Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

eine Falle zu locken? Wozu dienten wirklich die sonstigen Randfesten? Präperator Stolz vom Oö. Landesmuseum bemerkte anläßlich der Suche nach Auf hackastwerk für ausgestopfte Vögel eine Stelle im Kürnberg, die auf altes Mauer werk schließen ließ. Sie liegt bei der Ein mündung des Hirschleitenbaches in die Do nau, auf einer Rückfallkuppe an der rech ten Talseite. Es war eine mit Nadelbäumen bestandene Stelle, deren Unebenheiten auf ein quadratisches Bauwerk schließen ließen. Gegen die Donau fiel das Terrain steil und felsig ab und nach den anderen drei Seiten war eine Verwallung festzustellen, die als Untergrund für einen zweifachen Pali sadenzaun gedeutet werden konnte. Süd lich, gegen den Berg zu, verlief ein 1,75 m tiefer Sperrgraben in Ost-West-Richtung in einer Entfernung von 67 m von dem ver muteten Bauwerk. Nach Einholung der Erlaubnis zum Graben und zum Fällen der Bäume nahm ich am 31. Mai 1936 die Grabung auf. Die Bäume wurden gefällt und als Damm zum Schutz der 40 m tiefer vorbeiführenden Uferstraße gegen herabfallende Steine verwendet. Nach Entfernen einer 60 bis 100 cm starken Schichte von Walderde und Bruchsteinen kam eine 11 bis 30 cm starke Schicht von zerbrochenen Dachziegeln zutage. Es war römische Dachdeckung, bestehend aus Tegulus und Imbrex. Der Rundstempel AL = Ala Legionis wies auf den römischen Ziegelofen der Reiterabteilung der II. rö mischen Legion in der Nähe der Brücke über den Mühlbach hin (Abb.6). Nach der Menge der abgestürzten Steine dürfte es sich um einen zweigeschossigen Burgus gehandelt haben. Da auch Terra sigilata gefunden wurde, kann angenommen wer den, daß die Besatzung des Burgus von einem römischen Offizier befehligt wurde. In der Ecke A des Untergeschosses war ein Podest, wahrscheinlich der Ansatz für die Stiege zum Obergeschoß, in der Ecke B die Feuerstelle und in der Ecke D die Ein gangstüre. In der Nähe der Feuerstelle wurden gefunden: 11 Scherben von provinzialrömischen Gefäßen, 9 Knochen von Schwein, Rind und Wisent, 2 schwere eiserne Nägel, 1 Griffelspitze aus Horn, 3 flache Rundsteinchen, vermutlich zum Mühlfahren, 1 Wetzstein aus Talkschiefer, 1 Schleifstein aus Serizitquarzit, 1 Abzieh stein aus Horn, Holzkohle und Asche. In der Nähe der Außenecke C fand sich ein Hufeisen und ein Holzstück, das das Fuß stück eines Palisadenpfahles gewesen sein könnte (Abb. 7). Der Versorgungsweg des Burgus von der Linzer Garnison aus ist noch kenntlich als „Altweg" bis zum Tal des Hainzenbaches. Der weitere Weg war durch eine römische Feldwachstellung in der Nähe vom heuti gen Beck in Aichberg gesichert. Durch die Ausweitung einer Sandgrube wurden aber die letzten, in den dreißiger Jahren noch sichtbaren Spuren des Spitzgrabens des römischen Wachpostens abgegraben. Nur der Name „Purgstall"erinnert noch daran. Der Zweck des Burgus war vermutlich ein doppelter. Einerseits diente er zur Beob achtung des gegenüberliegenden feindlichen Ufers, andererseits gehörte er zur Kette der Signaltürme zum Schütze der römischen Schiffahrt. In Lorch befand sich ja der rö mische Kriegshafen und zwischen Schöne ring und Fall der römische Zivilhafen. Die Reeder der Handelsschiffe bewohnten Vil len in den Grifften von Edramsberg. Die Erbauung des Burgus erfolgte vermutlich nach Beendigung des zweiten Markoman nenkrieges. An dem Burgus und der Untersuchung des Spitzgrabens habe ich bis zum 26. Oktober 1937 gearbeitet. Ab 1938 habe ich die wei tere Arbeit im Einvernehmen mit dem Stift P. Gebhart Rath übergeben, der mit Ar beitskräften des Baumeisters Priesner aus Ottensheim die Freilegung der Innenfläche auf das historische Niveau und der Außen seiten bis zur Fundamentsohle durchführte. Die nächste Arbeit wäre die Konservierung der Mauerreste gewesen. Dazu ist es leider nicht mehr gekommen. Das eingeritzte Zeichen am sogenannten Runenstein in der Nähe des Berggipfels wurde von den Wissenschaftern nie als Rune bezeichnet. Der Schriftgelehrte Rabe in Biere bei Magdeburg erklärte, das Zei chen sei wie das irisch-keltische Wort „ata" zu lesen und bedeute „Gotteshügel", wo mit der Platz als Kultstätte gekennzeichnet sei. Messenböck erkannte in dem Zeichen eine Doppelglyphe, die das alte Recht sym bolisiere, womit diese Stätte als Gerichts stätte anzusprechen sei, und Walter Aspernig deutete es in seiner Dissertation, Ge schichte des Kürnbergs bei Linz, als die Kote LIII, das heißt 53 Fuß, bezogen auf eine 50 Fuß über dem Gipfel angenommene Projektionsebene des im Jahre 1851 pro jektierten Forts zur Verteidigung der Stadt Linz. Bei der Talteilung des Hirschleitengrabens liegt ein fast halbkugelförmiger Felsblock, 4,5 m im Durchmesser und ebenso hoch. Er ist senkrecht gespalten. Die Spaltweite beträgt etwa 45 cm. An der Oberfläche des Felsblockes befinden sich eine anscheinend künstlich herausgearbeitete Schale und eine Absplitterung. Die Schale ist 30 X 45 cm groß und wechselt merkwürdigerweise von Null bis 12 cm Tiefe. Der Rand, wo die Schale am tiefsten ist, ist etwas unterhaut. Auch diese Schale soll eine Opferschale sein und der Stein weiblichem Kult dienen, wie die Buckelwehlucken in St. Thomas am 9" ■'-'l

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