Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

den Verkaufserlös seiner Erzeugnisse, Ge stehungskosten und Erzeugerpreise erfül len demnach hier dieselbe Funktion wie in der Industrie. In gleicher Weise ist auch in der Landwirtschaft das Einkommen An satzpunkt jedweder ökonomisch-kalkulato rischer Überlegungen und betriebsorgani satorischer Maßnahmen. Für die Härte des Existenzkampfes spricht die nüchterne Tat sache, daß die Landwirtschaft innerhalb der beiden letzten Jahrzehnte mehr als die Hälfte ihrer Arbeitskräfte durch Abwande rung verloren hat und daß allein in Ober österreich zwischen 1960 und 1970 2059 Bauernhöfe aufgegeben worden sind. Das Resultat dieser Entwicklung, deren Ende noch keineswegs abgesehen werden kann, ist ein drückender Arbeitskräftemangel, der gegenwärtig Anlaß für viele Betriebe ist, ihr bisheriges Organisationskonzept von Grund auf zu überdenken und Maßnahmen zur betrieblichen Vereinfachung einzulei ten. Die überlieferte und äußerst arbeits aufwendige Vielseitigkeit der Produktion unserer Betriebe fußt auf dem Gedanken der Selbstversorgung, der einst sicherlich Berechtigung hatte, als der Bauernhof wirt schaftlich und soziologisch noch eine weit gehend in sich geschlossene Einheit bilde te. In einem arbeitsteiligen Wirtschaftssys tem, wie wir es heute praktizieren, ist die betriebliche Autarkie zweifellos über holt. Überhaupt scheint mir die Bewälti gung aller Konsequenzen, die sich aus dem Übergang von der Selbstversorgerwirtschaft zur marktorientierten Produktion und aus dem Zusammenschmelzen der bäuerlichen Großfamilie zur Kleinfamilie ergeben ha ben, zur Zeit der dringlichste Schritt zu sein, den die Landwirtschaft zu vollziehen hat. Kein fortschrittlicher Landwirt kann sich der Aufgabe entziehen, seinen Be trieb auf ein von der Familie verkraftba res Arbeitsvolumen zu vereinfachen und von am Rande mitlaufenden, im Sinne der Einkommensgestaltung jedoch unwirksa men Produktionszweigen gewissermaßen zu entrümpeln. Zur Kompensation des Arbeitskräfteverlu stes hat die Landwirtschaft die Technik zu Hilfe genommen. Auf die weitreichen den Folgen sei hier nicht näher eingegangen, weil sich eine eigene Abhandlung damit befaßt. Ich möchte mich nur auf die Fest stellung beschränken, daß die anfängliche Euphorie auf dem Gebiete der Mechani sierung in der Bauernschaft inzwischen einer tiefgreifenden Ernüchterung gewichen ist, weil die kostspieligen Maschinen zu einer weiteren Verschlechterung der Ein kommenssituation beigetragen haben. Entsprach das Anlagekapital für Maschinen und Geräte im Jahre 1951 pro ha redu zierter landwirtschaftlicher Nutzfläche noch einem Wert von 2752 Schilling, so erreichte es im Jahre 1970 die beachtliche Höhe von 11.784 Schilling. Immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß die teuren Maschinen nur über den überbetrieblichen Einsatz öko nomisch vertretbar ausgelastet werden können. Auch auf anderen Gebieten, wie z. B. in der Veredelungswirtschaft, greift der Gedanke der überbetrieblichen Zusam menarbeit zur Produktionskostensenkung immer mehr Platz, weil der Einzelbetrieb über solche Gemeinschaften alle Vorteile,

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