Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

seine Liebe weiterhin seiner geistigen Hei matstadt Enns. So benützte er die Sommer ferien, die bei den Grabungen des Mu seumsvereines angefallenen Kleinfunde zu ordnen und die Bestände des Ennser Stadt archivs zu sichten. Als er im Jahre 1905 sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, schlug er die Laufbahn eines Irrenarztes ein und wirkte seit 1907 in Ybbs an der Donau. Wenige Jahre später ließ er sich in die nach fortschrittlichen Grundsätzen eingerichtete Anstalt von Mauer-Öhling versetzen. Diese nur 40 km von Enns entfernte Wirkungs stätte gab ihm Gelegenheit, jeden freien Tag in der Heimatstadt zu verbringen. Schon 1906 wurde er in den Vereinsaus schuß des Museumsvereins gewählt und übernahm 1914 dessen Leitung. Von Ju gend an mit dem klassischen Ennser Bo den verwachsen und vertraut, nahm er an der Aufschließung des Legionslagers Lauriacum teil und legte 1933 die Ergeb nisse eigener Grabungen und Untersuchun gen in zwei umfangreichen Arbeiten „Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum" und „Der spätrömische Christenfriedhof am Legionslager Lauria cum" vor. Die Aufdeckung einer früh christlichen Kirche im Mauerwerk des ehe maligen Legionsspitals bei den Grabungen des Jahres 1937 ist vor allem der Lokal kenntnis Schickers zu verdanken. Seine fachliche Qualifikation zeigte sich u. a. durch die Ernennung zum korrespondie renden Mitglied des österr. Archäolo gischen Institutes in Wien (1930). Sein Plan,in einer großangelegten Untersuchung die Verbindung der beiden alten Kultur stätten Lauriacum und Enns vergleichend darzustellen, konnte nicht mehr verwirk licht werden, denn er starb am 16. Jänner 1949, knapp nach seinem 70. Geburtstag, im geliebten Enns. Literatur: Lebenserinnerungen. Der Heimat gau II (1940/41), S. 132—143. — Eduard Straßmayr, Oberösterr. Heimatblätter III (1949), S. 360—365 (mit Bibliographie). Wilhelm Albert Jenny 1896 bis 1960 Wilhelm Albert von Jenny wurde am 27. September 1896 in Linz geboren; er stammte aus einer alten Schweizer Familie. Nach der Reifeprüfung am Linzer Akade mischen Gymnasium studierte er an der Universität Wien Urgeschichte, Archäolo gie und Kunstgeschichte. Große Reisen in ganz Europa weiteten den Gesichtskreis, ehe er am Staatlichen Museum für Vorund Frühgeschichte in Berlin ein reiches Betätigungsfeld fand. Seine vielseitigen Kenntnisse auf allen Gebieten der Vor- und Frühgeschichte ermöglichten ihm einen ra schen Aufstieg bis zum Professor und zwei ten Direktor des Museums (1935). Durch die Teilnahme an zahlreichen Grabungs unternehmungen wurde Jenny mit den Methoden moderner Ausgrabungstechnik vertraut. Eine stattliche Zahl von Veröffent lichungen, darunter die großen Werke „Germanischer Schmuck des frühen Mit telalters" (1933), „Keltische Metallarbeiten aus heidnischer und christlicher Zeit"(1935) und vor allem seine „Kunst der Germanen im frühen Mittelalter" (1939) begründeten seinen Ruf als Gelehrten. Diese fruchtbare Entwicklung wurde durch den Kriegsdienst im zweiten Weltkrieg unterbrochen und nach Kriegsende in der Heimatstadt Linz WEGEN WOHLSIANDSBRACHE GESCHLOSSEN... DIE ÖSTERREICHISCHE LANDSCHAFT Noch ist es nicht so weit! Den Wald pflegt der Forstwirt, den Garten der Gärtner, den Park der Wärter und die Landschaft der Landwirt; so ist es in unserer heilen Welt. Wer pflegt die Landschaft, wenn der Landwirt ausfällt? Im west deutschen Spessart versucht man mit Schafbeweidung, Chemie und Mulchmaschinen das Problem zu lösen. Bisher ohne Erfolg, aber mit erheblichem Aufwand. RESSER LEREN OHNE DADERN? Landwirtsdiaftskammer für Oö. fortgesetzt. Jenny trat in den Dienst des überösterreichischen Landesmuseums, des sen Direktor er 1958 wurde. Nachdem er bereits 1930 zum korrespondierenden Mit glied des Deutschen Archäologischen Insti tutes gewählt worden war, wurde er 1955 auch zum Mitglied des österreichischen Archäologischen Institutes ernannt. Ge meinsam mit Franz Juraschek begannen 1947 die Grabungen im Bereich der Linzer Martinskirche, die den Beweis eines Baukontinuums von der Römerzeit bis in die Neuzeit erbrachten, und 1950 die Ergrabung eines Gebäudekellers in der Linzer Altstadt. Die 1951 durch die Initiative Jennys einsetzenden Großgrabungen in der Zivilstadt Lauriacum sind unauslöschlich mit seinem Namen verbunden. Neun Jahre hindurch stand er zusammen mit Hermann Vetters dem Unternehmen als Leiter vor und sorgte für die rasche und sachgerechte Publikation der Grabungsergebnisse in den „Forschungen in Lauriacum", deren Schrift leiter er war. Eine Analyse der frühmittel alterlichen Stadtepoche legte er 1957 im 16. Band der „Südostforschungen" vor. Es war ihm nicht vergönnt, den Abschluß der Lorcher Grabungen zu erleben. Plötzlich und unerwartet starb er am 12. Juni 1960 in Linz. Literatur: Otto Wutzel, Oberösterr. Kultur bericht 1956, Folge 19. — Lothar Eckhart, 105. Jahrb. d. Oberösterr. Musealveremes (1960), S. 95—97. — Hermann Vetters, For schungen in Lauriacum 6/7 (1960), S. 7—9. Paul Karnitsch 1904 bis 1967 Paul Karnitsch-Einberger wurde am 1. Sep tember 1905 in Linz geboren, wo er auch das Gymnasialstudium absolvierte. Nach der Reifeprüfung studierte er an der Uni versität Wien Urgeschichte und Altertums kunde, bildete sich aber auch in den Hilfs wissenschaften, so z. B. in der Numismatik, aus. Die Ungunst der Zeit zwang ihn, das Studium abzubrechen und sich um einen Broterwerb umzusehen: er wurde Beamter der Sozialversicherung. Obwohl der Eintritt ins Berufsleben die praktische Gelände arbeit fast unmöglich machte, widmete Kar nitsch seine gesamte Freizeit der Erfor schung der Vergangenheit seiner Heimat stadt. Schon eine seiner ersten Arbeiten führte den Titel „Linz zur Römerzeit", sie kann als Programm für die künftige Tätig keit als Forscher und Ausgräber gewertet werden. Nachdem er bereits 1927 das große Brandgräberfeld auf dem Gelände der Kreuzschwestern freigelegt hatte, nützte er die durch die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges einmalige Situation und durch forschte, so gut es ging, den Boden der Linzer Altstadt. Mit von Jahr zu Jahr wach sendem Erfolg gelang es ihm, nicht nur die Zivilsiedlung, sondern auch das lang ge suchte Kastell Lentia näher zu erforschen. Ausführliche Vorberichte über die Grabun gen sind im „Jahrbuch der Stadt Linz", in

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