Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Ä Gewicht. Sie ist archäologisch zwar noch nicht untersucht, kann aber auf Grund ih rer Form und Bauweise kaum anders als urzeitlich sein. Möglicherweise wurde sie in der Spätantike von der romanisierten Rest bevölkerung als Fluchtburg benützt. Das würde dann doch auf einen bedeutenderen Mittelpunkt auch in dieser Zeit verweisen und erklären, daß die bayrischen Herzöge sich in dieses bedeutsame Gebiet gesetzt haben und hier, wie mit guten Gründen aus der späteren Besitznachfolge vermutet wird, bereits einen Herzogshof errichteten. Als 788 Bayern seine Selbständigkeit ver loren hatte und eine Provinz des emporstre benden Frankenreiches geworden war, hö ren wir erstmalig aus Urkunden von einem karolingischen Königshof, Atarhoven ge nannt. 885 spricht Karl der Dritte von sei nem Königshof (curtis) de Atarnhova und am 23. Februar 888 weilt König Arnulf von Kärnten selbst in Atarhoven. Solche Kö nigshöfe waren Mittelpunkte von Fiskal bezirken, dienten der wirtschaftlichen Nut zung eines Gebietes und konnten dem Herrscher Unterkunft und Bleibe auf seinen Reisen bieten. Im 10. Jahrhundert, der un ruhigen Zeit der Ungarneinfälle, sind keine Nachrichten über Attersee bekannt, erst am Ende des Jahrhunderts bezeichnen die deutschen Könige Otto II. und Otto III. den Atarhof als ihnen gehörig. 1007 schenkt ihn dann Heinrich II. an das von ihm neu gegründete Bistum Bamberg. Von nun ab spielt Attersee durch einige Jahr hunderte eine wichtige Rolle als Stützpunkt der Bamberger Bischöfe, den sie auf ihren Fahrten in ihre ausgedehnten Besitzungen innerhalb des heutigen österreichischen Ge bietes oft und gerne aufsuchten. Wohl wis sen wir aus Urkunden z. B., daß die Burg AtterSee mit „Torwarten, turn, lewten und Wächtern" versehen war, wie diese Burg aber ausgesehen hat, darüber geben uns weder schriftliche, noch bildliche Quellen Nachricht. Obgleich die „Hofmark", also die Gerichts barkeit Bambergs, nach St. Georgen ver legt wird, ist die Anwesenheit der Bischöfe in Attersee selbst noch sehr häufig. Auch die Vögte und Amtleute von Attersee sind zum Teil aus urkundlichen Nennungen be kannt geworden. Vom Ende des 13. Jahr hunderts an mehren sich jedoch die Nach richten, daß Attersee von den Bischöfen zu Pfand ausgegeben wird. Pfandbesitzer sind u. a. die Hohenlohe und die Schaunberger. Aber immer noch behalten sich die Bam berger das öffnungsrecht vor, auch die Obsorge um Bewahrung und Erhaltung der Burg. 1379 hören wir zum letzten Mal von ihr. Die Habsburger haben sie inzwi schen an sich ziehen können. Die Herr schaft selbst wird im 14. Jahrhundert be reits Neu-Attersee zu Kogl, später nur mehr Kogl genannt. 1578 hat „das purgstall zu Attersee", nur mehr einen Schätz wert von 200 Gulden, also nur ein Achtel der auf 16.000 Gulden geschätzten Burg Kogl. 1581, die Herrschaft ist bereits in den Besitz der Khevenhüller übergegangen, heißt es nur mehr: zu Attersee „hats ain alts Purkstall, alda hiervor das Schloß ge standen und die Schloßkirchen". Der Verfall der Burg muß also im 15./16. Jahrhundert begonnen haben, obgleich Mauerreste der Burgruine noch recht lange aufrecht standen, wie aus bildlichen Wie dergaben von Attersee noch aus dem 16. Jahrhundert hervorgeht (Abb. 3).

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