läge versehen, die die Muster kräftig her vortreten läßt. Diese Inkrustationen haben sich vielfach trotz ihrer langen Lagerung auf dem Seeboden erstaunlich frisch erhal ten. Ist die Form der Pfahlbaukeramik durch viele Funde belegt und ausreichend be kannt, so waren doch etliche Fragen noch offen: Zunächst die Frage nach der Herkunft des Tones und auch die nach der Art des Brennvorganges. Von der archäo logischen Seite her gelang es nicht, Auf schlüsse darüber zu gewinnen. Hier galt es, vom vorhandenen Fundbestand auszu gehen. Alfred Vogelsberger gelang es, im Rahmen der Pfahlbauuntersuchungen am Mondsee nach dreijährigen intensiven Ver suchen Licht in diese Fragen zu bringen — die Herkunft des Tones nachzuweisen so wie den vermutlichen Brennvorgang zu klären. Er wählte den experimentellen Weg, mit dem Endziel, eine Rekonstruktion des Arbeitsvorganges zu versuchen. Als Maß stab für die Vorgangsweise galt die Über legung, daß die Pfahlbauern ihre Gefäße auf die einfachste Art hergestellt haben mußten. Ein Hinweis hiefür sind die über aus reichen Keramikfunde. Es galt also, die Töpferei in ihren Anfängen aufzuspüren und zu rekonstruieren. Chemisch-kerami sche Untersuchungen an der Silikatabtei lung des Technologischen Gewerbe museums in Wien bewiesen im wesent lichen die Übereinstimmung zwischen Ori ginalkeramik und dem Material der Re konstruktionen. Mineralogische Unter suchungen an Hand von Dünnschliffen sind derzeit noch im Gange. Eine Veröffentli chung der Gesamtergebnisse wird vorberei tet. Dipl.-Ing. Karl Leitl ermöglichte es, über Rekonstruktion und vermutlichen Brermvorgang einen Farbtonfilm unter dem Titel „Töpfe aus Erde und Feuer" herzu stellen, der anläßlich des Kongresses der europäischen Zieglertagung 1970 in Salz burg erstmals aufgeführt wurde. Derzeit sind Untersuchungen der umfang reichen Knochenfunde aus der Station See, die im Zuge der Fundbergungsaktion 1960 bis 1963 gehoben worden sind, am Natur historischen Museum Wien im Gange. Sie sollen genauere Aufschlüsse über die Tier welt der Pfahlbauernzeit bringen. Daß die Mondseekultur mit ihren letzten Ausläufern noch in den Beginn der Bronze zeit reichte, geht aus einzelnen Bronze funden hervor. Unter den Funden Matthäus Muchs befanden sich zwölf Flachbeile, sie ben Dolchklingen, neun Nadeln und An geln aus Bronze. Auch Gußgeräte (Guß löffel, Schmelztiegel) aus hartem Ton wur den von ihm geborgen. Im Zuge der Fund bergung des Heimatmuseums Mondsee kamen nur eine Keulenkopfnadel und ein kleines Flachbeil aus Bronze ans Licht. Die Frage nach der Hausform der Pfahl bauern am Mondsee konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Es gibt einige archäolo gische Hinweise, daß es sich vermutlich um Ständerbauten handelte, die mit Flechtwerk versehen und mit Lehm verschmiert waren. In der Kulturschicht gefundene Stücke von Wandbewurf mit Flechtwerkeindrücken sprechen dafür. Hinweise, daß die Behau sungen auf einer Plattform, etwa einem Prügelrost, standen, konnten bisher nicht entdeckt werden. Auch die Form des Daches ist unbekannt. Ein Ziel der Untersuchungen am Mondsee war seit Anbeginn die Feststellung der Ausdehnung der Pfahlbausiedlungen. Im Jahre 1967 wurde durch Taucher der Un terwasser-Arbeitsgemeinschaft Salzburg be gonnen, die äußeren Grenzen des Pfahl feldes See zu markieren. Dazu schlugen sie in Abständen von 2,50 m weißgestrichene Pflöcke in den Seeboden. Im folgenden Jahr wurde diese Arbeit beendet und die Pflöcke wurden schließlich mit einer weißen Schnur verbunden, um ihr Auffinden zu erleichtern. Die Vermessung wurde von der Oö. Landesbaudirektion durch Ing. Wla dimir Obergottsberger vorgenommen und nach Markierung der inneren Linie 1972 beendet. Gleichzeitig erfolgten Tiefenmes sungen. Im Jahre 1970 wurde im Rahmen von Un tersuchungen des Bundesdenkmalamtes von Tauchern unter Leitung von Johann Offenberger im Mooswinkel eine bis dahin un bekannte Pfahlbausiedlung entdeckt und vermessen. In einem neuen Verfahren wur den die einzelnen Pfähle planmäßig erfaßt. Einzelne von der Oberfläche des Seebodens im Bereich dieser Pfahlbausiedlung gebor gene Funde zeigen das gleiche Bild wie die bisher bekannten aus den Stationen See und Scharfling. Eine Überraschung bedeu tete aber die Tiefenlage der Pfähle, hier reichen sie nämlich von zwei bis in eine Tiefe von sechs bis sieben Metern. Das bringt die durch die Ergebnisse Dr. Janiks entstandene Ansicht, daß die Pfahlbauten am Mondsee Landbauten gewesen seien, wieder ins Wanken. Die Frage, ob es sich bei den Pfahlbauten am Mondsee um Was ser- oder Landsiedlungen handle, ist damit neuerdings aufgeworfen. Was die großen Unterschiede hinsichtlich der Tiefe der Pfähle betrifft, könnte die Zugehörigkeit zu altersmäßig weiter auseinanderliegenden Siedlungen eine Rolle spielen. Das Pfahlbauproblem an sich steht jeden falls damit am Mondsee wieder im Vorder grund. In der Fachwelt sind bekanntlich in der Frage, ob Wasser- oder Landsiedlung, die Ansichten geteilt. Sie reichen von der Ansicht ausschließlicher Wassersiedlungen über das Sowohl-Als-auch bis zur Ansicht, daß es nur Landsiedlungen gewesen sein könnten. Einzelne Streufunde aus der Mondseekul tur an einigen Stellen im seeufernahen Bereich lassen es denkbar erscheinen, daß noch weitere Pfahlbausiedlungen einst an den Ufern des Mondsees standen. Literatur Das Pfahlbauproblem; von W. U. Guyan, W. Lüdi, J. Speck, H. Tauber, J. TroelsSmith, E. Vogt, W. Welten; Monographien zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz; Bd. XI, Basel 1955. Leonhard Franz und Josef Weninger, Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee; Materialien zur Urgeschichte Österreichs,3. Heft; Wien 1927. Vinzenz Chr. Janik, Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung; Jahrb. des. Oö. Musealvereines, 114. Bd., Linz 1969, S. 181—200. Walter Kunze, Taucher in den Pfahlbauten am Mondsee; Neptun Heft 6; Zürich 1962; S. 160—162. Walter Kunze, Zur Geschichte der Pfahlbau forschung am Mondsee; mit besonderer Be rücksichtigung der Untersuchungen 1960 und 1961; Oö. Kulturbericht, Folge 5; Linz 1962. Rudolf Albert Maier, Die jüngere Steinzeit in Bayern; Jahresberichte der bayrischen Boden denkmalpflege; München 1965. Matthäus Much, Erster Bericht über die Auf findung eines Pfahlbaues im Mondsee. MAG 2, 1872, S. 203—206. Matthäus Much, Zweiter Bericht über Pfahl bauforschungen in den oberösterreichischen Seen. MAG 4, 1874, S. 293—308. Matthäus Much, Dritter Bericht über die Pfahl bauforschungen im Mondsee. (1875—76). MAG.6,1876,S. 161—194. Johann Offenberger, Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung; Jahrb. des Oö. Mu sealvereines; 116. Bd., Linz 1971; S. 9—21. Josef Reitinger, Probleme der Pfahlbaufor schung unter besonderer Berücksichtigung des Mondsee- und Atterseegebietes. Mitt. des Oö. Volksbildungswerkes; Jg. 12, 1962, Nr. 17; S. 7—11. Josef Reitinger, Oberösterreich in ur- und frühgeschichtlicher Zeit; Linz 1969. Josef Reitinger, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich; Linz 1968. Kurt Willvonseder, Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich; Mitt. der Prähistorischen Kommission der österr. Akademie der Wis senschaften, XI. u. XII. Bd.; Wien 1963—68. Filme (Dokumentationen): „Jahrtausende tauchen aus den Fluten"; Ton film, schwarzweiß, 16 mm, Magnetton, Vor führdauer 50 Min. Manuskript, Sprecher u. Regie: Dr. Walter Kunze. Kamera u. Schnitt: Alfred Vogelsberger. An der Orgel: Anton Westenthaler. „Töpfe aus Erde und Feuer"; Farbtonfilm, 16 mm, Magnetton, Vorführdauer 20 Min. Manuskript u. Sprecher: Dr. Walter Kunze. Kamera u. Schnitt: Alfred Vogelsberger.
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