis erhoben. Die Kunst der Gegenwart wird in diesem Buch ins Lot gerückt, es wird bewußt gemacht, wie gerade Anton Faistauer die Tradition abendländischen Kunstschaffens in schöpfe rischer Form weitergeführt hat und zu einem persönlichen Glanzpunkt steigern konnte. Kristian Sotriffer: Der Zeichner Peter Kubovsky. — Linz: Oö. Landesverlag (1972), 15 Seiten Text, 48 Tafeln in Schwarzweiß, Ganzleinen, Ladenpreis S 180.-. In diesem Kunstbuch unternimmt der Oberösterreichische Landesverlag das ver legerische Wagnis, den in Linz beheimate ten Zeichner Peter Kubovsky in Buchform bekannt zu machen. Wohl ist es dem Künst ler mit konsequentem Fleiß und zeichneri scher Begabung gelungen, über die Grenzen seiner Wahlheimat hinaus bekannt zu wer den. Er gewann in letzter Zeit viele Preise — 1969 den Kulturförderungspreis des Lan des Oberösterreich, 1970 den Preis seines Heimatlandes beim 12. Osterreichischen Graphikwettbewerb,1970 den Graphikpreis der Stadt Krems, 1972 den 1.Preis beim Wettbewerb für freie Graphik der Oberösterreichischen Kraftwerke AG Linz, den 2. Preis der IX. Internationalen Biennale Menton und den 2. Preis des von der Zen tralsparkasse der Gemeinde Wien veran stalteten Wettbewerbes „Das Wiener Stadt bild 1972" —, doch was können äußere Ehrungen für die Breitenwirkung eines Kunstschaffens bedeuten? Sichern sie ihm das notwendige Interesse des Publikums? Dieses Buch ist für den Sammler bestimmt. Es bietet ihm die Möglichkeit, aus dem Schaffen eines exzellenten Graphikers eine Auswahl aus einer Schaffensperiode von 1955 bis 1971 in seine Bibliothek einzuord nen, 48 in Druck wiedergegebene Blätter als Ersatz für die Originale in ständiger persönlicher Anschauung genießen zu kön nen. Kristian Sotriffer schrieb als Einleitung einen knappen, dafür um so instruktiveren Text. Der Beschauer wird mit den Augen des erfahrenen Kritikers an die Zeichnun gen herangeführt, lernt ihr Wesentliches erkennen. Peter Kubovsky erforscht mit der Feder vor allem Stadtansichten. Linz, Wien, Rom, Prag, Venedig, Paris sind die bevorzugten Schauplätze seiner zeichnerischen Erleb nisse. „Die Impression, der sich über das Auge bildende Bildgedanke, verfestigt sich zu einer bei aller Rücksichtnahme auf gege bene Anhaltspunkte freien, autonomen, eigenen Gesetzen folgenden und geschlos senen, durch die Offenheit und Transparenz des gezeichneten Strichs der Phantasie je doch Raum gebenden Bestandsaufnahme." Es ist diesem Buch zu wünschen, daß es in die europäische Kunstliteratur Eingang findet. Werner Spies: Rudolf Hoflehner, Krieauer Kreaturen. Mit einem Werkkatalog sämt licher Radierungen und Lithographien 1965 bis 1970 von Kristian Sotriffer. — Wien und München: Ed. Tusch im Ver lag Anton Schroll (1971),82 Seiten, Laden preis S 380.—. Kristian Sotriffer: Zechyr, Landscapes. Mit einem Werkkatalog sämtlicher Zeichnungen 1967 bis 1970 von Manfred Chobot. — Wien und München: Edition Tusch im Ver lag Anton Schroll (1971), 84 Seiten, Laden preis S 380.—. Mit der Reihe „Osterreichische Graphiker der Gegenwart" hat der Schroll-Verlag ein verdienstvolles verlegerisches Vorhaben in die Tat umgesetzt. Aus der Fülle österrei chischer Gegenwartsgraphik werden in strenger Auswahl Künstler mit einem zeit lich geschlossenen Werkbestand hervor gehoben, ihr Schaffen wird in Buchform publik gemacht und für den Sammler auf bereitet. In diesem Sinne wird größter Wert auf einen sorgfältig eingerichteten Abbil dungsteil gelegt, die Texte führen in knap per Form in das Thema ein, Werkkataloge und biographische Skizzen bestätigen die fachliche Orientierung dieser Kunstbände. Es kann ganz allgemein formuliert werden, daß diese Bücher mithelfen, eine graphi sche Sammlung im eigenen Haus auf zubauen. Die Bände IV und V dieser Publikations reihe sind Graphikern gewidmet, die aus Oberösterreich stammen. Band IV beschäf tigt sich mit Rudolf Hoflehner, geboren am 8. August 1916 in Linz. Band V beschäftigt sich mit Othmar Zechyr, geboren am 28. Mai 1938 ebenfalls in Linz. Rudolf Hoflehner wurde als Bildhauer be kannt. Seit Jahren versucht er jedoch die Loslösung von der Plastik, wozu besonders die Graphik für ihn ein neues Ausdrucks mittel wurde. — Allerdings lassen alle Gra phiken eindeutig die Wucht der plastischen Form erkennen. Wie im Untertitel des Bu ches ausgeführt ist, erscheinen sämtliche Radierungen und Lithographien des Künst lers von 1965 bis 1970 katalogmäßig auf genommen, werden auch in Kleinabbildun gen vorgeführt. Im Mittelpunkt steht je doch die Wiedergabe des vielleicht bedeu tendsten graphischen Zyklus des Künstlers „Krieauer Kreaturen", entstanden 1969. Es handelt sich um 20 großformatige Radie rungen, die als bisher persönlichstes Be kenntnis Hoflehners zu seiner Umwelt zu werten sind. „Beobachtung, Phantasie, Neugier und uto pisches, aber auch auf Realitätsbezüge ach-

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