Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

alt und vielleicht auch „moderneren", re präsentativen Ansprüchen nicht mehr ge nügend. Es mag notwendig gewesen sein, einen Teil des alten Gebäudes abzureißen und vielleicht (das müssen weitere Grabun gen erweisen) weiter im Westen, wo noch Ausdehnungsmöglichkeit bestand, neu auf zubauen. Daß der Ostteil des Gebäudes ste henblieb, mag seinen Grund darin haben, daß er vielleicht mit der sicher vorhan denen älteren Kirche in engerem Zusam menhang stand, oder, was ebenso möglich ist, eine Vergrößerung der alten Kirche eine Expansionsmöglichkeit nach Osten ausschloß. Daß man einen großzügigen Umbau gleich dazu benützte, eine wohl schon früher vorhandene Bewehrung zu verbessern, darf bei der „exterritorialen" Lage der Bamberger Atterseebesitzung in mitten nicht immer freundlich gesinnter Nachbarn nicht wundernehmen. Es ist vielleicht nur ein Zufall, soll aber doch nicht außer acht gelassen werden, daß wir aus der Zeit des archäologisch datier ten An- und Umbaues (Anfang des 12. Jahrhunderts) durch schriftliche Über lieferung einen Bischof kennen, Otto I. von Bamberg (1102 bis 1139), dem früher die Leitung des Dombaues zu Speyer über tragen worden war, der als eifriger Kirchenund Burgenbauer geschildert wird und zur Sicherung des Bistumbesitzes sechs Bur gen und ein Festes Haus erbaute. Schließ lich war er auch 1108, 1114, 1125 persön lich in Attersee. Vielleicht können wir in ihm tatsächlich den Bauherrn des Atterseer Neubaues sehen. Es gäbe (trotz der bis heute geringen Gra bungsdauer) noch eine Reihe von Details zu schildern, die jedoch das bisherige Ge samtbild kaum beeinflussen können. Ledig lich darauf sei noch verwiesen, daß in allen Grabungsjahren immer wieder Reste von Holzbauten festgestellt werden konnten,die sich in ihrer Lagerung älter als die älte sten festgestellten Mauerzüge erweisen. Wie alt sie wirklich sind, kann mangels Funden noch nicht ausgesagt werden. Da die Suche nach dem bayrischen Herzogshof weitergehen soll, haben sie jedenfalls ihre Bedeutung. Auch auf die nachgewiesenen Bauten der Verfallszeit kann hier nicht ein gegangen werden. Insgesamt darf festgestellt werden, daß die drei bisherigen kurzen Grabungskampag nen bereits einen recht interessanten und wohl auch beachtlichen Erfolg gezeitigt ha ben. Welch weitere Ergebnisse sich dazu einstellen mögen, werden die späteren Gra bungen zeigen. Buchbesprechungen Franz Fuhrmann: Anton Faistauer 1887 bis 1930 mit einem Werkverzeichnis der Ge mälde. — Salzburg: Residenz-Verlag (1972), 192 S., 40 Farbtafeln, 380 Abb., Ganz leinen, farbiger Schutzumschlag, Laden preis S 480.—. Anton Faistauer (1887-1930) hat zu Leb zeiten bereits Anerkennung, aber selten eine richtige Würdigung erfahren. Er besaß manchen Freund, so vor allem als ersten Biographen den heute noch geschätzten Kunstschriftsteller Arthur Roeßler, sein künstlerisches Wollen wurde jedoch viel fach mißverstanden. Sensibilität und aristo kratische Lebenshaltung, charakterliche Grundzüge, die sein ganzes Schaffen aus zeichnen, wurden kaum erkannt. Die „Hek tik des Ausstellungswesens", ein Grund übel modernen Kunstbetriebes, wurde ihm oft persönlich angelastet. Als er seine gro ßen Freskenzyklen — 1922/23 die Decken malereien in der Pfarrkirche Salzburg/ Morzg, 1926/27 die Wandmalereien in der Eingangshalle des kleinen Festspielhauses in Salzburg, 1926 die Wandmalereien im Hof des Collegium Benedictum in Salz burg/St.Peter und 1928 die Wandmale reien im erzbischöflichen Klerikal- und Kna benseminar in Bamberg — schuf, verstand die Mitwelt nicht seine ergriffene Fortset zung historischer Werkstattüberlieferung. Der Nationalsozialismus verdammte seine Kunst und gab Befehl zur Abnahme seiner Fresken im Salzburger Festspielhaus. Wohl wurde dieses Werk 1956 am alten Bestim mungsort wieder angebracht, doch folgte keine kritische Wiedergutmachung. Als nach dem zweiten Weltkrieg Faistauer-Ausstellungen veranstaltet wurden, stießen sie auf Mißverständnis, so erschien zur Linzer Aus stellung 1958 eine Kritik unter der bezeich nenden Überschrift „Orgien in Krapplack und Plüsch". Abschied von einem treuen Mitarbeiter Am 17. Oktober 1972 verschied nach lan ger Krankheit unser lieber und treuer Mit arbeiter Ladislaus Jurycz. Sein Name scheint in keinem Impressum auf. In seiner großen Bescheidenheit hätte er nie An spruch darauf erhoben, erwähnt oder her ausgestellt zu werden. Nach seinem Tode muß jedoch einmal die Feststellung getrof fen werden, daß der Wiederaufbau und der erfolgreiche Ausbau der Zeitschrift „Ober österreich" zum Gutteil sein Verdienst sind. Durch seine Arbeit als Vertreter des Buch verlages und in der Anzeigenwerbung un serer Druckerei sicherte er weitgehend un serer Zeitschrift die wirtschaftliche Basis. Jedes Heft war ihm ein persönliches An liegen. Er zählte nie die Arbeitsstunden, wenn es galt, einen neuen Anzeigenteil einzurichten. Bereitwillig ging er auf alle Wünsche der Redaktion ein und brachte selbst immer wieder neue Anregungen. In unmittelbarer Nachkriegszeit — am 23. September 1946 — trat Ladislaus Jurycz in den Oö. Landesverlag ein. Seit Wieder begründung der Zeitschrift „Oberöster reich" gehörte er bis zu seiner Pensionie rung, die schon durch Krankheit diktiert war, dem Redaktionsstab unseres Blattes an. Neben Fleiß und Ambition zeichnete ihn in besonderer Weise die Tugend sel tener Treue aus. Er war wie die Heinzel männchen in der Märchenwelt der Kinder. Wir danken ihm und werden ihn nie ver gessen. Seine stille, bescheidene Mensch lichkeit bleibt in unseren Herzen, bleibt in unserer Erinnerung bestehen. Dr. O.W.

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