tigen breit-flachen Soblgraben und die Vor verlegung des Walles zur gleichen Zeit stattgefunden haben wie die Erbauung der nördlichen Wehrmauer. Der Wall selbst war, zumindest an der untersuchten Stelle, nicht bewehrt, trug also keine Holzpalisa den oder dergleichen. Innerhalb der Wehr mauer konnten noch Reste einfacher Mauerzüge aufgedeckt werden, die wohl Wohngebäuden zuzuordnen sind. Sie ge hören aber erst dem 13. und 14. Jahrhun dert an und wurden errichtet, nachdem bereits eine beträchtliche Menge Schuttma terial (darunter auch Brandschutt) auf dem Kirchbergplateau innerhalb der Wehr mauer abgelagert worden war. Im zweiten Grabungsjahr, 1971, wurde mit der systematischen Ausgrabung des Kir chenvorplatzes begonnen, auf welchem, be sonders in der Nähe der Kirche, allenfalls Reste älterer repräsentativer Gebäude zu erwarten waren. Hier bot sich vor allem die einzige unverbaute Grünfläche auf der Südhälfte des Platzes an, von der 1971 knapp die Häfte ausgegraben werden konnte. Tatsächlich wurden nun in diesem Bereich, gegen die Kirche zu und zum Teil unter diese einziehend, mehrere parallel laufende Mauern aufgedeckt, die in ihrer die Handschrift ist derSpiegel Ihrer Persönlichkeit Kugelschreiber\ Gesamtheit zu einem großen, etwa nordsüd-orientierten Gebäude gehören, das so mit etwa im rechten Winkel zur Längs achse der heutigen Kirche stand. Die er grabene Länge beträgt 8,5, die Breite 8 m. Die Fortsetzung nach Norden konnte we gen der dort befindlichen Bäume und der Straße noch nicht ergraben werden. Alle Mauern dieses Gebäudes binden im Süden in eine Längsmauer ein, deren Verlauf etwa dem heutigen Hügelrand gegen den See zu entspricht. Sowohl diese Mauer, als auch jene des Gebäudes ist aus anstehendem Sandstein erbaut und sehr wenig und schlecht gemörtelt. Auch hier fand sich in entsprechender Position Keramik, die in das 9./10. Jahrhundert zu stellen ist. Bau weise, Baumaterial und Keramik sind also unterschiedlich zur nördlichen Wehrmauer. Ein auffallender, aber noch schwer zu deu tender Befund zeigte sich in flachen Stein platten (Heizkanal?), die von Westen her gegen die äußere Gebäudemauer führten und dort mit einer Stufe abschlössen (Ab bildung 6). Das Ende dieser Platten ist mit einer hölzernen Vorhalle überdacht gewesen, was aus den aufgefundenen Pfostensetzungen erschlossen werden kann. Ob die südliche Außenmauer auch eine Wehrfunktion besaß, kann noch nicht eindeutig festgestellt werden, wegen des Einbindens der Gebäudemauern scheint dies aber eher unwahrscheinlich zu sein. Der Unterschied dieser Südmauer zur Nord mauer zeigt sich schon in den Maßen: Breite 1,45 m, Fundamenttiefe 0,20 m, ge genüber 2,40 m und 1 m im Norden. Weiter nach Westen zu, also vor dem Ge bäude, konnte ein größeres Objekt aufge deckt werden, das aus großen Rollsteinen und Konglomeratblöcken aufgebaut war (ca. 3X1,50 m)(Abb. 7). Die Steine sind zum Teil durchgeglüht, im Inneren des Objektes fanden sich Brand- und Kohle schichten. Die Füllmasse bestand aus zahl reichen Tierknochen. Am ehesten scheint hier eine Deutung als Bratherd möglich zu sein, der nicht im Gebäude, sondern im Freien stand. Ein weiteres Objekt befand sich zwischen diesem „Bratherd" und der westlichen Gebäudemauer, ein rechteckiger, nord-süd-orientierter Schacht von 1,20 m Tiefe und 2 m Breite (Abb. 8). Die Längs erstreckung konnte nicht erfaßt werden, da im Süden zwei alte Linden stehen, auf deren Wurzelausdehnung Rücksicht genom men werden mußte. Der Schacht ist sehr regelmäßig mit Steinen ausgebaut, die sich mit Absätzen nach unten verjüngen. Die Innenwand ist mit flachen Sandsteinplatten ausgelegt. Am Boden befinden sich eine Holzkohleschicht, viele Tierknochen und Keramik des 14. Jahrhunderts. Eine Deu tung dieses Objekts erscheint zur Zeit am ehesten als Ofen möglich. Schließlich wurden noch im Osten, inner halb zweier Mauerzüge des Gebäudes, die Reste eines später (als die aufgehenden Mauern bereits abgetragen waren und nur mehr Mauerstümpfe standen) erbauten Kalkofens gefunden. Er diente dazu, die Kalksteine der nördlichen Umfassungs mauer zu brennen und dürfte wohl mit einer Kirchenrenovierung in Zusammen hang gebracht werden. Im Jahre 1972 wurde die restliche, west liche Grünfläche des Kirchenvorplatzes aus gegraben (Abb. 9). Hier konnten Funda mentgräben ehemaliger Mauerzüge gefun den werden, deren Steine zwar bis zum Fundament entfernt worden waren, die aber doch zwei wichtige Feststellungen zu ließen. Zunächst einmal die Tatsache, daß sie in Ausmaß und Richtung mit den Mauern des Gebäudes aus der Grabung 1971 übereinstimmten. Daraus läßt sich fol gern, daß wir nun den Westtrakt jenes gro ßen Gebäudes aufgefunden haben, dessen Osttrakt 1971 festgestellt werden konnte. Obgleich der Nordteil des Gebäudes noch nicht ergraben worden ist, läßt sich doch jetzt schon sagen, daß es im Grundriß ein Rechteck gebildet haben muß, dessen beide (östlichen und westlichen) Seiten von je einem Gebäudetrakt eingenommen wurden und dessen südliche Längsseite nicht als Gebäude, sondern lediglich als Brüstungs mauer gegen den Steilabfall zum See aus gebildet war. Wahrscheinlich bestand die Nordseite dieses Rechtecks ebenfalls aus einem Gebäude, so daß drei Gebäudetrakte einen offenen Innenhof umschlossen,der nur nach Süden zu durch eine Mauer abgesi chert war und den wahrscheinlich damals schon beeindruckenden, herrlichen Seeblick freigab. Als zweite wichtige Feststellung aber ist das Vorhandensein von Keramik in den Füll schichten der ausgerissenen Mauerfunda mente zu werten, die an den Beginn des 12. Jahrhunderts gestellt werden kann. Da mit ergibt sich eine Zeitgleichheit der Schleifung des westlichen alten Gebäude trakts mit der Erbauung der starken nörd lichen Wehrmauer und der Neugestaltung von Graben und Wall. Was liegt näher, als hier an einen nach einheitlichem Plan vor genommenen Um- und Neubau der älte ren Atterseer Königshofanlage durch die Bamberger Bischöfe zu denken? 1007 hat ten sie die curtis Atarnhoven von Hein rich II. geschenkt bekommen und sie mö gen sich eine Zeitlang mit dem Vorgefun denen begnügt haben. Soweit wir aus hi storischen Nachrichten (sie mögen keines falls vollständig sein) ersehen können, war ein Bamberger Bischof im 11. Jahrhundert nur einmal (1024) in Attersee, wogegen die Anwesenheit der Bischöfe im 12. Jahr hundert schon achtmal, im 13. Jahrhundert gar sechszehnmal urkundlich erwiesen oder doch höchstwahrscheinlich gemacht er scheint. Wenn, wofür Funde und Befunde sprechen, die alten Gebäude tatsächlich aus dem Ende des 9. Jahrhunderts, also noch vom karolingischen Königshof her stam men, waren sie bei Übernahme durch die Bamberger ja bereits gute hundert Jahre
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2