Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

iMimsmm •% Zähne die Kraft des Tieres auf den Men schen übergehe. Zähne von Hund und Eber und von kleineren Waldtieren wurden ver wendet. Meisterhaft verstanden sich die Pfahl bauern auf die Töpferei. Wenngleich ihnen die Töpferscheibe noch unbekannt war und sie den Ton aus freier Hand drehten, ge langen ihnen Gefäße von ausgewogener Form und ausgeprägtem Schönheitssinn. Immer ist der Hang zu erkennen, das Zweckmäßige mit dem Schönen zu ver binden. Die damalige Keramik kennt je nach Verwendungszweck einen beacht lichen Formenschatz. Er reicht von den gro ßen Vorratsgefäßen bis zu den ganz klei nen Näpfen, die wie Kinderspielzeug an muten. Da gibt es Schüsseln einfachster Art, Töpfe, Schalen, Näpfe, Krüge — in mancherlei Übergängen und mit verschie denen Ansätzen zu einer verzierenden Ge staltung. Überwiegend ist die Keramik von einer grauschwarzen Tönung. Die Ober fläche zeigt Abstufungen von glatter bis zu grober Körnigkeit. Man ist versucht, mit den Ausdrücken unserer Zeit von einem Gebrauchs- und einem Ziergeschirr zu spre chen. Die Notwendigkeit, Gefäße aufzu hängen, ließ die Schnurösen entstehen, Löcher in Auswuchtungen der Gefäßwand zum Durchziehen von Schnüren. Mit der Entwicklung des Gefäßhalses bildete sich auch der Henkel aus und gewann häufig neben seiner praktischen auch eine verzie rende Aufgabe. Die Mondseer Henkelkrüge zeigen ein rundlich gebauchtes Profil von einer weichen Linie, eine verhältnismäßig große Bodenfläche und einen breiten, band förmigen, häufig profilierten Henkel. Die Prähistorie spricht bei diesem Typus vom „Mondseekrug". In der Keramik der Pfahlbauern sind be reits Ansätze einer darstellenden Kunst zu spüren. In den Gefäßverzierungen wird eine Gabe zum flächenhaften, ornamentalen Gestalten erkennbar. Die Ornamente sind in die Gefäßwand eingetieft. Für den Fur chen- oder Tiefstich wurden wohl ein keil förmiger Knochen oder ein zugespitztes Holzstück verwendet. Die Elemente der Verzierung kehren in verschiedenen Zu sammensetzungen immer wieder: der Punkt und die Punktreihe, der Kurzstich und seine Reihenbildung, die gerade Linie, die krumme Linie als Spirale und Spiralschleife, das Bogenband und der geschlossene Kreis. Die Wissenschaft erkennt in der Mondsee keramik donauländisch-bandkeramische und nordische Einflüsse. Viele der ornamen tierten Gefäße sind mit einer weißen Ein üben; Verzierter Henkelkrug der Pfahlbauern am Mondsee (rund 4000 Jahre alt). — Foto: Vogelsberger Mitte: Aus der Töpferei der Pfahlbauern am Mondsee. — Foto: Vogelsberger Unten; Schmuck der Pfahlbauern am Mond see. — Foto: Vogelsberger

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