Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 2, 1972

i. Dr. Matthäus Much (1832—1909) entdeckte 1972 die erste Pfahlbausiedlung am Mohdsee; er gilt als Altmeister der österreichischen Pfahl bauforschung. — Foto: Schwaighofer am 25. August 1870 die Pfahlbausiedlung Seewalchen, die erste bekannte im Salz kammergut. Das gab der Pfahlbaufor schung in unserem Lande Auftrieb. Im fol genden Jahr entdeckte er mit seinen Mit arbeitern die Pfahlbausiedlungen Aufham, Attersee, Kammerl, Puschacher, Weyregg sowie am Traunsee bei Schloß Ort im so genannten Bäckerwinkel und beim Seeaus fluß. Hatte sich die Pfahlbauforschung in Öster reich bis dahin in der Hauptsache auf das Entdecken von Pfahlbausiedlungen und kleinere Fundbergungen beschränkt, so be gann mit der Auffindung der Pfahlbau siedlung See am Mondsee im Jahre 1872 durch Matthäus Much die Arbeit im Sinne einer eingehenden Erforschung. Die rei chen Ergebnisse seiner Tätigkeit am Mond see ließen ihn zum „Altmeister österrei chischer Pfahlbauforschung" werden. Dr. Matthäus Much (1832 bis 1909) be schäftigte sich außerdem eingehend mit Fragen der Bergbauforschung, vor allem mit dem urzeitlichen Bergbau in Mitter berg. Auch Fragen der prähistorischen Be siedlung des damaligen Österreich beschäf tigten ihn. Am Attersee führte er kleinere Pfahlbauuntersuchungen durch. Durch den Ankauf der Villa Marienau nahe der von ihm entdeckten Fundstätte See machte er sich den Sommer über hier seßhaft. Für seine Bergungsarbeiten in See wurde ihm der Fischer und Gastwirt Georg Reichl ein wertvoller Helfer. Auch Muchs Sohn Ru dolf, der spätere namhafte Germanist an der Universität Wien, arbeitete mit. Die lang jährigen Untersuchungen Matthäus Muchs am Mondsee fanden in einer Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen ihren Niederschlag. 1874 entdeckte er bei Scharf ling am Mondsee nahe der Mündung des Kienbaches eine weitere Siedlung. Für die Fundbergung war Much auf Arbei ten von der Wasseroberfläche aus angewie sen. Zeitweise beschäftigte er allerdings auch einen guten Schwimmer, der tauchend Funde mit der Hand vom Seeboden her aufholte. Die vom Boot aus erreichbaren Gegenstände wurden mit einer zangen artigen Vorrichtung geborgen. Für das Ber gen der Kulturschicht, in der die Masse der Funde steckt, verwendete Much eine selbst konstruierte Baggerschaufel. Sie war am Heck eines Flachbootes, eines sogenannten Trauners, befestigt und wurde hebelartig betätigt. Die verhältnismäßig große Was sertiefe (2 bis 4 m) erschwerte diese Arbeit sehr. Unvermeidlich war es bei dieser Me thode auch, daß manches beschädigt und der Boden vielfach unkontrolliert durch wühlt wurde. Auf diese Weise gelang es Much aber immerhin,eine erstaunlich große Zahl an Funden zu bergen. Das Bild einer eigenständigen Kultur, der Mondseekultur, schälte sich heraus. Sie wird von der Wisr " . senschaft mit annähernd 2500 bis 1800 V. Chr. begrenzt. In ihrer räumlichen Aus dehnung reicht sie über den größten Teil Oberösterreichs und Teile Salzburgs. Die umfangreiche Sammlung Much wurde nach seinem Tode zum Verkauf angebo ten und drohte an das Ausland verloren zu gehen. In letzter Stunde erwarb sie 1912 das österreichische Unterrichtsministerium und übergab sie dem Urgeschichtlichen In stitut der Universität Wien, wo sie heute noch aufbewahrt wird. Einige Funde ka men, meist durch Schenkungen, an das Naturhistorische Museum Wien, das öberösterreichische Landesmuseum in Linz, das Städtische Museum Salzburg und das Rö misch-germanische Museum in Mainz. Mit den Much zur Verfügung stehenden Möglichkeiten mußten etliche Fragen unge klärt bleiben, vor allem wie die Behau sung der Mondseeleute aussah, die Frage nach Art und Herkunft der damaligen Menschen, ihrer Bestattungsart, und schließlich die Hauptfrage aller Pfahlbau forschung, ob es sich hier tatsächlich um ursprüngliche Wassersiedlungen handle oder um eine Landsiedlung, die durch See spiegelschwankungen später unter Wasser gesetzt worden ist. Nach Matthäus Much ruhte mit Ausnahme einiger Begehungen die Pfahlbauforschung am Mondsee. Am Attersee wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg im Auftrag des In dustriellen Max Schmidt durch die Fischer Wang und Wendl eine Vielzahl von Fun den geborgen. Dabei handelte es sich vor wiegend um Sammlertätigkeit. Die umfang reiche Sammlung Schmidt ging in Buda pest während des Aufstandes nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Aus dem Pfahlfeld See am Mondsee. — Foto: Unterwasser-Arbeitsgemeinschaft Salzburg k - J-"'-

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