Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Kerbschnittverzierte Bronzebeschläge spätantiker Militärgürtel aus Lauriacum, um 400 n. Chr. Stadtmuseum Enns (Dennger, Jahrb. OÖMV 110, 1965, 222 ff. Taf. XIX—XXII). — Foto: Eiersebner gebenden Reliefs lassen noch das Schwert an der linken Seite des Mannes, auch hier neue Tragweise,erkennen. Gesprächiger ist der Grabstein eines Feld zeichenträgers der Legio II Italica im Ennser Museum: Mit der Rechten hält der Mann sein Feldzeichen vor sich, im linken Arm seinen schweren Helm; den Ovalschild hat er hinter sich gestellt. Sonst ist er mit Ärmeltunika, Sagum und langen Hosen be kleidet. Ein ähnlicher Helm wird auf einem Grabstein aus Lentia erkennbar, wo der Pferdeknecht eines Kavallerieunteroffiziers die Waffe seines Vorgesetzten im Arm hält. (Die Charge des Verstorbenen läßt sich bei dem inschriftlosen Stein aus den beiden Dienstpferden ablesen.) Helme des dargestellten Typus, den der Archäologe den Typus „Niederbieber" nennt, haben sich in Lagern der germanischen Provinzen und Britanniens im Original oftmals er halten. Das Feldzeichen auf dem Lorcher Stein ist wohl recht schlecht erhalten und zum Teil weggebrochen, trotzdem lassen sich am un teren Schaft der gekrümmte Ausziehdorn und oben eines der Fahnensymbole, ein Schild oder Kranz, mit einem Kaiser- oder Götterporträt erkennen. Über dem Porträt schild muß zumindest noch ein weiteres Symbol angebracht gewesen sein, wie die Darstellungen auf den Sockeln des Constantinsbogens in Rom (begonnen 312 n. Chr.) zeigen. Die Feldzeichenträger tragen dort im Gegensatz zu dem Lauriacenser Relief, das die Dienstuniform wiedergibt, prunkvoll geschmückte Brustpanzer. Ähn liche Paradewaffen waren aber auch im Lor cher Legionslager nicht unbekannt; ihre Reste werden in mancher Sammlung Ober österreichs verwahrt. Angriffswaffen, zu denen im 3. Jahrhundert n. Chr. die ver schiedensten Lanzen und Speere, aber auch mit Blei beschwerte Spezialgeschosse, die Plumbatae, zählen, an deren erster Stelle aber das Schwert noch immer rangiert, las sen die oberösterreichischen Grabreliefs, von einigen Schwertgriffen abgesehen, nicht oft erkennen. Durch eine Vielzahl von Kleinfunden ist aber gerade das Schwert samt zugehörigem Schwertgehenke bestens belegt. Vielleicht als eine Folge der Germanen- und Parther kriege seit Marcus Aurelius wurde der alt bewehrte Gladius, das zu Stich und Hieb gleich geeignete spitzortige Kurzschwert von der langen, schweren und rundortigen Spatha, einer reinen Hiebwaffe, abgelöst. Sie mußte mit einem breiten Schwertgürtel an der linken Hüfte getragen werden, da sie zum rechtsseitigen Ziehen ungeeignet war. Lauriacum hat, wenn auch kein komplettes Exemplar, so doch fast alle Teile dieser Waffe geliefert, von der Klinge, deren schönstes Exemplar,goldtauschiert das Bild nis der Göttin Minerva ziert, bis zu den verschiedensten Scheidenteilen. Diese aus Holz und Leder gearbeitete Scheide trug an ihrem unteren Ende, dem Scheidenort, das oft aus Bein geschnitzte Ortband. Knapp unter dem Scheidenmund war ein gleich falls häufig beingeschnitzter Bügel befe stigt, durch den der Traggurt der Waffe ge führt wurde, der wieder von einer am Wehrgehenke befestigten Scheibe verdeckt wird, mittels derer die Länge des Gurtes verstellt werden konnte. Das seitlich her abhängende Ende des Wehrgehenkes zierte ein meist herzförmiges Beschlagselement, welches reich mit Ornamenten verziert sein konnte, oft aber auch eine Ehreninschrift Alle diese Beschlagteile finden sich vereint auf dem Grabrelief eines Soldaten der Legio I adiutrix, dem Hausregiment des niederpannonischen Brigetio. Das vorzüg lich erhaltene Relief gibt aber auch das Cingulum, den Militärgürtel, wieder, den zwar die oberösterreichischen Grabstelen bisher haben vermissen lassen, der aber durch eine Vielzahl von bronzenen Leder knöpfen aus oberösterreichischen Fund plätzen bestens auch für den norischen Limesabschnitt belegt ist. Diese Knöpfe wurden beidseits der Ringschnalle durch Schlitze im Leder gesteckt und dienten der Verstellung des Gürtels. Ob militärische Mode oder Rangabzeichen, zur rechten Hüfte wurde von der Schnalle eine schmale Riemenzunge geführt,von wo sie bis etwa in Kniehöhe herunterfiel; auch diese Riemen zunge zierte ein herzförmiger Endbeschlag, der wieder durch Originalstücke aus Lau riacum für die Uniform der Lorcher Legio nare nachgewiesen ist. Modischem Geschmack und nicht der Vor schrift war wohl die Wahl der Fibel über lassen, die den Mantel an der rechten Schul ter festhielt. Die zunächst schlichten Nadeln wurden im 3. Jahrhundert n. Chr. von scheibenförmigen Exemplaren abgelöst, de nen ab der Mitte des 3. Jahrhunderts Arm brust,später Zwiebelknopffibeln folgen. Recht plötzlich endet im frühen 4. Jahr hundert n. Chr. die Freude an der bild lichen Darstellung auf Grabreliefs. Was im mer dafür verantwortlich sein mag, all gemeine Verarmung der Garnisonstruppen oder Bilderfeindlichkeit aus religiöser Ur sache, die Bilderarmut der Spätantike in den Grenzprovinzen verwehrt einen Blick auf die bunte Vielfalt der spätrömischen Heeresformationen, die seit Diocletian (284

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