Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Blasenstein. Dieser Deutung kann idi mich nicht anschließen. Jedenfalls ist dieser Felsblock einmal vom nördlichen Talhang her abgestürzt, hat hiebei Verletzungen an der Oberfläche erlitten und ist beim Aufprall zersprungen. Benesch hat die kleine Steingruppe in der Nordostecke zwischen Innen- und Außen wall des Ringwalles als Fürstengrab ange sehen und zur Untersuchung aufgefordert. Diese Untersuchung habe ich durchgeführt, mit dem Ergebnis, daß die Felsgruppe ein natürlicher Felsausbiß ist. Benesch hat auch auf eine Stelle, 15 Schritte südlich des ver meintlichen Felsengrabes, hingewiesen und hier eine Zisterne oder das Grab eines vor nehmen Mannes vermutet. Die Wahr scheinlichkeit für eine Zisterne war aber sehr gering, da diese Stelle auf einem klei nen Rücken liegt und daher kein Einzugs gebiet hat. Eher könnte es eine Grabstätte gewesen sein, da zwei schwere Steinplat ten in der Nähe lagen. Auf jeden Fall habe ich nachgegraben. Auf 1,35 m Tiefe zeigte sich direkt über dem gewachsenen Boden eine schwache Braunfärbung des Aushub materials. Grabbeigaben fanden sich nicht. Im Diebsgraben-Mais befindet sich eine Quelle, die mit einer auffallend großen Felsplatte abgedeckt ist, die anscheinend auf vorbereiteten Widerlagern aufruht. In der Nähe durchgeführte Anstiche zeigten Brandlehm. Diese Quellpartie dürfte einer näheren Untersuchung wert sein. Die hohe felsige Kuppe östlich der Mün dung des Hainzenbaches in die Donau, gegenüber dem Schloß Puchenau auf der anderen Donauseite, weist mächtige Wälle auf, die von der Bevölkerung „Gschloß" genannt werden. Das über dem Steilfelsen liegende Plateau ist ungefähr 30 X 70 m groß, hat nach der Bachseite zu noch eine kleine Niederstufe, fällt aber sonst nach drei Seiten steil ab und ist gegen die rest liche, südöstliche Seite durch drei mächtige Wälle abgesichert. Die Krone des ersten Walles liegt 7 m und die des zweiten Wal les 4,5 m über der Sohle des dazwischen befindlichen Grabens. Diese beiden Wälle sind, von Krone zu Krone gemessen, 23 m voneinander entfernt. Nach weiteren 15 m folgt der dritte Wall, der die Ausmaße des zweiten Walles hat und auch noch einen Vorgraben besitzt. Dann folgt ein flaches Vorfeld von 50 bis 120 m Breite, das wie der mit Graben und Wall gegen die Land seite geschützt ist. Die südlichen Teile des dritten und vierten Walles dürften bereits eingeebnet worden sein. Zwischen zweitem und drittem Wall führt ein steiler Steig zur Donau hinab. Warum diese mächtige Wall anlage zum Schütze eines so kleinen Plat zes? Dieser kleine Platz muß sehr wichtig gewesen sein, aber für wen, wann und warum? Er liegt fast genau so hoch über der Donau, wie der römische Burgus bei der Mündung des Hirschleitengrabens. Bäche bringen Geschiebe in die Donau und verflachen das Ufer, so daß Flachboote leicht anlegen können. Eine Landung konnte mit den Waffen vor der Erfindung des Schießpulvers nicht verhindert werden! Zur bloßen Beobachtung ist wiederum der Schutz gegen die Landseite nicht notwen dig. Im Prinzip ist eine entfernte Ähnlich keit dieser Anlage mit dem Gugerl gege ben, das auch noch seiner Deutung durch gründliche Untersuchung bedarf. Weiters wäre noch die Meinung erwäh nenswert, die durch den Vortrag des Ger manisten Franz Pfeiffer am 30. Mai 1862 in der Wiener Akademie der Wissenschaf ten entstanden ist, daß das Nibelungenlied in Österreich entstanden sei, weil es in der Kürnbergerweise gedichtet sei und der Dichter dem edlen Geschlechte angehöre, dessen Stammschloß am Kürnberg bei Linz stand. Der Vortrag hatte großes Interesse hervorgerufen und die Suche nach der Burg des Kürnbergers begann. Auch ich hatte mich diesen Bemühungen angeschlossen. Aber Aspernig ist in seiner Dissertation zu dem Ergebnis gekommen,daß am Kürnberg bei Linz kein ritterliches Geschlecht „von Kürnberg" nachzuweisen sei, daß die in den Urkunden genannten Kürnberger nur Gemeinfreie und Ministerialen waren und daß damit auch kein Minnesänger „von Kürnberg" bei Linz zu suchen sei. Die „ritterlichen Kürnberger" dürften sich nach seiner Meinung höchstwahrscheinlich auf die Grafen von Burghausen und Schalla beziehen, da wenigstens ein Teil von ihnen in Kürnberg an der Mank, südlich der Schallaburg in Niederösterreich zu Hause war. Die Kürnbergburg, deren Existenz Aspernig zugab, sei aber ident mit dem Schloß Seerberg, das in einer Landkarte im Landesmuseum in Linz über die Grund eigentümer von Rufling eingezeichnet und dreimal schriftlich genannt ist. Die Ruinen dieses Schlosses liegen westlich des Bauern hauses Schneiderbauer. Gegen die Beweis kraft echter Urkunden ist selbstverständ lich nichts einzuwenden. Auch unterirdische Gänge soll es im Kürn berg geben. Ein Gang soll von einer Fels partie innerhalb des Ringwalles zur Donau herabführen. Ein anderer soll von der Sach senburg in Neubau bei Hörsching, die sich Kaiser Maximilian I. für die Nieder)agd in seinen letzten Lebensjahren noch erbauen ließ, zum Kürnberg führen. Als Beweis dafür will man ansehen, daß ein Pferd beim Ackern auf einem Feld eingebrochen sei, wobei man einen Gang feststellen konnte, der einerseits in Richtung Sachsenburg, andererseits in Richtung Kürnberg wies. Ein dritter Gang soll von Bergham zum Jäger im Kürnberg führen. Dieser Gang hat Wahrscheinlichkeit für sich, weil er vom Keller des Freisitzes Tischingen in Berg ham in den Berg führt. Ob er wirklich bis zum Jäger im Kürnberg reicht, konnten auch die drei Burschen, die sich in den Gang wagten, nicht feststellen, weil er schon vielfach verfallen war, weshalb der Schloßbesitzer 1920 den Zugang vermauern ließ. Es muß aber doch eine bestimmte Bewandtnis haben, daß dieser Gang gerade zum Jäger im Kürnberg führen soll. Natürlich gibt es auch mehrere Sagen über diesen geheimnisumwitterten Berg. Ich will nur eine erwähnen, und zwar die Sage von den Regenbogenschüsselchen, weil sie Kunde davon gibt, daß Kelten den Berg besiedelt hatten, da diese Schüsselchen kel tische Münzen sind und unser erstes ein heimisches Geld bedeuten. LITERATUR Aspernig Walter, Geschichte des Kürnbergs bei Linz, Wiener phil. Dissertation 1967. Benesch Ludwig, Zur Lösung des Kürnbergrätsels,68. Jahresbericht des Landesmuseums, Linz 1910. Commenda Hans,Linzer Stadtvolkskunde, Linz 1958. Fietz Ernst, Grabungsberichte über den Kürn berg von den Jahren 1934 bis 1940, Landes museum, maschingeschrieben. Fietz Ernst, Rätsel um den Kürnberg bei Linz, im Eigenverlag 1967. Fürhöck Ottilie, Der Kürnberg bei Linz an der Donau, Bilderwoche der Tagespost 1932, Nr. 17. Hofmeister Hermann, Germanenkunde, Frank furt am Main 1936. Karning Karl, Das Dorfbuch der Gemeinde Leonding, handgeschrieben. Karning Karl, Wege- und Flurnamen am und um den Kürnberg, Heimatland, Beilage zum Linzer Volksblatt,1937,Heft 7 und 8. Menghin Oswald, Grabungen am Kürnberg bei Linz, Sonderabdruck aus der Wiener Prähistorischen Zeitschrift X, Wien 1923. Messenböck Josef, Kürnberg - Lützelberg - Freinberg, Linzer Volksblatt, 1929, Num mern 204, 205, 207, 210 und 212. Schad'n Hans Paul, Die Hausberge und ver wandte Wallanlagen in Nö., in den prä historischen Forschungen der Anthropologi schen Gesellschaft, 1953, 1. Teil, im LXXX. Band. Strnadt Julius, Der Kirnberg bei Linz und der Kürenbergmythus, Linz 1889. Stroh Franz, Die Bodendenkmäler am Kürn berg bei Linz, Tagungsplan der Dreiländer tagung für Frühmittelalterforschung, Linz 1949.

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