Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

1857 besprach er die „Römischen Gräber bei Wels im Lande ob der Enns", 1858 die „Alterthümer aus dem Strombette der Do nau" und schließlich brachte er 1864, 1865 und 1869 in der „Archäologischen Nach lese in drei Teilen eine Fülle des verschie denartigsten Materials. Zwei weitere Ar beiten befaßten sich außerdem mit den prähistorischen Gräbern von Hallstatt, die er richtig der Keltenzeit zuordnete. Seine wissenschaftliche Tätigkeit wurde vielfach anerkannt. Neben der Ehrenmitgliedschaft in zahlreichen historischen Gesellschaften und Vereinigungen des In- und Auslandes traten die Ernennung zum korrespondieren den Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und zum ordent lichen Mitglied des Deutschen Archäologi schen Institutes. Nachdem er im Feber 1856, ausgezeichnet mit dem Titel eines k. k. Schulrates und dem Ritterkreuz des FranzJosef-Ordens, die Schule verlassen und in sein Stift St. Florian zurückgekehrt war, widmete er sich der Ordnung und Pflege der reichen Münzsammlung des Stiftes, de ren Katalog er verfaßte. Fast achtzigjährig starb er am 5. September 1871 in St. Florian. Literatur: Michael Gitibauer, 30. Ber. über d. Museum Frandsco-Caroldnum 1871, S. 3—27. — Lambert Guppenberger, Bibliographie des Klerus der Diözese Linz. Linz 1893, S. 68—73 (mit Bibliographie). - Gerhard Winkler, 117. Jahrb. d. Oberösterr. Musealvereines, II. Teil (1972), S. 5—9. Maximilian Groller von Mildensee 1838 bis 1920 Maximilian Groller wurde am 5. Juni 1838 in Prag geboren. Er trat 1858 in die Armee ein und nahm am Italienfeldzug des Jah res 1859 teil. Nach dem Besuch der Kriegs schule diente er als Offizier, ehe er 1885 Mitglied des Militär-Geographischen Insti tutes in Wien wurde. Er machte sich durch die Regulierung der ungarisch-rumänischen Grenze und die genaue Vermessung des Gletschers der Pasterze verdient, so daß er 1890 mit der Leitung der Topographischen Abteilung seines Institutes betraut wurde. 1896 ging er als Oberst in den Ruhestand. Als wirkliches Mitglied des österreichischen Archäologischen Institutes nahm er 1897 die ihm von der neugegründeten Limes kommission der österreichischen Akademie der Wissenschaften angebotene Stelle eines Grabungsleiters an. Von 1897 bis 1908 deckte er das Lager von Carnuntum auf und begann 1907 mit den Grabungen in Lauriacum, die er bis 1919 fortsetzte. Seine Grabungsberichte, die er in den Heften 1 bis 11 und 13 des „Römischen Limes in Österreich" veröffentlichte, lassen durch die Klarheit und Einfachheit der Darstellung nichts von den Schwierigkeiten erahnen, denen die Ausgräber allzu oft gegenüber standen. Den reichen Kenntnissen Grollers auf technischem Gebiet verdanken wir wichtige Aufschlüsse über den Kasernen bau, die verschiedenen Heizungseinrichtun gen, den Gebrauch der Türschlösser u. a. Er starb am 20. Mai 1920 in Wien an den Folgen einer durch die Strapazen der Gra bungstätigkeit erworbenen Erkrankung, bis zuletzt rastlos tätig. Literatur: Fr(iedrich) K(enner), Römischer Limes in Österreich XV (1925), S. 233 f. Ferdinand Wiesinger 1864 bis 1943 Ferdinand Wiesinger wurde am 17. Novem ber 1864 in Wels geboren; er stammte aus einer alteingesessenen Hafnerfamilie. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Krems münster studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaft und trat nach Ab legung der Staatsprüfungen 1902 als Kon zeptspraktikant in den Dienst der Stadt Wels. Er legte 1909 die politisch-praktische Verwaltungsprüfung ab, worauf er 1910 als Stadtsekretär angestellt und nach der Pen sionierung seines Vorgängers Dr. Franz von bcnak 1913 zum Stadtrat ernannt wurde. 1927 durch die Verleihung des Titels Re gierungsrat geehrt, verblieb er bis 1932 im aktiven Dienst. Seine Interessen waren viel seitig und weit gesteckt. Neben zahlreichen Arbeiten zur mittelalterlichen Stadt geschichte, der Literaturkunde und zur Entwicklungsgeschichte des lokalen Hand werks widmete er seine ganze Kraft der Ausgestaltung des Welser Museums, des sen Neuaufstellung er im Jahre 1924 leitete. Die römischen Funde hat er im gleichen Jahr in der Abhandlung „Zur Topographie von Ovilava" in den „Jahresheften des österreichischen Archäologischen Instituts" verarbeitet. Durch jahrzentelange Boden beobachtungen und Fundaufnahmen zu sammen mit seinem Freund, Gymnasial professor Karl Wolf, hat er den Grund für die Erforschung des römischen Wels gelegt. Seine besondere Liebe galt aber der Terra sigillata, deren Erforschung ihn als Hafnersohn besonders fesselte. Er brachte es auf diesem Gebiet zu großer Kenner schaft, so daß es sehr zu bedauern ist, daß seine geplante große Arbeit über die römische Keramik nicht zum Abschluß ge langen konnte. Lediglich eine Vorarbeit, die sich mit der schlichten heimischen Gebrauchskeramik befaßte, ist 1917 unter dem Titel „Die Schwarzhafner und Weiß hafner in Oberösterreich" herausgekom men. Nach kurzer Krankheit ist Wiesinger am 21. Oktober 1943 in Wels verstorben. Literatur: Lebenserinnerungen. Der Heimat gau II (1940/41), S. 122-131.-Erich Trinks, 92. Jahrb. d. Oberösterr. Musealvereines (1947), S. 179—186 (mit Bibliographie). — Kurt Willvonseder, Archaeologia Austriaca VII (1950), S. 16 ff. Alexander Gaheis 1869 bis 1942 Alexander Gaheis wurde am 3. Feber 1869 in Hainburg geboren. Nach Ablegung der Reifeprüfung studierte er an der Univer sität Wien Klassische Philologie, Alte Ge schichte und Archäologie und beendete seine Studien 1894 mit dem Doktorat und 1896 mit den Lehramtsprüfungen aus Griechisch, Latein und Deutsch. Er beteiligte sich in den Jahren 1898 und 1899 an den öster reichischen Forschungen und Ausgrabun gen in Kleinasien und wirkte dann bis 1925 als Gymnasialprofessor in Triest und Wien. Als ausgezeichneter Lehrer war Gaheis stets bemüht, die Ergebnisse der Altertumsforschung im Unterricht lebendig werden zu lassen. Vor allem die Inschrif ten als Zeugnisse des Alltagslebens ver suchte er zur Illustration der Schriftquellen heranzuziehen und auszuwerten. Seine dreiteilige, im Jahresbericht seines Gymna siums (Wien XIIL, Fichtnergasse) in den Jahren 1912 bis 1914 veröffentlichte Arbeit „Altrömisches Leben aus den Inschriften" und sein 1925 erschienenes Büchlein „In schriften aus der römischen Kaiserzeit" wa ren die Früchte dieser Bemühungen. Dane ben machte er sich durch die Mitarbeit an dem von seinem Lehrer Eugen Bormann 1926 herausgegebenen Band XI des „Cor pus inscriptionum Latinarum", der die römischen Inschriften Mittelitaliens enthält, verdient. Sein Interesse galt aber auch der provinzialrömischen Forschung. Schon 1919 ging er an die Neuordnung der Bestände des Ennser Museums, das er 1937 durch den wissenschaftlich wohl fundierten Füh rer „Lauriacum" für die Fachwelt und das breitere Publikum zugänglich machte. In den Jahren 1920 bis 1933 war er jeden Sommer mit Ausgrabungen im Bereich des Legionslagers beschäftigt, bei denen ihm so manch wichtiger und aufschlußreicher Fund gelang. Seine Fähigkeit, auch scheinbar un wichtigen Dingen auf den Grund zu gehen, zeigt die 1930 in den „Jahresheften des österreichischen Archäologischen Instituts", dessen korrespondierendes Mitglied er war, erschienene Arbeit über „Das römische Türund Kastenschloß". Er starb am 17. Novem ber 1942 in Wien. Josef Schicker 1879 bis 1949 Josef Schicker wurde am 13. Jänner 1879 in Summerau bei Freistadt, wo sein Vater Bahnhofsvorstand war, geboren. Nach dem frühen Tode des Vaters kam der Sechs jährige mit der Mutter zu den Großeltern nach Enns. Im Hause des Großvaters, des Stadtpfarrorganisten Leopold von Zenetti, empfing der aufgeweckte Knabe bleibende Eindrücke, vor allem aus den Erzählungen des alten Herrn von der Römerstadt Lauriacum. Als er mit elf Jahren die Mutter und bald darauf auch die betagten Groß eltern verlor, war er ganz auf sich allein gestellt, absolvierte aber dennoch als „erster fahrender Schüler aus Enns" das Studium am Linzer Akademischen Gymnasium, das er 1899 mit der Reifeprüfung beendete. Obwohl er an der Universität Wien das Studium der Medizin begann, gehörte

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