Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Lenzing baut Acrylfaserfabrik t 11 \l kl ^ f.. ■ r^' '^ Ä < h iK Die im Bau befindliche Acrylfaser-Fabrik in Lenzing soll Anfang 1973 die Produktion aufnehmen. Die dynamische Entwicklung der Chemie faserindustrie der Welt hat auch in Öster reich zu einem intensiven Ausbau der Werksanlagen und des Produktionsprogrammes der Chemiefaser Lenzing AG ge führt. Nachdem bereits vor vier Jahren mit der Gründung der Austria-Faserwerke Ges. m.b. H. die erste österreichische Syn thesefasererzeugung aufgenommen werden konnte (eine Gemeinschaftsgründung der Farbwerke Hoechst AG mit der Chemie faser Lenzing AG), hat sich im Jahre 1969 ein weiteres entscheidendes Ereignis voll zogen, nämlich der Ankauf der bis dahin im Besitz des Bunzl & Biach Konzerns be findlichen Lenzinger Zellulose- und Papier fabrik AG. Der Gesamtumsatz des Unternehmens be trug im Jahre 1971 1,6 Milliarden Schil ling. Die Chemiefaser Lenzing AG ist der größte Holzverbraucher Österreichs und deckt ih ren Holzbedarf zu 70 Prozent aus dem In land, der Rest muß importiert werden. Die Zellstoffproduktion beträgt rund 100.000 Tonnen pro Jahr und wird derzeit auf eine Kapazität von 108.000 Jahrestonnen aus gebaut. Die Papierproduktion — es handelt sich hauptsächlich um technische Papiere — ist nicht sehr hoch, doch werden vor allem Spezialpapiere hergestellt, die einen guten Absatz finden. Die Produktion lag im Jahre 1971 bei 15.000 Tonnen. Der herrschenden günstigen Nachfrage situation auf dem Verpackungssektor ent spricht auch die gesteigerte Zellglasproduk tion Austrophan, eine Klarsichtfolie, die bereits seit 20 Jahren in Lenzing erzeugt wird. Sie erreichte im Jahre 1971 eine Pro duktion von rund 3700 Tonnen, von wel cher mehr als -/s in den Export gingen. Angesichts des hohen Eigenbedarfes an Schwefelsäure für die Viskoseproduktion erzeugt das Unternehmen seit sechs Jahren auch die Schwefelsäure selbst, und zwar rund 80.000 Tonnen pro Jahr. Ebenso wer den jährlich rund 33.000 Tonnen Natrium sulfat gewonnen. Nach wie vor bilden für Lenzing die Vis kosespinnfasern das Herzstück der Produk tion. Erzeugung und Umsatz wiesen im vergangenen Jahr sehr gute Zuwachsraten auf, und zwar 13 Prozent. Lenzing ist mit einer Jahresproduktion von ca. 85.000 Ton nen somit der größte ViskosespinnfaserErzeuger Kontinentaleuropas. Über -/s der Faserproduktion aus Lenzing werden in west- und osteuropäische Staa ten sowie nach Übersee exportiert, so daß das Unternehmen zu den größten österrei chischen Devisenbringern zählt. Zu den Neuentwicklungen auf dem Faser sektor in Lenzing zählt die bereits auf dem Markt gut eingeführte Viskosespinnfaser „Hochmodul 333". Eine weitere Neuent wicklung ist „Tapiflor", eine Kräuselfaser von hoher Bauschkraft, die vor allem in der Teppichproduktion verwendet wird. Ferner wurden in Lenzing die Grundlagen für eine flammfeste Viskosefaser und für Viskosefasern mit besonderen Färbeeigen schaften erarbeitet. An allen diesen Ent wicklungen hat die vor sechs Jahren in einem eigenen Forschungszentrum neu or ganisierte Abteilung für Forschung und Entwicklung besonderen Anteil. Angesichts der hohen Bedeutung der Synthetiks für die Zukunft hat sich die Che miefaser Lenzing AG nach langen und ein gehenden Marktuntersuchungen im vergan genen Jahr entschlossen, auch eine Acrylfaser in ihr Produktionsprogramm aufzu nehmen. Lenzing möchte damit erreichen, daß dort, wo Acrylfasern in Konkurrenz zu Viskosespinnfasern auftreten — vor allem bei den gröberen Fasertypen — das Unternehmen sein Geschäft halten kann. Mit der Errichtung der Fabriksanlagen wurde im Sommer 1971 begonnen, so daß voraussichtlich Ende 1972 oder Anfang 1973 die Produktion anlaufen wird. Man wird in Lenzing nach dem Trockenspinn verfahren arbeiten; das Programm reicht von den feineren bis zu den gröberen Titern. Aus preislichen und verfahrenstechnischen Gründen ist in Lenzing auch eine Poly merisationsanlage vorgesehen, so daß die Fasererzeugung vom monomeren Acrylnitril ausgehen wird. Know-how-Verträge für das Processing wurden abgeschlossen. Die Forschung in Lenzing arbeitet bereits seit längerer Zeit auf dem Acrylfasergebiet und leistet nun im chemotechnischen Be reich die notwendigen Vorarbeiten für die Produktion. Man kann damit rechnen, daß die Chemiefaser Lenzing AG. wie bei den Viskosespinnfasern auch als AcrylfaserErzeuger ein erstklassiges Qualitätsprodukt auf den Markt bringen wird. Die Chemiefaser Lenzing AG. beschäftigt derzeit rund 3600 Mitarbeiter. Die Inve stitionen betrugen im Jahre 1971 über 200 Millionen Schilling. Auch für das lau fende Jahr sind wieder Investitionen von über 300 Millionen Schilling vorgesehen. Die Austria-Faserwerke Ges. m.b.H. hat sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens so günstig entwickelt, daß bereits 1970 eine neue Ausbaustufe in Betrieb genommen werden konnte, so daß eine Verdoppelung der Kapazität auf etwa 10.000 Jahrestonnen Trevira eingetreten ist. Gleichzeitig mit dieser Produktionserhöhung ist auch das Typenprogramm erweitert worden.

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