Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Innenseite Abb.5; Archäologische Skizze zu Abb.4 nach einer Aufnahme des Verfassers Außenseite Außenwall o 1 a 3 geringen Schichte fand ich bereits 136 Scherben und 18 Splitter. Als Splitter sind Scherbenstückchen unter 1 cm^ gemeint. Von den Scherben ließen sich 15 Stück zusammensetzen, so daß das Resultat 126 Gefäßscherben von ganz verschiedenen Ge schirren in Größe bis zu 180 cm- waren. Alle Stücke bis auf eines gehörten gleich falls der Hügelgräberstufe an und dieses eine der La-Tene-Zeit von einem großen Vorratsgefäß. Die Paste war stark mit Gra phit durchsetzt, mit senkrechten Finger riefen und einer horizontalen Leiste mit Kerbschnitten verziert. Da die Mehrzahl der Scherben sehr klein war, die Bruch ränder sehr stumpf und die Scherben ganz verschiedenen Gefäßen angehörten, war es klar, daß es sich um keine primäre Fund stelle handelte, sondern daß diese Scher ben zusammen mit Erde und Bruchsteinen von der Oberfläche des Innenraumes des Ringwalles zusammengetragen und als Wallbaumaterial verwendet worden sind. Bei dem La-Tene-Stück lagen auch zwei Kieselsteine. Zwei so schöne runde Steine waren schon auffällig, weil diese Rund form nur das Wasser bewirkt haben konnte und eine fluviatile Einwirkung nur bis zur Höhenkote 480 festzustellen war. Infolge dessen mußte der Mensch diese Kieselsteine von einer der vielen Fluß- oder marinen Strandterrassen heraufgebracht haben. Zu welchem Zweck? Als Wurf- oder Pflaster steine? Da die Oberflächengrabung natürlich kei nen Aufschluß über die Konstruktion des £ 6 ^ 6 « -tom. Walles geben kann und diese Stelle durch Stockgraben in der Schichtung stark gestört war, versuchte ich an einer anderen Stelle eine Tiefgrabung. Es war dies die Südost ecke des Innenwalles, der sogenannte Turm, eine erhöhte und verbreiterte Stelle des Walles. Hier zeigten sich in 50 cm Tiefe Spuren von Holzkohle. Als ich erfuhr, daß an dieser Stelle von Professor Dr. Fr. Wieser aus Innsbruck bis 1,50 m Tiefe gegraben worden war, angeblich im Jahre 1883, stellte ich auch hier die weitere Un tersuchung ein. Trotz der bereits erfolgten Grabung fanden sich in dem geringen Aus hubmaterial von 0,25 m' noch 45 Topf scherben, 1 Feuersteinsplitter, 2 Hornstein bruchstücke und 2 Kieselsteine. Die Topf scherben gehörten der Hügelgräberstufe an. Nunmehr suchte ich nach einer unberührten Stelle des Innenwalles, woselbst ich forst technisch keinen Schaden anrichten konnte. Gemeinsam mit dem Stiftsförster wurde die Grabungsstelle A zum Zwecke eines voll ständigen Durchschnittes vereinbart. An dieser Stelle lag die Wallkrone 3,44 m über dem inneren und 2,77 m über dem äuße ren Niveau. Die Wallbasis betrug 21 m. Ich kennzeichnete den Durchstich auf 1 m Breite mit 44 eisernen Meßstäben. Das zu hebende Material betrug 26 m®. Diese Ar beit wurde in der Zeit vom 15. August bis zum 16. Dezember 1934 in 17 Grabungen durchgeführt (Abb. 4). Die geborgenen Kieselsteine betrugen an der Innenseite 200 und an der Außenseite des Walles 450 Stück. Alle Kiesel waren ziemlich gleich groß, im Mittel 5 cm Durchmesser. An der Innenseite wurden noch drei kleine Kiesel mit 3 cm Durchmesser und an der Außen seite 15 Kiesel mit ca. 3 cm Durchmesser und zwei kopfgroße Kieselsteine gefunden. Es sind drei Bauperioden anzunehmen (Abb. 5). Die älteste ist wohl die Boden schichte I. Sie besteht aus geschlichteten Bruchsteinen, fast ohne Erdreich und ohne Artefakte. Sie dürfte wahrscheinlich da durch entstanden sein, daß Steine aus dem Innenraum als Grenzwall am Plateaurand zusammengetragen wurden. Dieser Grenz wall diente bei seiner geringen Höhe wohl kaum als Verteidigungswall, aber bei sei ner imponierenden Breite von rund sechs Metern eher als deutliche Begrenzung eines Kultbereiches, zu dem nur Auserwählte Zutritt hatten, um der Gottheit zu dienen, Gericht zu halten und Rat zu pflegen. Die Deutung als Ort des Gerichtes mag seine Bestätigung in der Bezeichnung „Rotes Tor" für das Osttor des Ringwalles finden, denn Rot ist ja die Farbe des Rechtes. Gesetzt den Fall, es war kein Kultbezirk, so muß er von allem Anfang an ein Zu fluchtsort, also eine Fliehburg gewesen sein. Dann kann die Steinbarriere nicht nur Grenze, sondern auch Munitionslager ge wesen sein, wie an den aus keltischer Zeit stammenden Steinwällen auf der Altenburg bei Niedenstein im Kreise Fritzlar und von Otzenhausen in Hunsrück deutlich zu er kennen ist. Die Steine waren also geschickt gelagerte Munition, die im Falle einer Be lagerung griffbereit zur Hand lag. Eine wirksamere Abwehr, noch dazu am Rande eines abfallenden Geländes, läßt sich bis zum Aufkommen der Feuerwaffen gar nidit denken. Wenn auch diese Deutung nicht stichhältig sein sollte, gäbe es noch eine Vermutung dahingehend, daß es sich um ein Stein pflaster handeln könnte, weil die Steine nicht wahllos gesammelt scheinen, sondern eher den Eindruck einer beabsichtigten Steinsetzung machen. An dieser Grabungs stelle ist nämlich das Innenniveau am tief sten. Hier konnte sich Regenwasser sam meln und den Boden verschlammen, wes halb er mit einer Steinpackung erhöht und gefestigt wurde. Klarheit könnten aber nur weitere Wallquerschnitte erbringen. Zeitlich gehört diese in Frage stehende Bo denschichte I vermutlich in die Bronzezeit stufe B und ihre Erbauer siedelten östlich und vielleicht auch westlich und südlich des eingegrenzten Bereiches. Während die Bo denschichte 1 eine sehr einheitliche Struktur aufweist, ist der Bauteil II ein wahres Kun terbunt. Vorherrschend sind Bruchsteine von sehr verschiedener Größe. Der schwer ste Stein lag ungefähr in Wallmitte mit einem Gewicht von ca. 350 kg. Am Boden lagen Steine bis zu 170 kg und die Krone dieses Bauteiles bestand durchwegs aus größeren Steinen von 160 bis 230 kg. Zwi schen den Steinen der Mitte befanden sidi drei fast horizontale Schichten aus Lehm,

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