Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

Fritz Eckart Barth Die Erforschung des prähistorischen Salzbergwerkes in Hallstatt Hallstatt in Oberösterreich ist einer der be deutendsten Fundorte in Europa^. Das im Jahre 1846 von dem Bergmeister Johann Georg Ramsauer entdeckte und in den fol genden Jahrzehnten fast zur Gänze aus gegrabene Gräberfeld wurde namengebend für die kulturelle Gestalt Mitteleuropas durch fast vier Jahrhunderte. An keinem anderen Ort der Alten Welt fand man ma terielle Hinterlassenschaften urzeitlicher Menschen in vergleichbarer Zahl und Qua lität. Die Handelsbeziehungen der alten Hallstätter waren für damalige Verhältnisse weltweit. Bronzegeschirr und Glas aus Oberitalien und von der Balkanhalbinsel, Bernstein aus Nordeuropa, Elfenbein aus Afrika und Bronzeschmuck aus allen Ge bieten der Hallstattkultur sind hier ver einigt. Das Gemeinwesen, das seine Toten im Gräberfeld Hallstatt bestattet hat, muß sehr wohlhabend gewesen sein. Dieser Reichtum ist durch den Abbau und das Verhandeln des Salzes begründet. Das Salz ist nicht nur eine begehrte Würze, sondern auch ein lebenswichtiges Mineral. Für R. M. Bloch spielt „Salz im Leben der Menschen eine Rolle, deren dramatische Kraft durch alltägliche Vertrautheit verhüllt wird. Hun ger nach Salz ist ebenso quälend wie Durst nach Wasser, und man kann ebenso aus Salzmangel verhungern und sterben, wie man aus Wassermangel verdursten kann^." Im neunten vorchristlichen Jahrhundert be gann man in vielen Gebieten, in denen Salz vorkommt, mit der Salzproduktion in grö ßerem Stil. Als Rohstoff stand in vielen Fällen Quellsole, also austretende salzige Wässer, zur Verfügung. Diese Quellsole wurde durch Hitzeeinwirkung konzentriert und dann das ausfallende Salz in kleine Tonbehälter gepreßt und gänzlich getrock net. Reste dieser Industrie sind riesige Berge typischer Tonobjekte, die man Briquetagen zu nennen pflegt. Diese untrüg lichen Zeichen früher Salzproduktion gibt es in Mitteldeutschland und Frankreich und an den Küsten, wo das salzige Meerwasser als Rohstoff diente. Die Salzlagerstätten der Alpen mußte man bergmännisch erschließen. In Hallstatt und wohl auch in Hallein ist das etwas nach 800 V. Chr. geschehen. Das anstehende Salzlager ist nicht reines Steinsalz, sondern sogenanntes Haselgebirge, das stark mit Ton, Mergel, Anhydrid und Gips verun reinigt ist. Steinsalz wird nur in mehr oder 1 weniger großen Schollen, dem Kern streichen, angefahren. Das Überwiegen des Haselgebirges mit seinem hohen Gehalt an wasserundurchlässigem Ton hat das Salz lager konserviert. Nach der oberflächlichen Anlaugung durch die Atmosphärilien hat sich ein unlöslicher Rückstand gebildet, der den Salzstock wie ein Mantel schützend umgibt. Das Haselgebirge ist ein zähes Gestein, jedoch sehr plastisch und druck haft. Jeder Hohlraum im Berginneren muß verzimmert werden, soll er sich nicht in kurzer Zeit wieder schließen. Deshalb sind auch, bis auf wenige Ausnahmen, alle prä historischen Hohlräume wieder geschlossen. Das heutige Salzbergwerk in Hallstatt be steht seit 1311. In diesem Jahr wurde durch die deutsche Königin Elisabeth, deren Brautlehen das Salzkammergut war, der Bergbau „vom grünen Wasen erhoben", wie es in der Urkunde heißt. Um das Salz lager systematisch abbauen zu können, wird seit damals der ganze Berg mit einem System von waagrechten Stollen durchfah ren und in Horizonte gegliedert. Der histo rische Betrieb bedient sich zur Gewinnung des Salzes der Laugmethode. Bei diesem Verfahren wird reines Wasser in künstlich geschaffene Hohlräume innerhalb des Salz lagers geleitet, das vor allem an der Decke das Salz herauslöst. Alle Verunreinigun gen sinken zu Boden und bilden einen Bo densatz, den sogenannten Werkslaist. Die klare Sole wird in Sudhäuser geleitet, wo durch Verdampfen das Salz gewonnen wird. Die Laugkammern nennt man Werke und versieht sie wie Straßen oder Plätze mit einem Namen. In mehreren Horizonten des Salzbergwer kes Hallstatt wurden Spuren einer frühe ren Anwesenheit von Menschen im Berg entdeckt. Die Bergleute deuteten diese Spu ren richtig, ohne natürlich eine Vorstellung vom wahren Alter dieser Dinge zu haben, und nannten sie „Heidengebirge" oder „Alter Mann". Johann Baptist Riezinger führt in seiner 1713 geschriebenen Chronik des Hallstätter Salzberges dieses Auftreten von „allerhandt von Menschenhand ge machten Sachen ...in dem gesalzenen Ge- ■ '■ ■ • 1 , y ■ , I ,v-. , Hallstatt, einer der bedeutendsten Fundorte der Alten Welt. Nach dem hier entdeckten Gräberfeld wird die Kultur Mitteleuropas zur Älteren Eisenzeit (800 bis 500 v. Chr.) Hall stattkultur genannt. — Foto; Janut

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