Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

als Fachmann für Bodenkunde wurde die Lösung der Hauptfrage aller Pfahlbaufor schung, nämlich ob es sich hier um eine ursprüngliche Wassersiedlung oder eine Landsiedlung handle, in Angriff genom men. Durch das Land Oberösterreich und das Bundesdenkmalamt erfuhr das Unter nehmen finanzielle Unterstützung. Boden bohrungen und -Untersuchungen im Be reich des Seeausflusses ergaben, daß hier einst ein Bergrutsch erfolgt ist, der den Ausfluß verlegt hat. Dafür spricht auch die plötzliche Richtungsänderung der Seeache kurz nach ihrem Ausfluß. Durch den Berg rutsch wurde die Seeache gezwungen, ihren Lauf nach Norden zu verlegen. Nach den Ergebnissen Dr. V. Janiks war die Verle gung des Abflusses mit einem bedeutenden Stau des Mondsees verbunden, der be trächtliche Veränderungen der Abflußhöhe zur Folge hatte. Seehöhe und Seeausfluß lagen ursprünglich tiefer als die Pfahlbau siedlung See. Das bedeutet nach den Unter suchungen Dr. V. Janiks, daß diese am trockenen Ufer stand. Zusätzlich zum See aufstau und möglicherweise als auslösende Wirkung für den Bergrutsch dürften kli matische Einflüsse eine Rolle gespielt ha ben, weil das Ereignis in eine Periode der Klimaverschlechterung fällt. Die alte, über kommene Vorstellung von Pfahlbauten über dem Wasser schien durch diese Unter suchungen widerlegt und bewiesen, daß die Pfahlbausiedlung See ursprünglich auf dem Lande stand. Die Fundbergung brachte mit Hilfe der Taucher ein umfangreiches Material zutage. Gearbeitet wurde im ersten Jahr von einem Trauner aus, einem am Mondsee üblichen Flachboot. Dieses wurde über dem Pfahlfeld verankert und war Stützpunkt, Transport mittel und Arbeitsplatz zugleich. Die Funde stecken in der sogenannten Kul turschicht, einer über dem festen Seeboden lagernden, in der Hauptsache aus Schlamm und verschiedenen Abfällen organischer Herkunft bestehenden, im Durchschnitt einen halben Meter dicken Schicht. Es gilt, diese im geplanten Platz abzuheben und an die Wasseroberfläche zu befördern. Das Abheben erfolgt mit der bloßen Hand, um etwaige Funde nicht zu beschädigen. Diese Arbeit wird dadurch erschwert, daß mit dem Berühren der Kulturschicht die Sicht durch Wassertrübung vollkommen genom men wird und die Taucher ausschließlich auf ihr Tastgefühl angewiesen sind. Für das Bergen des Materials wurden Kistchen mit Siebboden verwendet. Im gefüllten Zu stand wurden sie von den Tauchern schwimmend an die Oberfläche befördert und in das Boot entleert. Daran schloß sich am Ufer das Sieben und Sortieren des geborgenen Materials. Auf die Erfahrun gen des ersten Jahres aufbauend, konnte im Jahre 1961 die Bergungstechnik verbes sert werden. Als Stützpunkt über dem Wasser wurde ein Floß gebaut, dessen mitt lerer Teil gegen die Wasseroberfläche zu offen war. Darüber wurde eine Kurbel winde befestigt, die für das Hochziehen der unter Wasser gefüllten Siebkisten diente. Um für die Arbeit unter Wasser beweg licher zu sein, verwendeten die Taucher das sogenannte Nargile-Gerät. Auf dem Floß war hiezu eine große Preßluftflasche gela gert, von der eine lange Schlauchleitung zum Atmungsgerät des Tauchers führte. Um eine Kiste unter Wasser zu füllen, be durfte es im Durchschnitt der Arbeit einer halben Stunde. Nach dem Heraufwinden der gefüllten Kiste folgte auf dem Floß die Siebarbeit. Hier galt es, auf kleinste Spuren zu achten und genau zu sortieren. Ein wichtiges Hilfsmittel für die Unter wasser-Archäologie ist heute allgemein die Unterwasserkamera. Sie ermöglicht Auf nahmen des Pfahlfeldes, das Festhalten der Fundverhältnisse und der Beschaffenheit des Grabungsbereiches und zeigt untrüg lich auf, was früher unter Wasser im Dun keln blieb. Der Einsatz der Taucher ermöglichte eine genaue Untersuchung des Pfahlfeldeis hin sichtlich seiner Ausdehnung und der Be schaffenheit der Pfähle. Sie ragen verschieTaucher beim Bergen eines Fundes in der Pfahlbaustation See. — Foto: Vogeisberger

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