Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Bedingungen gebracht hätte. Infolgedessen gab ich diese Grabungsstelle auf und stellte am 16.Juni 1935 den Status quo ante wie der her. Am gleichen Tage begann ich mit der Gra bungsstelle B, dem Durchstich des Außen walles, gleich unterhalb des Innenwalles. Der Außenwall liegt an dieser Stelle 43,5 m südlich des Innenwalles, horizontal von Krone zu Krone gemessen. Seine Basis be trägt 14 m, gleichfalls horizontal gemes sen. Er ist gegen innen 60 cm und außen 4,70 m hoch. Der Durchschnitt erfolgte wieder mit 1 m Breite. An diesem Schnitt wurde bis 1. Dezember 1935 gearbeitet. Das gehobene Material betrug 14 m®. An Fundstücken war das Wallmaterial sehr arm: 13 Scherben der Hügelgräberstufe, etwas Holzkohle und 5 Kieselsteine. Der Außenwall wies zwei Bauperioden auf. Das Erdreich der unteren Schichte war stark lehmig, das der oberen bestand aus Humus, Lehm und Plins, also ähnlich dem Material der dritten Bauperiode des Innenwalles, nur etwas ärmer an Bruchsteinen. Über dem Altboden deutete wieder eine Braunfärbung auf den alten Pflanzenwuchs hin. Baum wuchs war auch hier vor der Erbauung des Walles nicht zu konstatieren. Die Grundlage beider Schichten war eine Stein packung. Die untere dürfte der La-TeneZeit angehören, die obere von den Baju waren aufgesetzt worden sein. Auch diese Grabungsstelle wurde mit einer aufgenom menen Arbeitspartie wieder zugeschüttet. Zu weiteren Walluntersuchungen mittels Spaten bin ich leider nicht mehr gekom men. Wenn man bedenkt, daß der Innen wall 980 m und der Außenwall 1250 m lang ist, so kann die Untersuchung je eines einzigen Meters hinsichtlich Konstruktion und Datierung kein maßgebendes Bild für den gesamten Ringwall ergeben. Und von den merkwürdigen 15 Rampen im Innern des Ringwalles kann man ohne Spaten arbeit nicht einmal eine brauchbare Vermu tung anstellen, zumal ich in einschlägiger Literatur keine ähnlichen Beispiele gefun den habe. Gesprächsweise wurde vermutet, daß es richtige Rampen seien, die im Alarmfalle ein rasches Besetzen der Wall krone ermöglichten. Solange jedoch der Wall ungefähr die heutige Form besaß, brauchte man keine Rampen, um rasch auf die Wallkrone zu gelangen, denn dies war an jeder Stelle ohne Umweg möglich. Dies bedeutet, daß diese Einbauten bereits in vorgeschichtlicher Zeit hergestellt worden sein müssen. Warum? Waren es Stiegen aufgänge auf eine Mauer? Waren es Woh nungen, Ställe oder Vorratshäuser? War vielleicht die ganze Anlage ein keltisches Oppidum, wie es Professor Leonhard Franz auf dem gleich hohen Gründberg im Jahre 1937 durch Grabungen festgestellt hat? Ähnlich schwer ist auch die Datierung der mächtigen Vorwälle. Ohne Spatenarbeit gibt es auch hier keine Gewißheit, man kann nur Vermutungen anstellen. Im Volksmund heißt der obere Vorwall „Sach senwall" und der untere „Bajuwarenwall". Wann und warum das „Gugerl" und der große Wall vom Gugerl bis zur „Burchecke" entstanden sind, ist ebenso noch ein Rätsel. Menghin hat das Gugerl als Haus berg bezeichnet. Hanns Paul Schad'n defi nierte 1953, nachdem er 20 Jahre das Thema „Hausberg" zusammen mit Wissen schaftern bearbeitet und dabei Kenntnis von 273 derartigen Erdwerken im In- und Ausland gewonnen hatte, den Hausberg als mittelalterlichen Edelmannssitz, der nur dem Herrn und seinem Gesinde als ständi ger Aufenthaltsort dient und daher einen verhältnismäßig geringen Fassungsraum hat. Die Urform des Hausberges ist ein aus dem Boden geschnittener oder künst lich aufgeworfener Hügel, von Wall und Graben umgeben, in Form eines Kegel oder Pyramidenstumpfes, der das feste Haus trägt. Das kräftig aufstrebende Mit telwerk, das den ganzen Platz innerhalb des Grabens einnimmt und diesen meist überhöht, ist also das Befestigungselement, ALLE SORTEN GASFEUERZEUGE 4020 Linz, Hauptpiatz 22 REISEANDENKEN Tel. 51 488 und 2528 14 SCHACHSPIELE Betrieb: Melicharstraße 4a Glas- und Porzellanmalerei Glas- und Porzellanfotografie Goldrömer, geschliffen, mit Musik das dem Hausberg seine typische Form gibt und ihn hauptsächlich vom Ringwall unter scheidet, bei dem gerade die Mitte frei bleibt. Auch waren die Hausberge fast im mer mit einem Wirtschafts- oder Meierhof verbunden, der sich teils unmittelbar an das Werk anschloß oder teils getrennt davon lag. Das „Gugerl" ist ein elliptisch geform tes Plateau, etwa 0,5 ha groß, ohne eigene Wall- oder Mauerspuren, das allseits in einer 2 bis 4 m hohen Böschung abfällt und am Fuß der Böschung mit einem Außenwall umringt ist, mit Ausnahme der Nordseite, weil dort das Terrain steiler ab fällt. In den achtziger Jahren des vorigen Jahr hunderts hat ein Stiftsherr von Wilhering im Gugerl gegraben, jedoch ohne sichtlichen Erfolg. Bei dem Namen Gugerl muß man unwillkürlich an die Ortsbezeichnung „Auf der Gugl"in Linz denken. Der längste Wall im Kürnberg mit unge fähr 7 km Länge wird in der Literatur als Keltenwall bezeichnet, und nur Karning nennt ihn Bannwall. Als Keltenwall ist er viel zu klein und in der Natur nur mit Mühe zu erkennen. Vermutlich war es ein Wildzaun, ein Zaun mit Wall und Graben. Der Kürnberg wurde ja als Jagdrevier vom Kaiser Maximilian 1. ziemlich bevorzugt. Der Wildpflege diente ein kaiserlicher Forstknecht im „Hirschenstadl" und später ein weiterer im „Jäger im Kürnberg". Der Forst war eingefriedet, wie die Flurnamen Kaisergadern, Kaiserstiege, Schranken gadern, Griengadern, Fridgadern und Stirelgadern bezeugen. Auch das Kaiserbründl in der Nähe des einstigen Forsthauses Hirschenstadl erinnert an Kaiser Max. Das Bründl ist die eingefaßte Quelle des Hirsch leitenbaches. Der Wildzaun wurde nach dem Tode des Kaisers von der bäuerlichen Bevölkerung nicht beachtet. Daher gab 1750 Kaiser Ru dolf II. von Prag aus den schriftlichen Befehl, daß den Bauern Jagd und Viehtrieb im Kürnberg verboten und schwer zu be strafen seien. Gleichzeitig wurden zwei Lin zer Edelleute beauftragt, eine Einfriedung, bestehend aus aufgeworfenen Graben und Gehege, zu errichten. Bei der Errichtung dieses Wildzaunes wurden natürlich die Reste des alten Wildgeheges und bereits vorhandene Wälle mitbenützt. Weiters wurde nicht nur eine Einfriedung, sondern es wurden auch wildbedingte Unterteilun gen hergestellt. Damit sind noch nicht alle anderen Wälle im Kürnberg erklärt. Deuten Wallspuren in Bogenschußweite vor den Großwällen viel leicht auf Palisadenzäune hin, um Angrei fern Halt zu gebieten? Sollte die inter essante Anlage beim „Wagner am Berg" dazu gedient haben, angreifende Reiter in Abb. 7: Fundstücke aus Grabungen auf dem Kürnberg. — Foto vom Verfasser

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2