Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

gespaltenen Strähnenspitzen und nicht zu letzt in der Brillanz der Marmorbehand lung engstens mit dem Kopf des Librarius von Textabb.24 zusammen. Wir ersehen daraus, daß die „Werkstatt der Dreifiguren reliefs" ab ca. 300 noch mindestens ein Vierteljahrhundert gearbeitet hat. Mit einem kurzen Hinweis auf ein Mar morfragment aus dem späteren 5. Jahr hundert, einer Zeit, in der der hl. Severin dem schon zu Tode getroffenen Romanentum am norisch-rätischen Restlimes noch einmal den Rücken stärkte, beschließen wir unsere Skizze über römische Bildhauer werkstätten in Enns (Textabb. 34; Höhe max. 0,19 m; wahrscheinlich norischer Mar mor aus Kleinsölk, Steiermark). Um einen phantastischen Früchtebaum ist eine Schlange emporgewunden, deren ebenso phantastischer Kopf schlaff herunterhängt; rechts davon ist noch das Stück eines hoch gereckten, muskulösen rechten Unterarmes erhalten. Dargestellt war die letzte der ka nonischen Heraklestaten, der Held pflückt die goldenen, Unsterblichkeit verleihenden „Äpfel" vom Hesperidenbaum, nachdem er den schatzhütenden Drachen erschlagen hat. Ein heidnisches Thema auf einer Platte, die als Deckel in christlichem Kultgebrauch gestanden hat. Die Datierung rührt nicht zuletzt aus der Erkenntnis, daß das kost bare Stück von der gleichzeitigen Relief kunst Ravennas, der letzten Hauptstadt des weströmischen Reiches, geprägt ist (Puhl. Verfasser,Beiheft III ÖJh.50,im Druck). Ein weiter Weg von der Barbierstele Tafelabb.1 zum Deckelfragment eines früh christlichen Sarkophages Textabb.34. Die namenlos gebliebenen Reliefbildhauer und Steinmetzen Lauriacums sind ihn, uns heute noch belehrend und beglückend, voll aus gegangen. 34: Lorch-Enns. Fund der Grabung 1960 in der St.-Laurentius-Kirche; dzt.im Oö. Landesmuseum Linz aufbewahrt 1 s m m K

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