Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Von weitreichender Bedeutung für die Landwirtschaft und ihr Produktionsverhal ten ist die grundlegende Änderung der Marktverhältnisse, der Übergang vom Ver käufermarkt der Nachkriegszeit zum Käu fermarkt der Gegenwart. Käufermarkt, das bedeutet bedingungslose Unterordnung un ter den Willen des Konsumenten, bedeu tet also Zwang zu marktkonformer Pro duktion. Wie die Ernährungsbilanzen be stätigen, wandeln sich die Konsumgewohn heiten der Bevölkerung mit steigendem Einkommen. So verringerte sich der ProKopf-Verbrauch von Brot und Mehl von 109,7 kg im Jahre 1955/56 auf 85,4 kg im Jahre 1969/70, der Kartoffelverbrauch nahm im selben Zeitraum von 95,7 kg auf 70,4 kg ab. Demgegenüber verzeichnete der Konsum von Fleisch, Gemüse, Frischobst usw. einen kräftigen Anstieg. Selbstver ständlich ziehen solche Änderungen in den Ernährungsgewohnheiten entsprechende Konsequenzen für die Produktion nach sich. Spezialisierung — Schlüssel zur marktkonformen Produktion Der Markt ist in Bewegung, folglich muß es auch die Produktion sein. Oberstes Ge bot dabei ist es, die Erzeugung an die Möglichkeiten des Marktes bestmöglich an zupassen. Wir unterscheiden hier die quali tative und die quantitative Anpassung an die Erfordernisse des Marktes. Um nicht in der Sackgasse des Engeischen Gesetzes völlig festzufahren, wonach bei steigendem Einkommen der Anteil für Nahrungsmittel an den Gesamtausgaben stetig abnimmt, verbleibt der Landwirtschaft nur die Flucht in die Qualitätsproduktion, die dem ver feinerten Lebensstil der Konsumgesell schaft entgegenkommt und die sie auch zu honorieren bereit ist. Die Erzeugung von hochwertigen Qualitätsprodukten stellt an den Betrieb hohe Anforderungen, die mit der herkömmlichen Vielseitigkeit in der Betriebsorganisation bei weitem nicht mehr erfüllt werden können. Qualitätsproduk tion setzt umfassende Spezialisierung voraus und diese wiederum außerordent liches fachliches Können. Neben den tra ditionellen Produktionsfaktoren Boden, Ar beit und Kapital gewinnt daher das Mana gement immer mehr an Bedeutung. Präg nantes Kennzeichen jeder modernen Wirt schaft ist allgemein die Arbeitsteilung und die Spezialisierung. Auch in der Landwirt schaft wird vom Förderungs- und Bera tungsapparat der Standesvertretung ver sucht, die Betriebe zu einer Schwerpunkt bildung und Spezialisierung in der Pro duktion anzuhalten. Es ist unser Nahziel, die Produktion auf die natürlichen Stand ortvoraussetzungen und die betrieblichen Möglichkeiten abzustimmen, was nichts an deres bedeutet als regionale und betrieb liche Arbeitsteilung. Als Folge der regiona len Produktionsteilung werden sich die ein zelnen Produktionszweige hauptsächlich in jene Gebiete verlagern, wo dafür die na türlichen Bedingungen am günstigsten und die Gestehungskosten folglich am niedrig sten sind. Im Falle Oberösterreich heißt dies, daß die Milchkuhhaltung von den Ackerbaugegenden langsam in das Grün landgebiet wandern wird. Die Schweine mast, um ein anderes Beispiel heranzu ziehen, würde sich schwerpunktmäßig da für auf die Getreideanbaugebiete konzent rieren, die Mastrinderproduktion wird vor wiegend in Acker-Grünlandgebieten Ver breitung finden, wo Silomaisbau, die Fut terbasis dafür, möglich ist. - VY" - fc / Aber nicht nur regional, sondern auch be trieblich werden sich Differenzierungen in den Produktionszweigen herauskristallisie ren, wobei die Einkommenswirksamkeit und der Arbeitsbedarf der Betriebszweige den Ausschlag geben. Sehr arbeitsintensive, dafür auch einkommensstarke Produktions zweige, wie beispielsweise die Milchkuhhal tung, werden sich hauptsächlich in Betrie ben mit geringer Flächenausstattung etab lieren. Sogar innerhalb der Rinderhaltung wird sich bis zu einem bestimmten Grade eine Arbeitsteilung zwischen reiner Milch kuhhaltung und Aufzucht einspielen. « •" ■J ■ • . u/t ■! ' KJ .■ t ■ '7^:^". ^

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