II. > ■ V1 hr -."5 W ,■ .Mmi '«t»3 ■m^ Gewandbehandlung ist voluminöser und differenzierter. Etwas anders als der Cornicularius Aelius Quartinus trägt sich auch der Vater des toten Capitonius Ursus, Aurelius Capitonius (rechts), der Subaltern offiziersanwärter (Candidatus) bei der Legio II Italica war. Der linke Schulterüber schlag des Sagums hat einen Fransensaum, die Linke faßt das Dienstschwert nicht un terhalb des Stichblattes, sondern am Griff, so daß links neben der halb sichtbaren Scheide auch noch ein Stück des vorde ren schrägen Balteus-(Wehrgehenk-)bandes sichtbar ist. Gleiche Grabsteinformen besagen nur et was über den überpersönlichen Zeit geschmack, der Individualstil manifestiert sich im Menschenbild. Deswegen können Tafelabb. 4 und 5 nicht von der gleichen Hand, nicht einmal von der gleichen Werk statt sein. Dem Capitonius-Atelier Tafelabb. 5 ent stammt jedoch das fragmentierte, in vier Stücke zerbrochene Vierpersonenbild Ta felabb. 6 (Breite 0,74 m; Material wie Ta felabb. 2). Es war ein annähernd quadra tisches Grabmonument mit dem Elternpaar im Hintergrund und zwei Kindern davor, das unter Fortfall des figurierten Zwischen streifens und Inschriftfeldes mittels des unteren Einlaßzapfens unmittelbar in die Bodenplatte eingefalzt war. Trotz der ar gen Verscheuerung des Reliefs handelt es sich um denselben gefällig bewegten, zart und plastisch gegliederten Figurenstil wie bei Tafelabb. 5, der Knabe links hält die gleiche, an beiden Enden eingedrehte Schriftrolle wie der Knabe Capitonius Ur sus, die Mutter dahinter ebenfalls eine Frucht und der Vater (rechts) in der glei chen Art das Dienstschwert: unter der den Griff umfassenden Linken das vordere schräge Balteusband, darauf die runde Scheibenbulla, die es mit dem schräg von hinten vorkommenden zusammenheftet (rechts neben dem Vogel, den das Mädchen wie die 14jährig verstorbene Tochter Aelia Quartina von Tafelabb. 4 in Händen hält). Nur dem gleichen Kompositionsschema, sonst aber einer anderen Zeit und einer plastisch anders empfindenden Werkstatt gehört das in vier Stücke zerbrochene Grab relief Tafelabb. 7 an (max. Höhe 0,47 m; weißer Importmarmor). Der Vater (rechts hinten) war wieder Miles (Soldat) der Legio II Italica, er trägt das übliche mili tärische Dienstkostüm, Zeige- und Mittel finger der Rechten berühren im „Schwurgestus" den Griffknauf eines links gehal tenen Schwertes; kenntlich sind weiters ein knapp gestutzter Voll- und ein längerer Schnurrbart, die Frisur besteht aus langen, nach vorne gestrichenen Strähnen, die über der Stirne gerade, von den Schläfen zu den freibleibenden Ohren in einem Viertel bogen geschnitten sind. Neu ist für diese Art von Familienbild das Marmormaterial, die Büstenhöhe ist gegenüber der der Ta felabb. 4 bis 6 erheblich geschrumpft, die Elternköpfe überragen den Reliefrand und die bildhauerischen Qualitäten haben erst mals in Lauriacum eine echte Höhe erklom men. Trotz der weitgehenden Zerstörung ist der stimmungsvolle Reiz eines vertrau ten familiären Beisammenseins unverloren, der von der sicher und großzügig konzi pierten Gruppe mit ihrem schlichten Na turalismus, der lebensvoll schwellenden Modellierung der Köpfe ausgeht. Die spe zifische Militärtracht des Mannes datiert das kleine Marmorkunstwerk ins 3. Jahr hundert, es wird jedoch etwas jünger sein als die Tafelabb. 4 bis 6 und gegen die Jahrhundertmitte zu rücken sein. Die von einem Grabrelief abgeschlagenen, lebensgroßen Köpfe eines Ehepaares Ta felabb. 8, 9 wurden um 300 und später datiert (Höhe 0,25 bis 0,26 m. Tiefe 0,12 bis 0,135 m; grobkörniger Kalksandstein). Die dick-strähnig vorgekämmte „Gardinen frisur" des Mannes, die die des Soldaten von Tafelabb. 7 ist, verweist den Kopf je22 b (oben): Stadtmuseum Enns. Inv. R X 135 23 (rechts): Lorch-Enns. Brunnenstein im Pfarr hof St. Laurenz 22a (rechte Seite oben): Stadtmuseum Enns. Inv. R X 135 16c (rechte Seite außen): Oö. Landesmuseum Linz (Schloßmuseum) k 2'' 1^ «t-/- ■ A - i-T f I
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