Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Freilegung des Tempelbezirkes und zur ge sicherten Lokalisierung des langgesuchten Kastells Lentia durch Paul Karnitsch, der über seine Grabungen im „Historischen Jahrbuch der Stadt Linz" und in den „Lin zer Archäologischen Forschungen" berich tete. Die von Wulf Podzeit in den letzten Jahren vorgenommenen Nachgrabungen bestätigten die Richtigkeit der einmal er langten Ergebnisse in vielen Punkten. Auch die vom österreichischen Archäologi schen Institut in Zusammenarbeit mit dem Oberösterreichischen Musealverein veran stalteten Grabungen in Lauriacum sind durch mehrere Bauvorhaben der Nach kriegszeit bedingt. Die von 1951 bis 1960 laufende Großgrabung im Räume der Zivil stadt von Lauriacum unter der Leitung von Wilhelm von Jenny (t 1960), Hermann Vetters und Lothar Eckhart brachte wich tige neue Erkenntnisse über die Anlage, die Bauten und das Straßennetz dieser zum Lager der Legion gehörenden Siedlung. In den letzten Jahren rundeten die Notgra bungen von Wulf Podzeit und Hanns Ubl das gewonnene Bild noch weiter ab. Die Gräberfeldgrabungen auf dem Ziegelund Espelmayrfeld durch Amilian Kloiber bereicherten unser Wissen über die materielle Kultur der einheimischen Bevöl kerung zur Römerzeit. Die Grabungsergeb nisse, vervollständigt durch die Publikation der Kleinfunde von Paul Karnitsch (Sigillata, Münzen) und Hans Deringer (Lam pen, Metallgegenstände) liegen in den bis her neun Bänden umfassenden „Forschun gen in Lauriacum" vor. Viel Aufsehen, weit über den oberösterreichischen Raum hinaus, erregte der durch die Untersuchungen der Jahre 1960 bis 1968 von Lothar Eckhart erbrachte Beweis eines Bau- und Kultkontinuums im Bereich der Lorcher Lau rentiuskirche. Neben diesen beiden wichtigsten Punkten haben auch Grabungen im Hinterland xmseres Bundeslandes die Kenntnisse vom römischen Oberösterreich wesentlich ver mehrt. So legte Hermann Vetters 1950/51 bei Grabungen im sogenannten Totenhölzl bei Bad Wimsbach-Neydharting ein gut ausgestattetes römisches Landhaus frei und auf dem Georgenberg bei Micheldorf er schloß er im Verein mit Kurt Holter 1953 bis 1957 das keltisch-römische Heiligtum des Gottes Teutates und eine in seiner Nachfolge stehende frühchristliche Kirche. Die ständigen Untersuchungen von Fried rich Morton (+ 1969) in der römischen Ansiedlung in der „Lahn" bei Hallstatt brachten wichtige Erkenntnisse über die römerzeitliche Besiedlung dieses vorge schichtlichen Salzlager- und Siedlungsplat zes. Lothar Eckharts Grabungen der Jahre 1957 bis 1959 im römischen Kleinkastell von Schlögen an der Donau bereicherten unser Wissen über die römischen Befesti gungsanlagen am Donaulimes entscheidend. Alle diese vom österreichischen Archäolo gischen Institut betreuten xmd von den maßgebenden Stellen geförderten Unter nehmungen bewirken es, daß die römerzeit liche Forschung in Oberösterreich in den letzten Jahrzehnten eine bisher nie inne gehabte Höhe erreicht hat. Die von Paul Karnitsch auf dem Gebiet der Sigillataforschung und von Heinrich L. Werneck (t 1966) durch die Bearbeitung der Linzer Obstweihefunde erzielten Resultate stehen in ganz Europa einzigartig da. Es wäre nur zu hoffen,daß dieser Höhepunkt in den folgenden Jahrzehnten durch die Tätigkeit einer neuen Forschergeneration gehalten und vielleicht übertroffen werden kann. Literatur: R. Noll, Römischer Limes in Öster reich XXI (1958), S. 11-15. Josef Gaisberger 1792 bis 1871 Josef Gaisberger wurde am 6. Jänner 1792 in Maria-Brunnenthal bei Schärding geboen. Die hervorragenden Anlagen des Kna ben bestimmten die Eltern, arme Bauern, ihm eine Ausbildung am Akademischen Gymnasium in Linz zu ermöglichen. Nach Beendigung seiner Gymnasialstudien trat er im Jahre 1811 als Novize in das Augusti ner-Chorherrenstift St. Florian ein und wirkte kurze Zeit in der Seelsorge, ehe er im Jahre 1818 an das Linzer Gymnasium beordert wurde. Dort wirkte er 37 Jahre als Professor für lateinische Sprache und Weltgeschichte und bekleidete sogar von 1842 bis 1845 die Würde des Rektors. Als sich im Feber 1833 in Linz eine neue wis senschaftliche Vereinigung konstituierte, gehörte Josef Gaisberger zusammen mit Franz Kurz und Anton v. Spaun zu den Gründern und ersten Ausschußmitgliedern im „Verein des vaterländischen Mu seums für Osterreich ob der Enns", dem heutigen „Oberösterreichischen Museal verein". Die langjährige Beschäftigimg mit der klassischen Literatur und der Ge schichte im Rahmen seines Lehramtes hatte einen reichen Schatz von gründlichen Kenntnissen auf dem Gebiete der Alter tumswissenschaft geschaffen und ermög lichte es ihm,in zahlreichen Arbeiten die Rö merzeit Oberösterreichs zu behandeln. Be reits 1840 legte er den Mitgliedern des Musealvereines den „Bericht über die Aus grabung römischer Alterthümer zu Schlö gen und die Lage des alten loviacum vor, 1846 erschien die Abhandlung „Lauriacum und seine römischen Alterthümer", 1852 kam „Ovilaba und die damit in nächster Verbindung stehenden römischen Alter thümer" heraus, 1853 folgten die „Römi schen Inschriften im Lande ob der Enns", LINZ Bilinliof- ^ Apotlieke Linz • Figulystr. 1 (b. Volksgarten).Tel. 55066

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