Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Es ist ihm auch verhaßt, anderer Leute Kin der sehen zu müssen. Er zieht sich in die Einsamkeit der Waldteiche zurück, deren Betreuung ihm von der Gemeinde übertra gen worden war. Selbst vom Schicksal ge schlagen, sucht er zurückzuschlagen, indem er den Leuten manches Böse zufügt. Ursins Sohn Konrad wächst inzwischen in Juntas Heimat heran und hilft bei der Mais- und Weizenernte und in den Wein bergen. Eines Tages gesteht Junta die Ent führung. Da hält es Konrad nicht mehr lange. Er sucht seinen Vater. Er findet ihn auch. Während er sich zu erkennen gibt,flie gen Steine durch das Fenster. Der alte Ur sin hat sich schuldig gemacht, er hat fünf Kindern, die im Kahne auf dem Teich fuh ren, keine Hilfe gewährt, als sie Wasser rosen pflückten und dabei kenterten. Jetzt weist Ursins Gewissen Konrad von sich. Ursin verschwindet und wird nicht mehr gefunden. Für den Außenseiter, das fühlt er wohl, gibt es in der Welt keinen Platz. Vor einem ländlichen Hintergrund spielt die Geschichte „Das verschlossene Zim mer", in der ein Lehrer, der im Gasthaus wohnt und von der Bevölkerung sehr ge schätzt wird, von seiner denkwürdigen Be kanntschaft mit dem Herrn Gerichtsrat und seiner Gattin berichtet. Auch ein Großteil der anderen Erzählungen Kefers, die in verschiedenen Publikationen erschienen sind, spielen in ländlicher Umgebung, So werden wir in der kleinen Geschichte „Ein Weihnachtsabend" auf einen Bauernhof ge führt, die Erzählung „Dunkle Nächte", die von einem untergetauchten Soldaten be richtet, spielt auf einem Bauernhof, die Er zählung „Das fremde Lied" wirft den Blick auf eine Tischrunde in einem Dorfgasthaus, das bäuerlich-dörfliche Leben umspannt eine Darstellung in „So geht der Sommer hin" und vom Fenster eines Bauernwirtshauses schaut man in der Erzählung „Die Fluß mädchen", usw. Der tiefen Verbundenheit mit der Natur und dem einfachen Land volk gibt Kefer vor allem auch in seiner ebenso anspruchsvollen wie meisterlichen Lyrik unverwechselbaren Ausdruck. Auch Hermann Friedl, der Arzt und Dich ter, läßt in den zehn Erzählungen, die 1959 unter dem Titel „Die Visitation" erschie nen sind, sowie in dem preisgekrönten Ro man „Der Landarzt" ein Bild vom Leben auf dem Land erstehen. Sein Blick ist der des Mediziners, seine Darstellung, seine Sprache die eines hochbegabten Schrift stellers. Wiederholt erschienen ist u. a. die im Band „Die Visitation" befindliche Er zählung „Die Hochzeit", in der der Autor mit prägnanten Strichen das Bild einer ländlichen Hochzeit zeichnet und dabei den Gedanken und Empfindungen von Braut, Bräutigam und verwitweter Brautmutter bis ins Schlafzimmer hinein nachgeht. Darstel lungen des Landlebens sind auch die Er zählungen „Rapport am Stammtisch" und „Ein schönes Begräbnis", die in dem Buch „Kleine Gesellschaft am Abend" zu finden sind. Der Roman „Der Landarzt" trägt zweifellos autobiographische Züge. Seine mit großer Spannkraft verfaßte Schilderung über die mühselige Arbeit eines Arztes in einem Dorf berührt wohl jeden Leser. Hier ist es ein schwerkrankes Kind, das er selbst in das Krankenhaus bringt, dort wird er zu einer Frau gerufen, die an Kinderläh mung erkrankt ist. Einmal kommt eine Frau in die Ordination, der der Kindersegen ver sagt blieb, ein anderes Mal wird der Arzt zu einer schweren Geburt gerufen. Dabei steht die Bevölkerung seiner Tätigkeit nicht nur mit Anerkennung, sondern vor allem auch mit Mißtrauen gegenüber. Ferner darf der Name des Schriftstellers Josef Günther Lettenmair hier nicht fehlen. Dieser entstammt einem alten Bauern geschlecht aus der Kremsmünsterer Gegend und wurde 1899 geboren. Er schrieb u. a. den Roman „Verwurzelte Leben", in wel chem er die Geschichte des oberösterreichi schen Sensenhandwerks beleuchtet. Seine Liebe zur Natur wird dabei überall sicht bar. In dem Abschnitt „Lärchen am Wie senhang" etwa wendet er sich gegen die Baumschlägerungswut mit den Worten: „Wehrlos ist das Geschlecht der Bäume die sen schrecklichen Menschengeschöpfen aus geliefert. Die kommen mit Werkzeugen der sonderlichsten Art angerückt, überfallen den Baum,schlagen mit Hacken wütend auf ihn ein und zerteilen mit diesem gräßlichen Ding, Säge, seinen Leib." In dem Band „Damlatinisches Jahr" schil dert er uns das Leben der dalmatinischen Fischerleute, in der Erzählung „Thode" ist die Titelgestalt ein dalmatinisches Fischer mädchen. Die Reihe der Schriftsteller, die uns ins ländlich-bäuerliche Milieu führen, ließe sich fortsetzen: mit Carl Martin Eckmair, der in seinen Werken der oberösterreichischen Landschaft und den Menschen seiner Heimat tiefempfundene und formschöne Ge dichte gewidmet hat; mit Franz Kain, der in dem Roman „Der Föhn bricht ein" die politisch unruhige Zeit vor 1938 und den Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich aus der subjektiv gefärbten Betrachtung der Geschehnisse in Goisern charakterisiert und der in der Erzählung „Die Donau fließt vor bei" das Problem der Entwurzelung von Landkindern eindringlich darstellt, die in die Stadt ziehen; mit Franz Riegler, der in seinen Erzählungen erkennen läßt, was er selbst mit den Worten formuliert: „Meine bäuerlichen und meine handwerklichen Ah nen, jene aus Überösterreich, diese aus Böhmen, geben mir ein bestimmtes Maß, das ich einzuhalten und auf besondere Art auszubauen bestrebt bin"; mit Rudolf Weilhartner, der in dem Hörspiel „Pfauen schrei" charakteristische Äußerungen über das Leben auf dem Land machen läßt; mit Alois Brandstetter, der im „Curriculum vitae", das im Buch „Überwindung der Blitz angst" erschienen ist, berichtet, er sei „in Aichmühl bei Pichl bei Wels geboren" und sein Vater, Martin Brandstetter, wäre dort „Besitzer einer kleinen Mühle, einer soge nannten Schwarzbäckerei, eines kleinen Sägewerkes, eines kleinen Elektrizitätswer kes, einer kleinen Landwirtschaft und sechs kleiner Kinder" gewesen ... usw. Hoffentlich ist es in der vorliegenden Be trachtung gelungen, das Ländlich-Bäuerliche in der oberösterreichischen Literatur von dem im Laufe der Jahrhunderte gewandel ten Gesichtspunkten aus zu beleuchten. Ge rade mit Alois Brandstetter scheinen wir ja an das andere Ende des Bogens gekom men zu sein, den wir mit Wernher dem Gartenaere und Neidhart von Reuental, mit Beer und Stelzhamer und Billinger und mit den Autoren der Gegenwart umspannt ha ben. Denn Brandstetter ist es, der mit dem Witz und der Sprache des Oberösterreichers seine eigenen Landsleute aufs Korn nimmt. JhU.S.OcAUU' ALLE SORTEN GASFEUERZEUGE 4020 Linz, Hauptpiatz 22 REISEANDENKEN Tel. 51 488 und 252814 SCHACHSPIELE Betrieb: MelicharStraße 4a Glas- und Porzellanmalerei Glas- und Porzella'nfotografie Goldrömer, geschliffen, mit Musik

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