Abb. 3: Rekonstruktion des Verfassers von einem urnenartigen Gefäß, vermutlich aus einem Körpergrab weise auf Brandbestattungen, wie dicke Scherben von Urnen und faßförmigen Ge fäßen, weiße Knochenteile sowie Teile von Gebrauchsgefäßen. Die Grabhügel im südlichen Teil der Nekropole schienen mir noch unberührt, beson ders drei Hügel wiesen ganz sanfte For men und eine unverletzte Oberfläche auf. Ich konnte der Versuchung nicht wider stehen, den größten von diesen drei Hü geln zu untersuchen. Leider lag er im Jung wald, so daß ich 17 Bäumchen fällen mußte. Der Grabhügel (Abb. 2) hatte einen äuße ren Durchmesser von 13 m und eine Höhe von ca. 1,20 m. Am 12. Juni 1938 begann ich mit der Untersuchung durch die Anlage von zwei Suchgräben in der Ost-Westund Nord-Südrichtung. An den Rändern traf ich auf Steinpackungen, die auf einen kreisförmigen Verlauf schließen ließen, was sich auch bei der weiteren Grabung bestä tigte. Der Steinkreis hatte in den beiden Hauptachsen einen Außendurchmesser von 9,10 m. Die Breite der Packung betrug im Mittel ca. 1 m.Im Südpunkt war eine Lücke von 75 cm. Die Krone des Steinkreises verlief im Rechtssinne allmählich anstei gend, beginnend bei der Lücke und 75 cm höher wieder bei der Lücke endigend. Das Material des Hügels bestand aus Lehm mit Flins gemischt, durchsetzt von kleinen Holzkohleteilchen und Scherben. Eine stär kere Anreicherung von Holzkohle war über der Lücke im Südpunkt und auf der Stein packung seitlich der Lücke fanden sich Spu ren von kalzinierten Knochenteilchen. Der Boden war mit Rundkieseln schön ausge legt, ebenso die Lücke. Unter dem Kiesel pflaster befand sich unberührter Flins. Im ganzen Hügelinnern, dessen Innenfläche 38 m- betrug, fand ich keine Spuren von einer Bestattung, auch keine Hinweise auf eine Brandbestattung oder einen Leichen schatten. Der Hügel war leer. Ich hatte aber keineswegs den Eindruck, daß er beraubt worden sei. Am 25. August 1938 hat mir Professor Wilhelm Teut, der Entdecker der Externsteine, die Ehre eines Besuches er wiesen und nach Besichtigung der Grabungsstelle die Meinung ausgesprochen, daß es sich bei diesem Grabhügel um eine Symbolbestattung handeln könne, so ähn lich wie auch wir unseren fern der Heimat gefallenen Soldaten ein Grabdenkmal errich tet haben: das Grabmal des unbekannten Soldaten, also ein Grabmal ohne Bestat tung. Im ganzen wurde hier 65 m'Hügelmaterial umgeschaufelt. Hiebei wurden 516 Scher ben in wechselnder Größe bis maximal 55 cm- gefunden und eine große Anzahl von Splittern. Da der Zweck der Grabung die Auffindung einer Bestattung war, wurde nicht jede Schaufel genau nach FundSeitenansicht stücken untersucht, um so mehr, als die Scherben unreine Bruchränder hatten und den Eindruck erweckten, als ob sie zertre ten worden wären. Jedenfalls fehlten Spu ren von Hüttenlehm, Knochen und Ge brauchsgegenständen. Es war also kein Ma terial von Wohngruben, sondern von der Oberfläche des Gräberfeldes in der Umge bung des Hügelgrabes zusammengesucht. Die geborgenen Scherben stammten aus der mittleren Stufe der Bronzezeit. Erwähnenswert aus den gefundenen Scher ben ist ein kleines, urnenartiges Gefäß (Abb. 3), das von einem anderen Grab stammen dürfte, keinem Brandgrab, son dern einem Körpergrab, wo man dem To ten Speisen mitgegeben hat, und zwar in diesen Miniaturgefäßen, da die normalen Gebrauchsgeschirre viel zu wertvoll waren. Vielleicht war das Gräberfeld bei der lan gen Zeit der Benützung doch zu klein ge worden und man war bei der Anlage neuer Hügelgräber gezwungen, ältere Gräber ein zuebnen. Ging ja doch die Körperbestat tung der Brandbestattung voraus. Weiter fanden sich im durchsuchten Hügel material drei Randstücke von einem schüs selartigen Gefäß, das einen Durchmesser von ca. 35 cm gehabt haben dürfte. Auf fallend an diesen Fragmenten waren kleine Löcher im Abstand von 1,5 cm vom Schüs selrand mit einem Lochdurchmesser von ca. 2 mm. Diese Löcher sind in Gruppen von vier Stücken angeordnet und jedes 3. und 4. Loch schlitzartig miteinander ver bunden. Durch diese Löcher dürfte Bast gespannt worden sein, aber nicht zu Trag zwecken, sondern vermutlich um eine Haut über die Schüssel zu spannen. Ich nehme an, daß es sich hier um eine Handtrommel handelt, die bei den Totenmählern zu den Bestattungsfeierlichkeiten benützt und zer brochen wurde, wie vermutlich bei diesen Anlässen mancherlei Geschirr zugrunde ging. Draufsicht 0 - 1 2. 3 A Beim bloßen Spazierengehen im Innern des Ringwalles vom Roten Tor bis zum Berg gipfel fand ich 106 kleine Gefäßscherben frei am Boden liegend, die alle der bronze zeitlichen Hügelgräberstufe angehörten. Die Untersuchung der Wälle begann ich an der Außenseite des Innenwalles an einer baumfreien Stelle, nördlich des Roten To res in Form einer Oberflächengrabung. Ich hob ca. 20 m- Rasen ab und untersuchte das Erdreich auf 15 cm Tiefe. In dieser Abb. 4: Durchstich des Innenwalles am Gipfel des Kürnberges,von außen nach innen gesehen. — Foto vom Verfasser ' i - ■
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