Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Beruf, den er nach der Ausbildung ergriff, war er jedoch nicht lange tätig. Seit 1938 lebt er in Linz bzw. in Micheldorf als freier Schriftsteller. Watzinger hat sich vor allem als Autor historischer Romane — von ihm stammt ein Luther-Roman, ein Roman über den holländischen Maler Vincent van Gogh und ein im Manuskript fertiger Roman über den Reitergeneral Sporck — einen Namen gemacht. Doch auch seine Leistun gen als Hörspielautor, Verfasser von Büh nenwerken, als Librettist und Autor großer Festspiele verdienen Anerkennung. Watzin gers Vorliebe für die Geschichtsromane wird schon in der Erzählung „Die Pfand herrschaft" sichtbar. In vielen, sehr ein dringlichen Bildern wird uns die Recht losigkeit der Bauern und die Verständnislosigkeit und Härte des Statthalters und seiner Soldaten vor Augen geführt. „Stöffl Fadinger, so hieß der obriste Hauptmann der Bauern Oberösterreichs im Jahre 1626, da sie wider den Pfandherrn ihres Hei matlandes, den Kurfürsten Maximilian von Bayern, standen, denn sie wollten frei sein von Zwang an Leib und Seele, und sie trugen das Recht dazu in ihren Herzen." Mit diesen Worten stellt Watzinger gleich zu Beginn seiner Erzählung die Situation klar. Fadinger erlebt, wie ein „Reuter sei ner Kurfürstlichen Gnaden und dessen Statthalter Adam Graf Herberstorff" sei nen alten am Felde arbeitenden Schwieger vater nach einem kurzen Wortwechsel tötet und unmittelbar darauf Fadingers Gattin vergewaltigt. Fadinger geht nach dem Be gräbnis des alten Lempergers zum Pfleger von Waizenkirchen, um sich sein Recht zu holen, dort erfährt er aber, daß er keines habe, wenn er den Soldaten nicht bringen könne. Da legt die Frau Fadingers das Schwert auf das Bett des Mannes. „So werden die Bauern frei!" sagt sie nur. Fadinger sucht beim Grafen Herberstorff nach seinem Recht, wird aber gar nicht vor gelassen. Beim Wirt vor dem Emlinger Holz trifft er den Soldaten, der seinen Schwiegervater ermordet hat. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, in deren Ver lauf der pockennarbige Soldat und sein Begleiter getötet werden. Die Waffen führ ten ein Student, der zu Fadinger half, und der Wirt. Die Leichen werden im Keller vergraben. Der Student versieht alsbald Prädikantendienste und fordert die Bauern zum Losschlagen auf. Tatsächlich rüsten sich die Bauern unter dem Losungswort „Es muß sein!" zum Kampf. In drama tischen Szenen wird der Kampf auf der Ledererwiese geschildert, wobei die blutige Auseinandersetzung des Leutnants Panstingl mit Herberstorff bzw. einigen Krobaten besonders wirkungsvoll dargestellt ist. Auch die Belagerung von Linz fesselt den Leser. Herberstorff tritt uns als zwiespältige Na tur entgegen. Er war früher evangelisch und vertritt jetzt fanatisch die Sache der Katholischen; einmal ist er milde und läßt die Evangelischen gewähren, ein anderes Mal greift er unnachsichtlich durch; ein mal will er mehr Soldaten anfordern, dann läßt er es wieder bleiben; einerseits läßt er es sich gut gehen, andererseits will er jede Weisung des Kurfürsten bis ins klein ste erfüllen. 1952 veröffentlichte Watzinger den Roman „Kaiser, Kurfürst, Herr und Bauer", in dem er die Zeit der Pfandherrschaft von einer anderen Seite her beleuchtet. Ein weiterer bäuerlicher Roman Watzingers nennt sich „Spiel in St. Agathen." Die junge Bäuerin Anna, die alleinstehende Erbin eines steirischen Hofes, vollblütig und energisch auf der einen und von be zwingender Rätselhaftigkeit auf der ande ren Seite, bringt drei Männer in arge Lie beswirren: den herben, draufgängerischen, jähzornigen und eifersüchtigen Roßknecht Nikolaus Wert, genannt „der lange Laus"; den Dorfschulmeister Friedrich Kersten, einen Lehrer, der zwischen dem Leben in der Stadt und dem Verbleiben auf dem Land schwankt, der sich aber schließlich zur verantwortungsbewußten Liebe durch ringt und bei Anna den Sieg davonträgt, einen Sieg freilich, den er mit dem Leben bezahlen muß; und schließlich einen eigen willigen und oft nicht ganz geheuren Land streicher, der sich aber in heiklen Situa tionen durchaus als verläßlich erweist. Die Charaktere, welche die Handlung voran treiben bis zu dem Augenblick, in dem die Belarvten mitten in die Zuschauer des Krippenspieles stürzen und auf den Leh rer zu, sind klar und wirksam durchge zeichnet. 1940 wurde im Landestheater Linz Watzin gers „Martin, der Knecht" aufgeführt. Es handelt sich bei diesem Stück um eine Dorftragödie, bei der der Autor den Ver such unternahm, die Handlung nach den dramaturgischen Gesichtspunkten der alten Griechen zu schreiben. Das Manuskript einer packenden histori schen Novelle aus der Zeit vor und wäh rend des dritten oberösterreichischen Bau ernkrieges reichte Maria Raml anläßlich der Ausschreibung des Enrica-HandelMazzetti-Preises 1951 ein. Ihr wurde da für die Anerkennung des Ministeriums ausgesprochen. Maria Raml, die den Stoff in der Sprache Handel-Mazzettis gestaltet hat, wurde 1922 in Linz geboren und ist seit 1948 im Lehrberuf tätig. Sie ist durch Hörspiele im Rundfunk bekannt geworDen Titel „Es muß sein" trägt das Werk über Stefan Fadinger von Karl Itzinger, der 1888 in Ried i. 1. geboren wurde und Zeitungsverleger und Redakteur war. Vom gleichen Autor stammt auch das Werk „Das Blutgericht am Haushammerfeld" so wie ein Freilichtspiel über das Franken burger Würfelspiel. Ein bemerkenswertes Buch ist das 1845 erschienene ,,Oberösterreichische Georgicon." Sein Verfasser, Matthias Altmann, der Besitzer des Nigel-Gutes in Damberg, Pfarre Taufkirchen im Hausruck-Kreise, nennt es ein „Lehrgedicht, dargestellt in einem Familiengemälde." Tatsächlich schil dert uns der Verfasser mit einer Genauig keit, die jedem Volkskundler und Volkstumsforscher Freude machen muß, das Bauernleben und die Bauernarbeit im Jah reslauf. Im Vorwort stellt sich Altmann vor: Er ist zu Edlach im Hausruckkreis geboren, wo sein Vater Beamter war, die herrschaftlichen Gründe in Pacht hatte und die Landwirtschaft mit großer Liebe be trieb. Nachdem der Knabe sich das ange eignet hatte, was die Pfarrschule bot, wurde er nach Kremsmünster geschickt. In dieser Zeit wurde aber auf einmal „unser Landes-Antheil von Oesterreich getrennt und später der Krone Bayern zugetheilt." Die Eltern und er mußten Österreich verlassen und nach Bayern ziehen. 1813 mußte er in bayerische Kriegsdienste treten. Später, nach Friedensschluß, wurde er als Offizier in das Infanterie-Regiment Erzherzog Rai ner überstellt. Nach dem Tode des Vaters kaufte er in der Nähe seines Geburtsortes einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, den er zusammen mit seiner Frau bewirt schaftete. Seine Liebe zum Beruf ließ in ihm den Plan reifen, die Arbeiten des ober österreichischen Landmannes zu beschrei ben. Die Bewirtschaftung seines kleinen Anwesens machte ihm wohl viel Freude, brachte ihm aber keine Ersparnisse, die er zur Ausstattung seiner heiratsfähigen Toch ter gebraucht hätte. Da entstand der Ge danke, sein „Georgicon" in Druck zu ge ben. Bei der Verwirklichung fand er in Erzherzog Johann einen großen Förderer. Ihm ist auch das Buch gewidmet. Das Werk ist in 15 Gesänge gefiedert, in denen in sehr anschaulichen Details das Leben und die Arbeit am Bauernhof ge zeigt werden. Man sieht, welche Rolle der Religion zukam, wie die Feste gefeiert wurden, wie die Kleidung der bäuerlichen Bevölkerung aussah, wie das Verhältnis zwischen Bauersleuten und Dienstboten beschaffen war, welche Arbeiten in den einzelnen Jahreszeiten in Haus und Hof und auf dem Felde zu verrichten waren, wie man das Brauchtum hochhielt, wie man Frohsinn und Gesang pflegte usw. Alt mann führt mit dem Leser auch eine Be sichtigung der Pfarrgründe durch, äußert sich über die verschiedenen Kulturarten und die Benützung der Gründe usw. Das Lehrgedicht, das in dankenswerter Weise 1966 im Oö. Landesverlag als original treuer Nachdruck erschienen ist, ist in hochdeutscher Sprache und in Hexametern abgefaßt. Haben wir die Reihe der Mundartdichter kurz unterbrochen, so müssen wir sie nun wieder fortsetzen. 1861 wurde in Aspach im Innviertel der Heimatdichter Georg Wagnleithner geboren. Wagnleithner

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