Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

ten haben... Die Unterländer sind ein lustiges, sangesfreudiges Volk, in dem der bajuwarische Einschlag besonders kräftig ist, während im übrigen Inntal und in Süd tirol der Zusammenhang mit der älteren, vordeutschen Bevölkerung viel mehr in Er scheinung tritt." In der historischen Chro nik werden die geschichtlichen Zusammen hänge mit Bayern und dem Fürsterz bistum Salzburg deutlich aufgezeigt, aber auch die Gegenwart kommt zu ihrem Recht, wenn z. B. verzeichnet wird, daß 1902/03 in Kitzbühel das erste Hahnenkammrennen durchgeführt worden ist. Der kunst geschichtlichen Einführung ist ein bemer kenswertes Kapitel „Schwaz ist aller Berg werke Mutter" vorangestellt. Diese Dar stellung kann als wichtiger Beitrag zur ge samtösterreichischen Geschichte aufgefaßt werden, ermöglicht aber auch das rich tige Verständnis für Kunst und Lebens form dieser Landschaft. Der Kunstführer umfaßt rund 80 Schlagworte, die über heute weltberühmte Fremdenverkehrsgebiete in formieren — neben Inntal,Zillertal, Brandebergtal, Kitzbühel, Kufstein, Alpbach, Achenseegebiet, Thiersee, Erl usw. Eine vorbildliche Kunstmonograhie Wanda Aschenbrenner/Gregor Schweighofer: Paul Troger. Leben und Werk. — Salz burg: Verlag St. Peter 1965, 226 Seiten, 461 Abb., davon 16 Farbtafeln, Landespreis S 576.- Diese bemerkenswerte Publikation ist ein wichtiges Glied in der Forschungskette zur österreichischen Barockkunst. Lange ver nachlässigt, zeigt sich in den letzten Jahren ein starkes Bemühen, der Barocke nicht nur geisteswissenschaftlich gerecht zu werden, sondern sie auch in allen ihren Einzelhei ten richtig zu erkennen. Neben dem HeroldVerlag, der auf diesem verlegerischen Ge biet sehr aktiv ist, zeigt der rührige Verlag St. Peter in Salzburg ähnliche Ambitionen. Das von ihm herausgebrachte Werk über den bedeutenden österreichischen Barock maler Paul Troger stellt in Inhalt und Auf machung eine dankenswerte Leistung dar. Es ist die publizistische Frucht einer lang zurückreichenden Ausstellungstätigkeit. Der Grundstein wurde in der Gedächtnisaus stellung zur 250. Wiederkehr des Geburts tages von Paul Troger im Tiroler Landes museum Ferdinandeum Innsbruck im Jahre 1948 gelegt. Entscheidende Impulse kamen dann von den Troger-Gedächtnisausstellun gen 1962 in Innsbruck und 1963 im nieder österreichischen Stift Altenburg. In einer Einführung weist Prof. Dr. Vinzenz Ober hammer auf diesen Werdegang hin. Das vorliegende Werk kann nunmehr in seiner Gesamtheit als wissenschaftliche Rechtferti gung dieser Ausstellungen gelten. Es er weist überzeugend den Nutzen, der für die Wissenschaft aus derartigen Veranstaltun gen gezogen werden kann, wenn sie ge wissenhaft durchgeführt werden und der Fremdenverkehrsaspekt in den Hintergrund tritt. „Das Leben Paul Trogers" beschreibt Gre gor Schweighofer. Daran schließt sich ein gewissenhaft erarbeitetes Werkverzeichnis, gegliedert nach Fresken (aufgenommen wurden auch die zerstörten und fälschlich zugeschriebenen Fresken), nach Ölbildern (auch hier werden die verschollenen und zerstörten sowie die fälschlich zugeschrie benen Ölbilder getrennt verzeichnet), nach Zeichnungen, Druckgraphik von und nach Troger und verschollenen Blättern. In einem III. Kapitel gibt Wanda Aschen brenner, die auch das Werkverzeichnis zu sammengestellt hat, eine Darstellung der „künstlerischen Entwicklung und Bedeu tung" Paul Trogers. Umfangreich ist der wissenschaftliche Apparat mit Abdruck der Archivalien in Regestenform, Bibliographie usw. Keine Mühe scheute der Verlag, in einer reichen Abbildungsausstattung das gesamte Lebenswerk des Künstlers auch optisch vorzuführen. Wie Vinzenz Öberhammer feststellt, ist in diesem Werk „das Wissen von Paul Troger in wirklich erschöpfender Weise zusammen gefaßt." Es ist ein hohes Verdienst der Autoren, daß sie nicht dem allgemein üblichen schöngeistigen Trend der Kunst geschichte erlegen sind, sondern in erster Linie Tatsachenforschung betrieben haben. In dieser Hinsicht überzeugt bereits die Künstlerbiographie, die ausschließlich auf Archivalien aufgebaut ist und die zeigt, wie bei gutem Willen auch über ein bürger liches Leben ausreichendes Urkundenmaterial gehoben werden kann. Aus den Fakten ergibt sich ganz von selbst auch eine vor sichtige Charakteristik, eine bildhafte Wer tung eines Künstlerlebens in der Barock zeit, das neben dem Dienst an der Schön heit eben auch kaufmännischen Geist, Un ternehmerqualitäten und Virtuosentum ent wickeln konnte. Aus der Fülle des urkund lichen Stoffes ergibt sich schließlich ein dra matisches Lebensbild, eingespannt in den Bogen eines schöpferischen Geistes, der ne ben der Gloriole der vollen Schaffensjahre dann auch den Abstieg im Alter erdulden mußte. Die Darstellung des künstlerischen Lebens werkes ist aufgebaut auf den rund 60 Ein zelfresken, die der Künstler in etwa 30 Schaffensjahren hinterlassen hat. Geboren am 30. öktober 1698 in Welsberg im Pu stertal, lernte Troger zunächst in seiner Südtiroler Heimat, verbrachte Wanderjahre in Italien, konnte seine ersten Werke in Salzburg schaffen (Kuppelfresko und Hoch altarbild in der Kajetanerkirche) und wurde schließlich zum Maler der niederösterrei chischen Barockstifte — „Der Siegeszug Paul Trogers durch die niederösterreichischen Stifte beginnt ohne Zweifel in Melk". Ne ben dem Freskowerk sind 204 Ölbilder überliefert und schließlich auch ein reiches Werk als hervorragender Zeichner. 1762 ist das Sterbejahr Paul Trogers. In zwei Ehen wurden ihm 13 Kinder geschenkt. Die Tra gödie seines Lebens: „Paul Troger war für die große Öffentlichkeit tot, lange bevor er wirklich starb." Seine Gloriole: In seinem Lebenswerk verkörpert sich die Höhe öster reichischer Barockkunst mit einer exzellen ten Kompositionskunst und großartiger malerischer Wirkung aus „Licht- und Luft malerei", die „oft geradezu expressioni stische Züge aufweist." Als oberösterreichische Leser müssen wir bedauern, das Werk dieses Künstlers in unserem Lande nur in wenigen Beispielen betrachten zu können, in einem Seitenaltar bild „Enthauptung der hl. Barbara" in der Pfarrkirche Peuerbach, in zwei Ölbildern im Stiftsmuseum Reichersberg und einer Pieta in der Pfarrkirche in Klaus, die dem Tro gerkreis entstammen dürften. Für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Ge biet der Barockkunst kann die TrogerMonographie als Vorbild gelten. Tatsachen forschung ist ihr wichtiger als zeitlich ver gängliche Interpretation. Ein neuer Reiseführer aus Oberösterreich Hertha imd Friedrich Schober: Kapelle, Kir che, Gnadenbild. Ein kunstgeschichtlicher und volkskundlicher Führer zu Wallfahrts stätten in Oberösterreich mit 48 Abbildun gen und 10 Kartenskizzen. — Linz: Ober österreichischer Landesverlag 1972, 216 Sei ten, Ladenpreis S 85.—. In seiner Serie populärer Reiseführer hat der öö. Landesverlag eine interessante Neuerscheinung herausgebracht, die von allen Heimatfreunden lebhaft begrüßt wer den wird. Die Autoren bieten einen leben dig geschriebenen und vor allem gegen wartsbezogenen Überblick zu den ober österreichischen Wallfahrtsstätten. Aus der Fülle historischer Wallfahrten werden 140 herausgehoben, die heute noch in Funktion sind. Die Anordnung der Beschreibungen geschieht nach dem Alphabet. Jeder Wall fahrtsort wird in seiner kunstgeschicht lichen Bedeutung, mit seinem Kultgegen stand und dem Wallfahrtsbrauchtum be schrieben. Wieder ist besonders lobend her vorzuheben, daß die Autoren eine genaue Feldforschung betrieben haben, d. h. jeder Ort wurde besucht, die Beschreibungen konnten somit auf den jüngsten Stand ge bracht werden. Interessant ist auch die ge botene religiöse Aufgliederung. 90 Gna denstätten dienen heute noch der Marien verehrung, 17 sind dem Welterlöser, zehn dem hl. Leonhard, vier dem hl. Forian, drei dem hl. Wolfgang und 16 verschiedenen Heiligen gewidmet. Der Heimatkundler und der interessierte Laie findet hier eine reiche Fülle vor, für Urlaubsfahrten und Sonntagsausflüge wer den reizvolle Anregungen geboten.

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