Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

haben. Es steht seit damals mit der Burg Wels als Herrschafts- und Verwaltungsmit telpunkt in Verbindung und kann in unse rem Bereich als besonderes Charakteristikum gelten. Freilich ist diese vermutete grund herrschaftliche, d. h. agrarische Kontinuität nur ein Teil dieser Problematik. Der andere besteht in den Forsten, wie wir sie im Ge biet um Wels nördlich und südlich der Traun vom 8. bis zum 11. Jahrhundert ken nen lernen und deren Auflösung bis zum 13. Jahrhundert erfolgt ist. Wie sehr das Stadtgebiet mit der eigentli chen Stadt verbunden war, sieht man dar aus, daß aus etlichen Orten der Umgebung, so Köppach und Lambach, bedeutende epi graphische Denkmäler für Wels überlie fert worden sind. Man kann daher an nehmen, daß die auf diesen Inschriften ge nannten Funktionäre auf den Domänen der Umgebung gesessen sind. Es ist vielleicht nicht ganz abwegig zu fragen, ob nicht auch der Stadtname Wels, der von Ovilabis im Frühmittelalter zu Welas und schließlich zu Wels umgebildet wurde, auch anderswo Spuren hinterlassen haben könnte. Eine ähnliche Lautentwicklung findet sich im Kremstal, wo der Konsonantenbestand von Ovilabis sich im frühmittelalterlichen Ouliuspesburg findet, das dann später zu Ulsburg wurde. Da gerade die Ulsburg (der Name ist heute verschollen und nur historisch belegt) auf dem Georgenberg ge sucht wird, wo ein dauerndes Kontinuum von der Spätantike zum Mittelalter besteht, scheint uns diese Möglichkeit überlegenswert. Ein anderes Vorkommen eines ähn lichen Namens, Ohlsdorf bei Gmunden, ist gleichfalls schon um 800 belegt, der Ort liegt als letzte Siedlung vor der Grenze des Stadtgebietes des römischen Wels nach dem Westen. Es wäre sehr interessant, von Seiten der Philologie hier eine Stellung nahme zu erfahren. Solche Namensfragen könnten als recht künstlich, gewissermaßen an den Haaren herbeigezogen angesehen werden, wenn nicht in den gleichen Gegenden auch be sitzgeschichtliche Zusammenhänge nachzu weisen wären. Auf solche Zusammenhänge hat insbesondere der hochbetagt verstor bene Nestor der oberösterreichischen Lan desgeschichte, Ignaz Zibermayr, hingewie sen. Zibermayr war der Ansicht, daß die Besitzungen der Agilolfinger in unserem Lande als Rechtsnachfolge der römischen Staatsdomänen anzusehen wären. Es besteht kein Zweifel, daß sowohl die Spätantike, als auch die Wirtschaftsorgani sation des Frühmittelalters agrarwirtschaftliche Gemeinsamkeiten besaßen. Im We sten, im Kerngebiet des Frankenreiches, hat man für solche Übergänge und Übernah men schriftliche Quellen beibringen kön nen. Ob eine Parallele dazu bei uns ohne solche Schriftquellen gelten kann, muß da hingestellt bleiben. Jedenfalls kann ange nommen werden, daß die Intensität des Agrarwesens eine sehr wechselnde war, daß Niedergang und Verwaldung, später Neubesiedlung und Rodung gewisse Ver änderungen im Gefolge hatten. Aber auch andere Konstanten sind unbezweifelbar. Damit kommen wir wieder zu der Rolle, die Wels in den Übergangszei ten gespielt haben kann. Auffällig bleibt die Tatsache, daß das Verkehrsgefüge des römischen Oberösterreich mit den Haupt orten Wels (Ovilabis), Linz (Lentia) und Lorch (Lauriacum), sowie mit den militäri schen Stützpunkten an der Donau im weMetrische Grabinschrift für die treue Christin (Crestiana fidelis) Ursa, gesetzt von ihrem Gatten Fl(avius) lanuarius.-Foto: Eiersebner '"©Abf..-« Tf'- ' y

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2