Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Blick in die Höhere Landwirtschaftliche Bundeslehranstalt in St. Florian bei Linz. — Foto: H. G. Prillinger. Jeder Fachlehrer hat zwei Aufgaben zu er füllen, zu lehren und zu erziehen. Die Er ziehung der jungen Menschen ist der schwierigere Teil des Aufgabengebietes. Man kann diese Aufgabe zum Teil mit der Tätigkeit eines Bildhauers vergleichen, der einen Steinquader zu einem Menschenabbild formt. Während der dar stellende Künstler nur die Fähigkeit be nötigt, formen zu können, muß der Erzie her — wenn er den freien Willen des Schülers berücksichtigt, wie es die moderne Pädagogik verlangt — das Material, den Schüler, erst bereit machen, sich formen zu lassen, und ihn dann erziehen. Neben den hauptamtlichen sind zahlreiche nebenamtliche Lehrer an den landwirt schaftlichen Lehranstalten tätig. Als neben amtliche Lehrer bezeichnet man Persönlich keiten wie den Arzt, Tierarzt, Forstmeister, Pfarrer, Bezirksbauernkammersekretär, die nur wenige Wochenstunden, jedoch regel mäßig, unterrichten, hauptberuflich aber einer anderen Beschäftigung nachgehen. Sie bringen reiche Erfahrungen in unsere Schu len mit und vermitteln sie den Schülern. Wir möchten sie als Lehrer nicht missen. Das Zahlenverhältnis der hauptamtlichen und nebenamtlichen Lehrer scheint auf den ersten Blick nicht ausgewogen. Die Wochenstundenanzahl der nebenberuflichen Lehrer ist jedoch bedeutend geringer als die der anderen Lehrpersonen. Lehrer, die nur einoder zweimal während des Unterrichtsjah res, meist auf Einladung der Direktion, über Erlebnisse oder Spezialgebiete berich ten, werden als Gastlehrer bezeichnet. Sie beleben mit ihren Referaten den Schul alltag. Ihre Zahl ist bedeutend. Ziel und Aufgaben Die landwirtschaftliche Fachschule für Bur schen hat dem Schüler, für den späteren Beruf als Betriebsleiter, die erforderlichen theoretischen Kenntnisse zu vermitteln. Da bei soll sie auf das in der landwirtschaft lichen Praxis und in der allgemeinbildenden Schule erworbene Wissen aufbauen. Neben der Fachvermittlung hat die Fachschule den Schüler zu einem aufgeschlossenen, charak tervollen, selbständigen Menschen und ver antwortungsvollen Staatsbürger zu erzie hen. Das angestrebte Bildungsziel also ist die christlich-bäuerliche Persönlichkeit mit Unternehmereigenschaften. Die Schule hat dem Schüler auch ein prak tisches und handwerkliches Können in der Holz- und Metallverarbeitung zu vermit teln. Der Absolvent soll jederzeit in der Lage sein, die ihm anvertrauten Maschinen zu pflegen, instand zu setzen und kleine Re paraturen an ihnen durchzuführen. Die landwirtschaftliche Fachschule hat die Aufgabe a) den jungen Menschen zu helfen, in ihre Aufgabenbereiche hineinzuwachsen, b) sie anzuleiten zum guten menschlichen Verhalten in der Gesellschaft, c) sie zu festigen in dem Willen, Verant-

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