Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Bücherecke Otto Wutzel österreichische Kunstmonographie des Verlages St.Peter Salzburg Die Herausgabe des Bandes „Mühlviertel" von Benno Ulm (Besprechung in der vori gen Nummer der Zeitschrift „Oberöster reich") hat in verstärktem Maße das Inter esse der oberösterreichischen Leser auf die Schriftenreihe „österreichische Kunstmono graphie" gelenkt. Wir wollen uns deshalb bemühen, auch die übrigen Bände dieser Serie zu rezensieren. In dieser Folge kom men zur Besprechung: Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunst werke, historischen Lebens- und Siedlungs formen. 5. Aufl. 1969, 263 Seiten, 106 Abb. Ladenpreis S 235.—. Franz Eppel: Die Wachau, Nibelungen- und Strudengau. Ihre Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 2. Aufl. 1968, 256 Seiten, 103 Abb. Ladenpreis S 235.-. Erich Egg: Das Tiroler Unterland. Die Be zirke Kufstein, Kitzbühel und Schwaz. Seine Kunstwerke, historischen Lebens und Siedlimgsformen. 1. Aufl. 1971, 227 Seiten,96 Abb.Ladenpreis S 235.—. Gemeinsam ist diesen Bänden eine gut durchdachte Konzeption, eine übersicht liche Gliederung und die Bearbeitung durch die für jedes Thema berufensten Autoren. In der Konzeption wurden die Erfahrun gen verwandter Publikationsreihen, wie Dehio-Handbuch, Reclams Kunstführer und Kröners Handbuch der historischen Stätten, ausgewertet und in einer für den Benützer idealen Weise verfeinert. Jeder Band bietet für das beschriebene landschaftliche Gebiet eine abgerundete Kulturgeschichte, eine Zu sammenschau von Historie, Kunst und Volkskunde, die der Vorbereitung von Kul turausflügen dient, in gleicher Weise aber auch eine Orientierung an Ort und Stelle ermöglicht. Darüber hinaus kann jeder Band als Handbuch der Landeskunde ange sprochen werden. Bewußt werden Kultur landschaften zusammengefaßt, die nicht im mer den geographischen Grenzen entspre chen, in ihrem kulturellen Aufbau jedoch eine Einheit bilden. In einer Chronik wer den die wesentlichen Daten der politischen Geschichte und der Wirtschaftsgeschichte angeführt. In einleitenden Texten wird die beschriebene Landschaft in ihrer kulturel len Sonderart dargestellt, deshalb auch der gemeinsame Untertitel „Ihre Kunstwerke, Historischen Lebens- und Siedlungsfor men". Dann folgt die alphabetisch geord nete Beschreibung der Siedlungen und Kunststätten mit eindrucksvollen Abbildun gen und Plänen, vor allem mit Grundrissen bedeutender kirchlicher Kunstwerke, Stadtund Burgplänen. Der wissenschaftliche Apparat mit Ortsverzeichnis, Abbildungs verzeichnis und Erläuterung der Fachaus drücke ist dem Zweck entsprechend knapp gefaßt. Franz Eppels „Waldviertel" war der erste Band dieser Serie. Fünf bisher erschienene Auflagen erweisen seine Beliebtheit. Der Autor ist nicht nur ein erfahrener Kenner des Gebietes, sondern zeigt sich dieser her ben Landschaft auch innerlich stark ver bunden. „Noch ist das Waldviertel ein ver gessenes Land", schreibt er in seiner Ein leitung. „Immer aber ist dieses Land still und einsam", setzt er fort und gibt eine Charakterisierung von geradezu poetischem Reiz. Die historische Chronik ist sehr um fassend und zieht nicht nur die politischen Ereignisse heran, sondern führt den Leser auch in die Wirtschafts- und Herrschafts geschichte ein. Es werden viele Quellen zitate gebracht, die eine bildhafte Vorstel lung vermitteln. Den Beginn machen die urgeschichtlichen Daten, Abschluß ist das Jahr 1900: „Die ersten Automobile fahren von Wien nach Prag quer durch das Wald viertel." Bei Behandlung der Bau- und Siedlungsformen werden die Burgen vor angestellt. Es wird dem Leser eine sehr präzise burgenkundliche Anleitung gege ben, die es möglich macht, Burgenwande rungen mit Verstand und Gewinn durchzu führen. Für das Waldviertel bezeichnend ist die Zusammenfassung der Reste von Fluchtburgen, die in diesem Grenzgebiet eine besondere historische Rolle spielten. Die burgenkundliche Information setzt sich in einem eigenen Kapitel über „mittel alterliches Mauerwerk" und „Schlösser" fort. Dann folgen „Klöster und Stifte" und „Kirchen" mit knapper Darstellung der Stilrichtungen, „Karner, Friedhofkapellen", „Bildsäulen", „Gerichtszeichen" und „Sied lungsformen" — Das Dorf, Der Marktort, Die Stadt! Schließlich werden noch die Hausformen knapp charakterisiert. Der eigentliche „Kunstführer" umfaßt rund 255 Schlagworte mit jeweils eingehenden Orts beschreibungen. Eine Orientierungskarte ermöglicht einen genauen Überblick. Der in der 2. Auflage vorliegende Band von Franz Eppel über die „Wachau" stellt eine logische Fortsetzung des Waldviertel-Ban des dar. Die Einbeziehung des Nibelungenund Strudengaues ist historisch gerecht fertigt, die sich daraus ergebenden Über schneidungen mit Benno ülms „Mühlvier tel" können gerne hingenommen werden und sind für den oberösterreichischen Le ser von besonderem Interesse. Wie im Waldviertel erweist sich der Autor auch für die Landschaft an der Donau nicht nur als ein erfahrener Fachreferent, sondern auch als ein liebevoller Freund ihrer Schön heit. Es gelingt ihm, das Fluidum dieses Raumes in seine Worte einzufangen. — „Landschaft, Kunst und Kultur bilden hier eine selten kompakte, in sich spannungs reiche Einheit von fröhlicher Beschwingtheit und besinnlichem Ernst, die auch den ein heimischen Menschenschlag charakterisieit ren. Wieder legt der Autor großen Wert auf die historische Chronik mit vielen Quellen zitaten und Betonung der für die Wachau so wichtigen Prähistorie. Abweichend vom Waldviertel-Band erfährt der Leser aus schließlich eine „Kleine Kunstgeschichte", in der versucht wird, den ganzen Reichtum dieser Landschaft an künstlerischem Erbe zu erfassen, angefangen von den geheim nisvollen „Venus"-Figürchen aus Willen dorf bis zu den „malerischen Donaureisen" der Biedermeierzeit. Auf die Gegenwart mit ihrem Fremdenverkehr wird kritisch eingegangen. Der „Kunstführer" umfaßt 101 Schlag worte, wobei mit Ortsnamen wie Dürnstein, Göttweig, Krems, Melk usw. ausge sprochene Höhepunkte der österreichischen Kunsttopographie gesetzt sind. Aus Ober österreich sind die Ortsnamen; Kreuzen, Neu Aigen, Würzenberg, Klam, Saxen, Dornach, Grein, Struden, St. Nikola, Sarmingstein und Waldhausen einbezogen. Derzeit jüngste Erscheinung in der Serie ist der im Vorjahr herausgebrachte Band von Erich Egg „Das Tiroler Unterland". Trotz des eigenen Landschaftscharakters und der historischen Sonderstellung des Gebietes bleibt die Einheit der Darstellung in der Serie „österreichische Kunstmonographie" gewahrt. Auch in der thematischen Glie derung entschloß man sich zum gemein samen Prinzip, sich nicht nach der Geo graphie, sondern nach der Kulturgeschichte zu orientieren. Deshalb wurde neben den Verwaltungsbezirken Kufstein und Kitz bühel, dem eigentlichen Tiroler Unterland, auch der Bezirk Schwaz zur Gänze aufge nommen, der den Übergang zum mittle ren Innviertel bildet. — „Das Tiroler Un terland ist anders als man sich Tirol ge meinhin vorstellt. Das breite Inntal, und noch mehr die Seitentäler, begleiten nicht schroffe Felsgebirge, sondern Höhenzüge, die bis zu den Gipfeln hinauf grüne Mat-

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