Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

m m 1 Spätantike Verkleidungstafel in Kapitellform aus Ovilava. — Foto: Eiersebner kirche, im Bereich des Stadtplatzes am Minoritenplatz oder sonstwo? Der Minoritenplatz wird aus der Unterstellung des Mark tes unter Lambach und nicht unter Würz burg nahegelegt, denn Lambach scheint in diesem Bereich seinen Besitzschwerpunkt gehabt zu haben. Es könnte sein, daß die Johanneskirche nicht die einzige geistliche Stätte im Wel ser Stadtbereich gewesen ist. Schon die Ur kunde von 888 spricht von zugehörigen Kapellen und nach den Grundsätzen des Eigenkirchenwesens können ebenfalls sol che angenommen werde, wenn man be denkt, daß der Bereich von Wels nicht in einer einzigen Hand gewesen sein dürfte, oder mindestens bald aufgeteilt wurde. Die erste Aufteilung, von der wir wissen, ist die soeben genannte Herauslösung der Kirche von Wels mit ihrem Gut aus der karolingischen Domäne, die im 9. Jahrhun dert auch sonst bezeugt ist. Eine weitere Aufteilung ist etwa 200 Jahre später faß bar, als das Erbe der Lambacher Grafen, die wir als Rechtsnachfolger von Agilolfingern und Karolingern ansehen müssen, durch den heiligen Adalbero, den letzten dieses Geschlechtes, aufgeteilt wurde. Von seinen weltlichen Erben wissen wir sehr wenig, dagegen ist eine Aufteilung seiner Besitzungen unter das Kloster Lambach und das Hochstift Würzburg einigermaßen klar gestellt. Lambach war die Stiftung seines Hauses, Würzburg aber sein legitimer Bi schofssitz, dem er die Oberhoheit über das Kloster Lambach zugedacht hatte und der nun die Burg und die Herrschaft „Burgvogtei" Wels erhielt. Noch nicht hundert Jahre nach der oben erwähnten,für die Geschichte von Wels sehr wichtigen Erbteilung, wird wiederum von zwei Salzburger Kirchweihen berichtet, wel che eine Marienkirche und eine Georgs kirche erfahren haben sollen. Die Hinter gründe dieses Vorganges liegen noch völlig im dunkeln, die Frage, warum im Jahre 1171 in Wels zwei Kirchen von einem gar nicht unmittelbar zuständigen Kirchenfür sten geweiht worden sind, von einem Bi schof, der vielfach aus seiner eigenen Me tropole vertrieben war, hat noch keine Be-

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